855.000 Euro für Gedenkort

Die Stadt Wuppertal fördert den Gedenkort Kemna mit 855.000 Euro. Superintendentin Federschmidt freut sich über "starken Rückenwind" fürs Projekt.


Die Stadt Wuppertal fördert den Lern und Gedenkort Kemna mit 855.000 Euro. Das gebe dem Projekt des Kirchenkreises jetzt „starken Rückenwind“, freut sich Superintendentin Ilka Federschmidt.

Der Rat der Stadt Wuppertal hat sich mit einem einstimmigen Votum für die finanzielle Förderung des Lern- und Gedenkortes Kemna in Höhe von 855.000 Euro ausgesprochen. Damit übernimmt sie nun den Großteil der bereits zugesagten Eigenmittel in Höhe von 1,5 Millionen der bergischen Städte Wuppertal, Remscheid und Solingen für das Projekt der evangelischen Kirche.

„Über diese einhellige Zustimmung zur Errichtung eines Lern- und Gedenkorts auf dem Gelände des ehemaligen bergischen Konzentrationslagers Kemna freuen wir uns sehr“, sagt Superintendentin Ilka Federschmidt. „Das gibt dem Projekt starken Rückenwind. In Zeiten, in denen unsere Demokratie zunehmend in Frage gestellt wird, ist die Errichtung des Gedenk- und Lernortes für unsere bergische Region von besonderer Bedeutung.“

Auf dem Gelände an der Beyenburger Straße 164 waren zwischen 1933 und 1934 bis zu 2500 politische Häftlinge aus dem Bergischen Land und Ruhrgebiet unter katastrophalen Bedingungen inhaftiert. Die evangelische Kirche hat das Objekt auf der Suche nach einem neuen Standort für sein Archiv im Jahr 2019 erworben. „Als uns dieses Gelände zum Kauf angeboten wurde, war uns klar, dass wir hier nicht nur unser Kirchenarchiv unterbringen wollen, sondern diesen historisch wichtigen Ort auch für eine breite Öffentlichkeit als Gedenk- und Lernort zugänglich machen möchten“, erklärt Ilka Federschmidt.

Weitere Fördermittel werden beantragt

Der Gesamtverband der evangelischen Gemeinden in Wuppertal finanziert nun im Zuge der Einrichtung des kreiskirchlichen Archivs alle baulichen Maßnahmen, die für die Instandsetzung und Inbetriebnahme des Gebäudes erforderlich sind. Für den Umbau der ehemaligen Putzwollfabrik, in der das KZ untergebracht war, zu einer Gedenkstätte am historischen Ort sowie die Gestaltung der Dauerausstellung werden öffentlichen Gelder verwendet.

Das KZ Kemna befand sich in einer stillgelegten Putzwollfabrik an der Wupper.

Der Eigenanteil der bergischen Städte an der Finanzierung ist Voraussetzung für weitere staatliche Fördermittel von Bund und Land, die nun beantragt werden können. Dafür erarbeitet der Kirchenkreis mit den Städten Wuppertal, Solingen und Remscheid ein Konzept. Ebenso ist die Gründung eines gemeinnützigen Fördervereins angedacht, um für die bürgerschaftliche Verankerung des Projektes in der Region zu sorgen und darüber auch private Sponsoren zu erschließen.

„Außerdem können wir nun zuversichtlich an die Gestaltung des Feinkonzeptes für den Lern- und Gedenkort gehen, das wir zu gegebener Zeit wieder unseren Partnern der Erinnerungskultur in Deutschland und aus dem gesellschaftlichen und politischen Leben der Bergischen Region vorstellen werden, um deren Ideen miteinbeziehen zu können“, betont Ilka Federschmidt.

Zustimmung über Parteigrenzen hinweg

Über Parteigrenzen hinweg hatten sich die Kommunalpolitiker Im Rat der Stadt Wuppertal für die Errichtung des Gedenk- und Lernortes Kemna ausgesprochen. Die Erinnerung an die NS-Greuel sei „gerade heutzutage“ von hoher Bedeutung für Wuppertal, die gesamte Region und ganz Deutschland, sagte Bürgermeister Heiner Fragemann (SPD) laut Medienberichten. Rolf Köster (CDU) sprach von einem „neuen Kapitel der Erinnerungskultur“ durch die neue Einrichtung. 855.000 Euro seien „kein Pappenstiel“, aber jeden Cent wert, weil „eine Investition in die Zukunft unserer Demokratie“.

Das Thema habe „leider wieder an Aktualität gewonnen und man müsse der Geschichtsklitterung der Rechten entgegenwirken“, befand auch Gerd-Peter Zielezinski (Linkes Bündnis Wuppertal). „Zumal heute von diesen Kräften offen über Remigration gesprochen wird“, ergänzte René Schunck (FDP). Auch Dagmar Liste-Frinker (Grüne) betonte die Aktualität des Themas und das schwindende Bewusstsein für die damaligen Ereignisse und sagte: „Nie wieder ist jetzt.“

Text: Sabine Damaschke
Foto: Barbara Herfurth-Schlömer

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