02.12.2013Redaktion
Anne Sophie Overkamp erforscht die Geschichte von Wuppertaler Kaufmannsfamilien
Barmen und Elberfeld, seit 1929 zur neugeformten Großstadt Wuppertal gehörend, waren in der Frühen Neuzeit wichtige Gewerbeorte und zählten im preußischen Kaiserreich zu den führenden Industriestandorten. Die junge Wissenschaftlerin promoviert bei Prof. Dr. Susanne Lachenicht am Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Bayreuth. Ihre exzellente Arbeitsweise konnte sie bereits unter Beweis stellen: Bei der Verleihung des Nicholas-Canny-Preises setzte sie sich gegen acht Nachwuchswissenschaftler von den Universitäten Yale, Columbia, Johns Hopkins und Boston College durch.
Persönliche Bezüge der Nachwuchswissenschaftlerin ins Wuppertal
Ins Wuppertal hat Anne Sophie Overkamp auch persönliche Bezüge, kommt sie doch selbst aus der Region und ging in Wuppertal zur Schule, bis es sie quer durch Deutschland ins 600 Kilometer entfernte Frankfurt an der Oder zog, um hier ein Studium der Kulturwissenschaften an der Europa-Universität Viadrina aufzunehmen. Dazu kamen Studienaufenthalte an der Universität Warschau und der University of North Carolina at Chapel Hill, USA. Ihr Studium schloss sie ‚mit Auszeichnung‘ an der Europa-Universität Viadrina mit einer Diplomarbeit über Wuppertal ab. Anschließend erhielt sie für drei Jahre ein Promotionsstipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Seit nunmehr einem Jahr arbeitet sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Prof. Dr. Susanne Lachenicht an der Universität Bayreuth.
Die 32-jährige Nachwuchswissenschaftlerin fühlt sich sehr wohl in Franken, wo sie mit ihrem Mann und ihrer fast zweijährigen Tochter lebt. Das Familienleben ist nicht immer einfach zu organisieren, berichtet sie: „Mein Mann und ich müssen uns sehr gut absprechen, damit wir seinen Beruf als technischer Redakteur in Nürnberg, meine wissenschaftliche Arbeit an der Universität Bayreuth und das Leben mit unserer kleinen Tochter unter einen Hut bekommen.“
Recherchen im Firmenarchiv der Wuppertaler Kaufmannsfamilie Frowein
Anne Sophie Overkamp untersucht die Geschichte und das Wirken von Wuppertaler Kaufmannsfamilien in der Zeit von 1760 bis 1830, der sog. Sattelzeit. Insbesondere interessiert die junge Wissenschaftlerin die Firmengeschichte der Kaufmannsfamilie Frowein, die damals Leinenbänder für den alltäglichen Gebrauch herstellte und damit erfolgreich regen Handel trieb – sogar bis nach Übersee. Die Firma Frowein gibt es auch heute noch in Wuppertal, allerdings stellt sie keine gewebten Bänder mehr her, sondern investiert als Frowein & Co. Beteiligungs AG in mittelständische Familienunternehmen, um sie aufzubauen und fortzuführen. Dabei kommen den Nachfahren der Firmengründer wohl nicht zuletzt die Erfahrungen aus 250 Jahren Unternehmertum zugute.
Für ihre Dissertation reist Anne Sophie Overkamp immer wieder in ihre Heimatstadt, um im Firmenarchiv der Kaufmannsfamilie Frowein zu recherchieren. „In den 200 Jahre alten sogenannten Briefkopierbüchern, was heute einem Postausgangsbuch gleichkäme, lesen zu können, ist außerordentlich spannend, aber auch hin und wieder recht mühsam, wenn die Aufzeichnungen unterbrochen oder aber die Texte aufgrund des Alters und der Handschriften schlecht lesbar sind“, erzählt die Nachwuchswissenschaftlerin, die Englisch und Französisch fließend und auch Polnisch und etwas Spanisch spricht. „Glücklicherweise sind die Froweinschen Aufzeichnungen aber doch fast vollständig erhalten und vor fünf Jahren von einer Archivarin professionell geordnet worden und somit für Forschungszwecke nutzbar.“
Nicholas-Canny-Preis für exzellente wissenschaftliche Arbeitsweise
Anne Sophie Overkamp wird 2014 ihre Dissertation abschließen, zweifelsohne mit Erfolg! Ihr exzellentes wissenschaftliches Arbeiten konnte sie bereits bei der diesjährigen Summer Academy of Atlantic History, die in Hamburg stattfand, unter Beweis stellen: Bei der Verleihung des Nicholas-Canny-Preises setzte sie sich gegen acht Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler von den Universitäten Yale, Columbia, Johns Hopkins und Boston College durch. Anne Sophie Overkamp präsentierte bei der Veranstaltung die Übersee-Verbindungen der Elberfelder Firma Frowein. Die Themen der Forschungsprojekte der teilnehmenden Promovierenden waren weit gespannt: Sie reichten von der Kreolisierung von Nahrungsgewohnheiten in der Karibik und damit verbundenen Identitätsbildungsprozessen über transnationales Gelbfiebermanagement bis hin zu Kommunikations- und Kaufmannsnetzwerken schottischer Händler und Pfarrer im Atlantischen Raum.
Der Preis ist benannt nach Prof. Dr. Nicholas Canny, Mitglied des European Research Council (Brüssel), ehemaliger Präsident der Royal Irish Academy sowie Mitglied der British Academy. Als Mitglied des European Research Council, dem wichtigsten wissenschaftlichen Gremium der Europäischen Union, gehört Prof. Dr. Nicholas Canny nicht nur zu den führenden Vertretern der Atlantischen Geschichte in Amerika und Europa, sondern auch zu den prominentesten europäischen Wissenschaftlern weltweit. Mit dem internationalen Preis werden alle zwei Jahre Promovierende aus Europa und Amerika für hervorragende wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet. Gefördert wird der Preis von der Oxford University Press, New York, dem weltweit führenden Wissenschaftsverlag.
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Quelle: Universität Bayreuth
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