Anwältin der Studierenden

Finanznöte, Wohnungsnot und Leistungsdruck: Im neuen Wintersemester finden Studierende in der "Kirche an der Uni" ein offenes Haus und Ohr für ihre Sorgen.

Aktuelle Stellenangebote:


Finanznöte, Wohnungsnot und Leistungsdruck: Im neuen Wintersemester finden Studierende in der „Kirche an der Uni“ ein offenes Haus und Ohr für ihre Sorgen.

Ein offenes Haus, in dem zum gemeinsamen Pizzaessen eingeladen wird, der Kaffee nichts kostet und die WLAN-Verbindung stabil ist: „Kirche an der Uni“ ist für so manchen Studierenden zu einem Zufluchtsort geworden in Zeiten, in denen das Studium mehr denn je eine Herausforderung darstellt. „Viele beginnen das neue Wintersemester mit einem Paket voller Sorgen“, weiß Studierendenpfarrerin Claudia Andrews. Reicht das Geld fürs WG-Zimmer und Leben? Werde ich die Prüfungen schaffen? Finde ich neue Freunde und Freundinnen an der Uni?

Studierende haben die seit Ende 2021 stark gestiegene Inflation in Deutschland überdurchschnittlich gespürt – trotz Entlastungsmaßnahmen von Bund und Ländern. Laut der jüngsten Sozialerhebung des Bundes und des Deutschen Studierendenwerks haben 28 Prozent weniger als 700 Euro im Monat zur Verfügung – und das bei stetig teurer werdenden Lebensmitteln und hohen Energiekosten.

Gut vernetzt an der Uni

„Für immer mehr Studentinnen und Studenten ist es ein Problem, dass sie in der Mensa nur noch mit Karte zahlen können“, beobachtet Claudia Andrews. „Denn in der zweiten Monatshälfte ist das Konto leer.“ Ein Problem, für das schnelle und unbürokratische Lösungen gefunden werden müssen. „Wir verstehen uns als Kirche an der Uni auch als Anwältin der Studierenden“, betont Claudia Andrews, „und setzen uns gemeinsam mit anderen Akteuren wie dem Hochschul-Sozialwerk für eine zielgerichtete Unterstützung ein“.

Kirche ist an der Uni präsent und vernetzt, wie Claudia Andrews zeigt.

Studierenden Zeit und Aufmerksamkeit schenken in einem Hochschulalltag, der ihnen mit stetigen Leistungsnachweisen und Nebenjobs viel abverlangt – das ist Claudia Andrews und ihrem katholischen Kollegen Klaus Große-Rohde wichtig. Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) und Katholische Hochschulgemeinde (KHG) sind hier nicht nur unter einem Dach. Sie arbeiten auch eng zusammen.

Ein „menschenfreundliches“ Haus

„Wir möchten, dass in unserem Haus die Menschenfreundlichkeit Gottes spürbar wird und junge Menschen hier das finden, was sie gerade brauchen“, sagt die Pfarrerin. Das können persönliche Gespräche sein, aber auch Ruhe zum Lernen oder Aktivitäten, die Spaß machen wie das Treffen mit anderen Studierenden, Filme schauen, spielen oder zusammen Plätzchen backen und in der Vorweihnachtszeit Adventskränze und -kalender selbst zu machen.

„Viele wissen heute kaum noch etwas über Konfessionen und Kirche. Aber sie sind neugierig und offen für Spiritualität und die Frage nach Gott in der Welt“, beobachtet Claudia Andrews. „Wenn wir Themenabende anbieten, sollten sie mit der konkreten Lebenswirklichkeit der Studierenden zu tun haben.“ So hat die Pfarrerin zum Thema Nachhaltigkeit und fairer Handel eine Exkursion zum Wuppertaler Sozialunternehmen GEPA eingeladen, das aus christlichem Engagement entstanden ist.

Tabuthemen anpacken

Auch um Tabuthemen wird es im Wintersemester wieder gehen. Am 8. November liest die Kölner Studentin Nora Kellner aus ihrem im März 2023 erschienen Buch „OperMacht: Klartext reden über sexualisierte Gewalt“. An die Themen „Sterben und Trauer“ wagt sich „Kirche an der Uni“ ebenfalls. In Kooperation mit dem Hospizdienst „Die Pusteblume“ der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal veranstaltet sie einen „Letzte Hilfe Kurs“. Trauergruppen für Studierende gehören seit dem letzten Wintersemester zum regelmäßigen Programmangebot von „Kirche an der Uni“.

„Kirche bedeutet Gemeinschaft zu ermöglichen“, sagt Claudia Andrews. Das soll das Programm auf einen Blick deutlich machen. Deshalb ist es mit dem schlichten Wort „Gemeinsam“ überschrieben.

Text und Fotos: Sabine Damaschke

Anmelden

Aktuelle Stellenangebote:

Kommentare

  1. Norbert Beutel sagt:

    Tut mir leid, wenn sich mein Mitleid mit den Studenten in Grenzen hält.
    War es nicht hauptsächlich diese Bevölkerungsgruppe, die bei der letzten BT-Wahl dafür gesorgt hat, dass eine Partei in der Regierung das Sagen hat, die mit ihrer Politik das Land mit Vollgas an die Wand fährt und die für die Inflation und Wohnungsnot ursächlich verantwortlich ist.
    Waren es nicht hauptsächlich Studenten, die auf der Straße „Wir haben Platz“ skandierten und nach der Demo in der Schlange der Wohnungssuchenden standen?
    Und wenn 28 % der Studenten weniger als 700 Euro p.m. zur Verfügung haben, sollten man doch einmal nachforschen, wie viele ältere Rentnerinnen froh wären, wenn sie überhaupt so viel bekämen.

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert