17.02.2025evangelisch wuppertal
Auf den Hund gekommen
Seit Jahrhunderten gilt der Hund als treuester Gefährte des Menschen. Welche Rolle er in Bibel und Kirche spielt, hat Historiker Heiko Schnickmann erforscht.
Seit Jahrhunderten gilt der Hund als treuester Gefährte des Menschen. Wie es dazu gekommen ist und welche Rolle er in Bibel und Kirche spielt, hat Historiker Heiko Schnickmann für einen Vortrag in der Hottensteiner Kirche zusammengetragen.
Weit vor unserer Zeitrechnung begann die lange Freundschaft von Wolf, Hund und Mensch. Wieso wurde der Hund wichtig für den Menschen?
Heiko Schnickmann: Der Hund ist das älteste Haustier des Menschen. Er hat ihn, anders als die späteren Haustiere, überallhin begleitet. Dabei ist gar nicht genau klar, wo der Hund wann domestiziert wurde. Für den Menschen war der Wolf, aus dem sich der Hund entwickelte, interessant, weil er genau wie der Mensch jagt – in Gruppen.
Es lag also recht nahe, dieses Tier zu nutzen, um eine gewisse Jagdmethode zu verbessern. Es half, dass der Wolf außerdem die Nähe des Menschen suchte, weil dieser Müll produzierte, den der Wolf gerne fraß.
Der Hund sollte den Adeligen bei der Jagd begleiten, dem Bauern den Hof beschützen und dem Burgfräulein den Schoß wärmen.
So entstand eine Verbindung, die nach der Sesshaftwerdung des Menschen weiter fortbestand, indem der Mensch dem Wolf das Bellen beibrachte – fortan war er der Wachhund des Hofes.
Wann wurde der Hund als Haustier modern?
Heiko Schnickmann: Ich habe meine Abschlussarbeit zum Hund im Mittelalter geschrieben und dafür auch in die Antike zurückgeschaut. Der Hund war als Haustier immer wichtig. Allerdings war seine Haltung nicht uneigennützig. Er sollte den Adeligen bei der Jagd begleiten, dem Bauern den Hof beschützen und dem Burgfräulein den Schoß wärmen.
Heiko Schnickmann forscht schon lange zur Geschichte des Hundes.
Der Schoßhund war es aber, aus dem sich im Laufe des Mittelalters eine Beziehung zum Hund entwickelte, die nicht mehr nützlich war, sondern anders. Erst bei Adeligen, dann – und hier wird das 18. Jahrhundert interessant – bei den Bürgerlichen, die die adelige Lebensweise kopierten. So erhielt der Hund eine Bedeutung als Statussymbol und dadurch seine Beliebtheit, die bis heute andauert.
In der Bibel wird eher geringschätzig über den Hund geredet. Warum wird er dort nicht als „bester Freund des Menschen“ gesehen?
Heiko Schnickmann: Die Hunde der Bibel sind besondere Hunde. Es handelt sich um Parias, also Streuner, die keine geordnete Funktion haben.
Die Rolle der Kirche in Bezug auf den Hund ist ambivalent.
Sie waren für die Menschen damals und auch später eine Plage, weswegen sie negativ konnotiert sind – oftmals in Verbindung mit Flüchen. Dass das aber nicht immer so war, belegt eine Stelle bei Jesaja (66,3), bei der das Töten eines Hundes mit einem Frevel beim Gottesdienst gleichgesetzt wird. Das zeigt in meinen Augen, dass Hunde auch in der Bibel nicht nur negativ waren.
Für viele Menschen ist der Hund heute ein wichtiger Lebensgefährte. Hat das die Kirche beeinflusst? Ist sie auch „auf den Hund gekommen“?
Heiko Schnickmann: Ganz im Gegenteil! Bilder des Barocks zeigen oftmals Hunde in Kirchen, die am Mobiliar nagen oder ihr Geschäft verrichten – mal mit Leine, mal ohne. Es versteht sich, dass es deswegen Verbote gab, die Tiere mitzuführen. Allerdings ist die Rolle der Kirche in Bezug auf den Hund ambivalent. Der Zunge des Hundes wurden heilende Kräfte zugeschrieben, sodass ein Prediger, dessen Werkzeug die Zunge ist, auch solche Kräfte besaß. Aber die Beliebtheit des Hundes entwickelte sich unabhängig von der Kirche. Sie nutzte diese dann für ihre eigenen Bilder.
Die Frage nach dem ewigen Leben wird in der Theologie inzwischen auch auf unsere Mitgeschöpfe, also die Tiere, bezogen. Haben Hunde eine Seele und kommen in den Himmel?
Heiko Schnickmann: Das möchte ich ganz persönlich beantworten: Hunde haben in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt. Ich bin mit den Hunden meines Onkels, Enno und Klee, aufgewachsen und habe mir nach der Schule selber zwei besorgt, Porthos und Senta. Ich habe beide großgezogen und bin mit ihnen zur Hundeschule gegangen. Das hat uns stark verbunden.
Ich glaube daran, dass Hunde in den Himmel kommen.
Beide Hunde sind viele Jahre nicht mehr am Leben, aber ich hoffe sehr, sie nach meinem eignen Tod genauso wiederzusehen wie meine Eltern. Also ja: Sie kommen in den Himmel.
Was hat Sie dazu bewogen, sich mit der Kulturgeschichte des Hundes zu beschäftigen? Sind die Wuppertaler besonders „hundeverliebt“?
Heiko Schnickmann: Die Geschichte der Wuppertaler Tierverliebtheit müsste noch erforscht werden. Tatsächlich beschäftige ich mich schon wesentlich länger mit der Geschichte der Hunde als mit der des Wuppertals. Meine Beschäftigung kam dadurch zustande, dass ich auf der Suche nach einem Thema für meine Abschlussarbeit suchte und nach der Hundeschule mit Hund ins Büro von Professor Freise ging, der dann immer Sprechstunde hatte. Senta war müde und schnarchte, sodass Freise meinte: „Schreiben Sie doch etwas über Hunde!“ Das fand ich so ungewöhnlich, dass ich das wirklich getan habe.
Das Gespräch führte Sabine Damaschke.
Kulturgeschichte des Hundes
Vortrag von Heiko Schnickmann
Freitag, 28. Februar, 19 Uhr
Hottensteiner Kirche, Wittener Str. 146
Fotos: Canva, KK-Archiv
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