30.11.2023evangelisch wuppertal
Aus Liebe zu Buch und Kirche
22 Jahre haben sich Christine und Hermann Burmeister für den Büchermarkt in der Pauluskirche engagiert. Jetzt gehen sie nach Hamburg.
22 Jahre haben sich Christine und Hermann Burmeister für den Büchermarkt in der Pauluskirche engagiert. Jetzt gehen sie nach Hamburg.
Einen kleinen Tisch mit Kaffee und Brötchen haben Christine und Hermann Burmeister in die Ecke gestellt. Ganz hinten in der Pauluskirche, nahe am Bücherregal und vor der Tür, die zu den Toiletten führt. Es ist Zeit für eine Pause, während der nächste Büchermarkt für den Dezember aufgebaut wird. Und Zeit für eine kleine Bilanz. Denn dass sie nun hier sitzen und auf einen schönen Kirchraum schauen können, ist auch ihr Verdienst.
„Gehen Sie ruhig mal auf unsere Toilette“, sagt Hermann Burmeister und lacht. „Das ist bestimmt die modernste, die sie in einer Kirche gesehen haben.“ Sie wurde – wie die gesamte Kirche – im Rahmen des „Stadtumbau West“ renoviert. Den Umbau, der von 2007 bis 2013 dauerte, hat Hermann Burmeister damals begleitet und Nerven gekostet, aber auch Spaß gemacht.
Zweite Heimat Pauluskirche
Viel Zeit haben Hermann Burmeister und seine Frau Christine investiert, um die 1882 erbaute Kirche in Unterbarmen zu erhalten. „Sie ist uns ans Herz gewachsen, seit ich 1982 Leiterin des Kindergartens Pauluskirchstraße wurde“, erzählt Christine Burmeister. Viele Kindergottesdienste hat sie hier gestaltet und die Theatergruppe ULK gegründet. Auch für ihren Ehemann Hermann, ehemals Betriebswirt in der Werkzeugindustrie, wurde die Pauluskirche zur zweiten Heimat.
Als die Gemeinde Unterbarmen-West die unter Denkmalschutz stehende Kirche nicht mehr finanzieren konnte, suchten sie gemeinsam mit anderen Gemeindegliedern nach einer Lösung, um sie als Gottesdienststätte zu erhalten.
Zur Geschichte der Gemeinde Unterbarmen hat Hermann Burmeister viele Artikel verfasst.
1995 entstand der „Freundeskreis Pauluskirche Unterbarmen e.V.“. Hermann Burmeister wurde für viele Jahre ihr Vorsitzender.
Kultur unterm Kirchendach
Die Kirche konnte im Besitz der Gemeinde bleiben und zur beliebten Kulturstätte werden. Lange nutze die Bergische Universität sie für Vorlesungen.Das Schauspielhaus führte hier Schillers Wallenstein auf. Es gab jede Menge Konzerte und Lesungen. Aber auch Hochzeiten und private Feiern brachten Geld in die Kirchkasse. Und dann kam die Idee mit dem Büchermarkt dazu.
Seit 2001 findet er jeden Monat – mit Ausnahme des Januars – in der Pauluskirche statt. Es ist das Lieblingsprojekt von Christine und Hermann Burmeister, das sie von Anfang an unterstützt haben. Die Einnahmen aus den Büchermärkten tragen entscheidend dazu bei, die Pauluskirche zu erhalten.
Viel Arbeit rund um den Büchermarkt
Inzwischen ist der Bestand auf rund 20.000 Bücher angewachsen. Ein Team von knapp 20 Ehrenamtlichen räumt die gespendeten Bücherkisten aus, sortiert die Literatur, Spiele, CDs und DVDs nach Sachgebieten und baut sie am ersten Wochenende in jedem Monat für die vielen Besucher:innen auf.
Alle Bücher sind in einem Extraraum neben dem Kirchenschiff untergebracht. Da ständig neue Spenden eintreffen, packen die Ehrenamtlichen aus und um und sortieren die Bücher das ganze Jahr über. Etwa 30 bis 50 Stunden pro Monat kommen so bei jedem und jeder Ehrenamtlichen zusammen.
Um die Kinderbücher hat sich immer Christine Burmeister gekümmert.
Christine Burmeister, die viele Jahre Fachberaterin für die evangelischen Kindergärten im Kirchenkreis war, ist für die Kinderliteratur zuständig. Hermann Burmeister macht die Organisation und hilft gerne, wenn es um kirchenhistorische Literatur geht.
Von Wuppertal nach Hamburg
Ausführlich hat er sich mit der Geschichte der Unterbarmer Gemeinde beschäftigt, die vom Großvater des Sozialisten Friedrich Engels gegründet wurde. In der Unterbarmer Hauptkirche wurde der berühmteste Sohn Wuppertals konfirmiert.
„Die interessante Geschichte der Stadt und ihrer Kirchen, ihre vielen grünen Hügel und natürlich die Schwebebahn haben uns als Norddeutsche direkt fasziniert, als wir vor 43 Jahren hierher gezogen sind“, erzählt Christine Burmeister. Nun ziehen sie zurück in ihre Heimat, nach Hamburg, wo ein Sohn mit seiner Familie lebt.
„Mit unseren 80 und 84 Jahren müssen wir ans Alter denken“, sagt Hermann Burmeister humorvoll. „Es ist besser, in der Nähe unserer Kinder zu wohnen.“ Lesen werden sie weiterhin viel – und zu Besuch nach Wuppertal kommen. Ein Termin steht schon fest. „Wenn die Stadt nächstes Jahr ihren 95-jährigen Geburtstag feiert, sind wir dabei.“
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