Bauland-Dialog in Wuppertal: „Gebäude und Nutzung neu synchronisieren“
Einmal im Jahr laden das NRW-Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung und NRW.URBAN zur großen Fachtagung für kommunale Akteure aus Städtebau und Stadtentwicklung ein. Am Dienstag, 10. September, war es nun wieder soweit. Beim „Bauland-Dialog“ drehte sich einen Tag lang alles um die Frage nach zukunftsgerechter Flächennutzung, Brachflächenaktivierung, städtebaulichen Sanierungsmaßnahmen und Umnutzungsmöglichkeiten. Referenten und Referentinnen berichteten von aktuellen Projekten in ihren Kommunen von Bochum bis Bocholt. Vertreter und Vertreterinnen vom Land stellten Unterstützungsangebote wie Fördermöglichkeiten vor.
Kooperative Intelligenz: Wissen in Handeln verwandeln
Als Tagungsort diente diesmal Wuppertal. Lokale Projekte hatten einen entsprechenden Anteil am Tagesprogramm. „Wir sind hier mit der Nachnutzung von vorhandenen Immobilien erprobt“, begrüßte Rüdiger Bleck, Leiter des Ressorts Stadtentwicklung und Städtebau in der Wuppertaler Verwaltung, die rund 150 Teilnehmenden zum „Bauland-Dialog“. Insofern sei es nicht verwunderlich, dass diesmal Wuppertal als Veranstaltungsort ausgewählt wurde. Auch, weil der Untertitel der Veranstaltung diesmal lautete: „Kooperative Intelligenz: Wissen in Handeln verwandeln“. Das gemeinsame Anpacken von Projekten sei wichtig, so Bleck, denn oft müssten neue kreative Ideen für Bestandsimmobilien entwickelt werden. Gerade bei Gebäuden, die erbaut wurden, um einem ganz bestimmten Zweck zu dienen. Entfällt die Nutzung, weil sie vielleicht nicht mehr zeit- oder zweckmäßig ist, droht Leerstand. Dann sind neue Konzepte gefragt, wie diese alternativ wiederbelebt werden können. Oder wie Bleck es ausdrückt: „Gebäude und Nutzung müssen neu synchronisiert werden“.
Wuppertaler Beispiele für reaktivierte Immobilien
In Wuppertal gäbe es zahlreiche gute Beispiele aus jüngster Vergangenheit, bei denen das gutgelungen sei: etwa der ehemalige Gaskessel in Heckinghausen, der nun eine der größten immersiven Erlebniswelten und Projektionsshows in Europa bietet. Oder der Tiefbunker am Döppersberg, der sich als neuer Szene-Club für Elektro-Fans etabliert hat. Oder die stillgelegte Textilfabrik, die nun unter dem Namen BOB-Campus als Nachbarschaftsquartier den Stadtteil Oberbarmen aufwertet.
Kreative Lösungen für Sonderimmobilien
Vor der Herausforderung eine Sonderimmobilie neu zu reaktivieren, steht auch die Clees Unternehmensgruppe mit dem ehemaligen Postgebäude am Kleeblatt. Sie diente als inspirierende Kulisse für die Fachtagung. Im damaligen Hochregallager veranschaulichte Investor und Inhaber Alexander Clees die Dimensionen des Projektes. Die ehemalige Hauptpost, die zentral zwischen Hauptbahnhof und Stadthalle liegt, diente bis in die Neunziger vor allem für Logistikaufgaben, als Umschlagplatz für Briefe und Pakete. Aus Sicherheitsgründen war das Gebäude deshalb für Außenstehende abgeriegelt. „Es war darauf ausgerichtet, sich vom Stadtleben abzugrenzen“, so Clees. „Das gilt es nun aufzubrechen“. Rund 61.000 Quadratmeter Brutto-Grundfläche bieten eine Menge Potenzial und Gestaltungsspielraum, aber auch sehr spezielle Herausforderungen.
Multifunktionale Mischnutzung aus Wohnen, Gewerbe, Gastronomie, Kultur und Sport
So ist zum Beispiel ein Schießstand im Untergeschoss zu finden. Auch die angrenzenden Bahngleise führen quasi über das Gelände. Für all diese Umstände, gilt es Lösungen zu finden. Die Clees Gruppe hat bereits ein umfangreiches Konzept erarbeitet. Der riesige Innenhof soll zur grünen Mitte werden. In dem umschließenden Gebäude soll eine multifunktionale Mischnutzung angesiedelt werden mit Wohnen, Büro & Gewerbe, Gastronomie, Kultur- und Sportangeboten. Zudem gibt es 10.000 Quadratmeter ungenutzte Dachfläche. Das soll sich ändern. Clees schwebt eine „Tiny-House-Stadt“ auf dem Gebäude vor, die zum Beispiel von Alleinstehenden oder Studierenden bewohnt werden könnten. Bei den Schilderungen von Clees wurde deutlich: ein 0815-Konzept lässt sich nicht auf eine solche Sonderimmobilie übertragen.
Gerade deshalb sei bei solchen stadtprägenden Projekten eine enge Zusammenarbeit zwischen privaten Investoren und Kommune besonders wichtig. Und, wenn möglich, mit dem Land NRW und unter Einbeziehung vorhandener Unterstützungsmöglichkeiten wie Förderprogrammen.
BUGA als gemeinsames Aufbruchsignal
Ebenfalls ein zukunftsweisendes und gemeinschaftlich getragenes Projekt für Wuppertal soll die Bundesgartenschau 2031 werden. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind stellte die Umsetzungspläne für eine nachhaltige BUGA vor. Dabei betonte er die Chancen für die Stadtentwicklung, die mit dem Großevent einhergingen. Die BUGA biete eine „hervorragende Kulisse für Flächenentwicklung“, so Schneidewind. Ihre Bedeutung gehe aber noch weit darüber hinaus: „Die BUGA sendet ein Aufbruchsignal für die Stadtgesellschaft, aber auch über die Stadtgrenze hinaus, das zeigt: Wuppertal ist wieder da! Wuppertal hat der Welt etwas zu sagen!“, so Schneidewind.
Bei der Planung gehe es darum, kreative Ideen und das Engagement verschiedener Akteure klug zu bündeln. Agiles Arbeiten sei gefragt statt starrer Prozesse, die Kooperation zwischen kommunalen und privaten Akteuren enorm wichtig. „Wuppertal ist ein gutes Beispiel, was möglich ist, wenn Elan in der Stadtgesellschaft entfacht wird und eine Stadt wieder an sich selbst glaubt“, so der Oberbürgermeister.
Quelle: Stadt Wuppertal
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