Beten im Schatten des Krieges

Der Weltgebetstag der Frauen beschäftigt sich am 1. März mit Palästina. Er möchte ein Zeichen der Hoffnung gegen Hass und Gewalt setzen.


Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 musste sich der Weltgebetstag neu sortieren. Die Liturgie kommt dieses Jahr von palästinensischen Frauen. Damit will man am 1. März ein Zeichen der Hoffnung gegen Hass und Gewalt setzen.

Selten war der Weltgebetstag der Frauen aktueller als in diesem Jahr: Am ersten Freitag im März wollen Christinnen weltweit mit den Frauen des palästinensischen Komitees für einen gerechten Frieden in der Region beten. In rund 150 Ländern wird das Ökumene-Event gefeiert. Auch in Wuppertal laden viele Gemeinden dazu ein, eine „einzigartige Gebetskette rings um die Welt“ zu bilden.

Die vor fast 140 Jahren in den USA entstandene Glaubensinitiative gilt heute als größte Basisbewegung von Christinnen. Jedes Jahr wird die Lebenssituation von Frauen eines Landes oder einer Region ins Zentrum gestellt: In diesem Jahr ist es Palästina. Ein Thema, das vor allem nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober zu starken Diskussionen führte.

Texte wurden überarbeitet

So forderte der Deutsche Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit die Organisatorinnen des Weltgebetstags Ende Oktober auf, die Texte zu überarbeiten. Das bekannt gewordene Material enthalte „falsche und tendenziös politische Aussagen, die im Zusammenhang als antisemitisch zu klassifizieren sind“, hieß es.

Angesichts der Eskalation des Nahost-Konflikts erarbeiteten Weltgebetstags-Vorstand und Komitee eine aktualisierte Version der Gottesdienstordnung. Sie hat eine Auflage von 550.000 und dient bundesweit als Grundlage für Tausende von ökumenischen Gottesdiensten am ersten Freitag im März. Auch das Plakat, Postkarten und Flyer mit dem Motiv einer palästinensischen Künstlerin wurden geändert, da der Vorwurf, sie sei Hamas-freundlich, nicht ausgeräumt werden konnte.

Diskussion zum Nahost-Konflikt aufgreifen

Die neue Liturgie sei mit „einem klaren Blick auf Israel“ ausgeweitet worden, betonte die evangelische Vorstandsvorsitzende des Weltgebetstages der Frauen, Brunhilde Raiser. Es gebe nun eine eigene Fürbitte für die Opfer des Nahost-Konflikts, auch auf jüdischer Seite. Zudem sei eine Fürbitte für jüdische Menschen in Deutschland aufgenommen worden. Die Sicht der Palästinenserinnen und ihre Erfahrungen seien allerdings nicht zugunsten Israels aufgelöst worden, so die Theologin.

Palästinenserinnen möchten wahrgenommen werden, sagt Brunhilde Raiser.

Raiser warb um Verständnis für die Situation der Christinnen in Palästina. „Sie leben in einer ihre Existenz bedrohenden Situation und erfahren seit Jahren, dass sie nicht wahrgenommen werden.“ Die Situation sei schon vor dem Angriff der Hamas auf Israel aufgeheizt gewesen.

„Dass die Perspektive der palästinensischen Christinnen, die als Frauen, Palästinenserinnen und Christinnen diskriminiert werden, schmerzhaft ist, müssen wir uns zumuten und aushalten“, betont auch die Geschäftsführerin der Evangelischen Frauen im Rheinland, Dagmar Müller, in einem Interview. Im Nahost-Konflikt gebe es eben nicht nur eine Wahrheit, weder die israelische noch die palästinensische.

„Als Weltgebetstag werben wir für Toleranz, Versöhnung und Dialog und sehen das Gebet als aktiven Beitrag zur friedlichen Konfliktlösung“, schreibt das Komitee und verweist auf das diesjährige Motto einer Verbundenheit „…durch das Band des Friedens“.

Weltgebetstag der Frauen

1927 wurde erstmals international ein Weltgebetstag von christlichen Frauen unterschiedlicher Konfessionen gefeiert. Ein erster ökumenischer Weltgebetstag in Deutschland fand 1947 im Berlin der Nachkriegszeit statt. Seit Anfang der 1960er Jahre engagieren sich auch römisch-katholische Frauen vermehrt beim Weltgebetstag. Bereits 1994 stand das Thema Palästina im Mittelpunkt. Der Gottesdienst für den Weltgebetstag 2025 kommt von den Cookinseln im Südpazifik.

Text: Stephan Cezanne/epd/KK-sd
Fotos: WGT/Kathrin Schwarze

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