Das Internet: Goldener Boden für Handwerker?

Mit dem Internet und sozialen Netzwerken haben viele Handwerksunternehmen wenig im Sinn. Eine Ausnahme ist der Wuppertaler Malermeister Sascha Trynoga. Seine Online-Aktivitäten haben ihm bereits die Aufmerksamkeit der Branchenpresse und etliche Aufträge eingebracht.

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Sascha Trynoga wurde 1980 in Wuppertal geboren. Im Jahr 2001 absolvierte er seine Malerlehre. Nach erfolgreich bestandener Meisterprüfung im Oktober 2005 machte er sich selbständig und gründete den Malerbetrieb Trynoga.


Herr Trynoga, Sie betreiben eine Homepage, ein Blog, eine App, einen Twitter-Account und eine Facebook-Seite – für ein analoges Business wie das Ihre eine beachtliche Online-Präsenz. Hand aufs Herz: wieviel davon ist beruflich notwendig und wo fängt das Hobby an?

Über die berufliche Notwendigkeit lässt sich wohl stundenlang diskutieren. Letztendlich ist es ein Teil des modernen Marketing-Mixes. Aber das Ganze als Hobby zu sehen, finde ich allerdings eine interessante Sichtweise. Hobbys machen Spaß, bei beruflicher Notwendigkeit fällt mir spontan als Vergleich Buchhaltung, Schriftverkehr, ein. Ich würde beides kombinieren und die Aktivitäten als berufliches Hobby umschreiben.

Wie sahen Ihre ersten Gehversuche in sozialen Netzwerken aus?

Vorsichtig. Ich habe zunächst nur mit privaten Accounts das bunte Treiben beobachtet und interagiert. Als kurz darauf z.B. unsere Facebook-Seite entstanden ist, war ich echt überwältigt von dem Feedback. Der Rest wurde dann ein, sagen wir mal, Selbstläufer.

Facebook-Seite des Malerbetriebs Trynoga.

Was denken Ihre Malerkollegen darüber?

Ganz ehrlich? Meistens höre ich nur: Zeitverschwendung, unsicher, Spielerei. Wobei viele allein schon die Möglichkeiten für Handwerker im Internet allgemein überfordern. Die Industrie zum Beispiel hat die Lunte gerochen und bietet super Online-Services an. Tausende technische Merkblätter oder Farbtonkarten zur Erstberatung hat man heute im Smartphone in der Hosentasche.

Verschläft die Branche den Trend zu zeitgemäßer Werbung?

Ich habe das Gefühl, ja. Es geht ja nicht nur um die sozialen Netze. Die sind ja letztendlich austauschbar. Facebook kann auch von heute auf morgen nicht mehr „hip“ sein. Dessen bin ich mir bewusst. Aber bezogen auf das Internet allgemein, habe ich schon das Gefühl, dass das Handwerk dort etwas hinter hinkt. Ich habe kürzlich erst gelesen, dass gerade mal 50% der Firmen überhaupt eine Homepage haben. In der Wahrnehmung der „Generation Internet“ also komplett außen vor bleiben.

Trynogas Web-Präsenzen waren der Branchenzeitung „Malerblatt“ eine Doppelseite wert.

Woran liegt es, dass Handwerksunternehmen sich mit Facebook & Co. schwer tun?

Ich kann nur Vermutungen anstellen. Viele dürften durch eher negative Berichte in den „alten Medien“ abgeschreckt sein. Oder der zu erwartende Zeitaufwand im Vergleich zum betriebswirtschaftlichen Nutzen. Bei vielen läuft es seit Jahrzehnten so wie immer. Warum also mehr Aufwand und neue Wege gehen?

Worauf kommt es bei einer guten Facebook-Präsenz an?

Tja, haben wir eine gute Facebook-Präsenz? Ich kann das nicht objektiv beurteilen. Eckpfeiler für einen erfolgreichen Auftritt sind dennoch Aktivität, Interaktion, Ehrlichkeit. Und die audiovisuelle Ebene ist gerade für Handwerker nicht zu unterschätzen. Fotos, Fotos, Fotos…

Kann man etwas falsch machen?

Allerdings. Unwahrheiten verbreiten, Nutzer nicht ernst nehmen, nicht zu kommunizieren, Beiträge unkommentiert löschen.

Wieviel Zeit verbringen Sie in der Woche mit Ihren Online-Aktivitäten?

Das dürften so 7-8 Stunden sein.

Rechnet sich das?

Bezogen auf das Jahr 2012 (Stand September) haben wir ca. 30% unseres Umsatzes direkt oder indirekt durch die Marketing-Aktivitäten im Internet erzielt.

Das ist beachtlich. Haben Sie einen Tipp für einen Handwerker, der jetzt neugierig geworden ist und auch bei Facebook aktiv werden will?

Machen Sie es nicht, wenn Sie keinen Spaß daran haben und es nur als berufliche Notwendigkeit sehen. Haben Sie Geduld. Seien Sie Sie selbst, der Rest ergibt sich.

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Die Fragen stellte Georg Sander.
Fotos: C. Becker, S. Trynoga

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Kommentare

  1. Volker Geyer sagt:

    Glückwunsch für Ihren Online-Erfolg, Herr Trynoga und für den tollen Artikel im Malerblatt.

    Kollegiale Grüße aus Wiesbaden
    Volker Geyer

  2. Jens A. Heim sagt:

    Klasse Interview eines modernen Unternehmers.
    Leider gibt es noch viel zu wenige Betriebe, die so aus dem Alltag berichten – das erleichtert den Kunden die Entscheidung, ob der Betrieb zu den eigenen Vorstellungen passt oder ob man sich da z.B. bewerben möchte…

    Sonnige Grüße
    Jens A. Heim

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