13.04.2025evangelisch wuppertal
Der große Wunsch nach Frieden
Auch wenn der Krieg in der Ukraine weiter tobt: Ostern ist für viele Geflüchtete dennoch mit der Hoffnung auf Frieden verbunden, weiß Pastorin Anna Volkova.
Mit Ostern verbinden Geflüchtete aus der Ukraine auch in diesem Jahr wieder die große Hoffnung auf Frieden, weiß Pastorin Anna Volkova. Mit ihrer „Kirche im Tal“ organisiert sie eine Geschenkaktion für Waisenkinder in Kamjanske.
In ihrem Büro stapeln sich die Schuhkartons bis zur Decke. Und ständig werden weitere bei der „Kirche im Tal“ abgegeben, einer Wuppertaler Freikirche, in der Anna Volkova seit vielen Jahren Pastorin ist. „Ostern und Weihnachten sind die höchsten Feiertage in der orthodoxen Kirche“, sagt sie. „Daher haben wir uns überlegt, dass wir auch zu Ostern Geschenkkartons in die Ukraine schicken sollten.“
Gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Städtepartnerschaftsvereine Wuppertal sammelt die „Kirche im Tal“ noch bis Mittwoch (16.04.) Schuhkartons mit kleinen Ostergeschenken für Waisenkinder in der ukrainischen Stadt Kamjanske. Sie liegt etwa 100 Kilometer von der derzeitigen Kriegsfront und vom umkämpften Kernkraftwerk Saporischschja entfernt und befindet sich im unmittelbaren Gefahrenbereich der permanenten russischen Raketen- und Drohnenangriffe.
Schuhkarton-Aktion für Waisenkinder
Der Karton sollte mit „Boy“ oder „Girl“ inklusive Altersangabe versehen werden. Abgegeben werden können die Geschenke bis Mittwoch, 16. April, in der Sammelstelle von „Kirche im Tal“ an der Kleinen Flurstraße 11 in der Barmer Innenstadt. Ansprechpartnerin ist Anna Volkova unter der Telefonnummer 0176 762749 86.
„Die meisten Kinder haben ihre Eltern durch den Krieg verloren“, erzählt Anna Volkova, die selbst aus Saporischschja stammt und die Gegend gut kennt. Seit Ausbruch des Krieges vor drei Jahren organisiert sie mit ihrer Gemeinde alle sechs Wochen einen Hilfstransport zu Kirchen, die an nahe an der Front liegen. „Sie wissen genau, was die Soldaten und die Bevölkerung brauchen“, sagt die Pastorin. Und so sind schon Medikamente und Verbandszeug, Proteinriegel, Thermobecher und warme Decken von Wuppertal aus in die Ukraine geschickt worden.
Übersetzerin, Organisatorin, Seelsorgerin
Etwa 6.400 geflüchtete Menschen aus der Ukraine leben mittlerweile in Wuppertal. Anna Volkova kam vor rund zwanzig Jahren als Studentin in die Stadt und spricht ihre Sprache. Schnell war sie daher als Übersetzerin gefragt, hat Sprachkurse und ein Familiencafé organisiert, bei Behördengängen geholfen und so manches Seelsorgegespräch geführt.
Anna Volkova im Familiencafé für geflüchtete Ukrainer:innen
„Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben gedacht, dass sie nur ein Osterfest fern der Heimat feiern müssen. Jetzt ist es bereits das dritte Ostern und ein Ende des Krieges ist nicht in Sicht.“ Und so wird im Ostergottesdienst der „Kirche im Tal“ wie auch in den Gottesdiensten vieler christlicher und orthodoxer Gemeinden in Wuppertal wieder besonders für die Menschen in der Ukraine, die Geflüchteten und ein Ende des Krieges gebetet.
Während die einen bleiben möchten, weil sich ihre Kinder gut in der Schule eingelebt und Freunde gefunden haben, sind andere nach wie vor fest entschlossen zurückzukehren. „Erst kürzlich ist eine junge Mutter mit ihren zwei Kindern zurück nach Kiew gezogen. Der kleine Sohn hatte seinen Vater, der im Krieg kämpft, noch nie gesehen“, berichtet die Pastorin.
Angst vor schwindender Solidarität
Zudem hätten viele Ukrainer:innen Sorge, dass die Solidarität mit der Ukraine angesichts der heftigen globalen Krisen abnimmt, beobachtet Anna Volkova. „Russischsprachige Medien haben großen Einfluss auf die Community in Deutschland, wo sie bewusst falsche Informationen verbreiten, etwa, dass die Union kein Bürgergeld mehr für Ukrainer zahlen will. Das macht Angst und Druck.“
Zwar fühlten sich die meisten Geflüchteten nach wie vor in Wuppertal willkommen, doch die Frage „Bleiben oder Gehen“ stehe bei vielen noch immer im Raum, erzählt Anna Volkova. „Und egal, wie sie sich entscheiden, ihre Heimat müssen sie sich neu aufbauen.“ Das dauert und kostet Kraft.
Als Pastorin ermutigt Anna Volkova auch dazu, diese Kraft und Energie für ein neues, anderes Leben im Glauben zu finden. Rund 50 Ukrainerinnen und Ukrainer besuchen regelmäßig die Gottesdienste und Gesprächskreise der „Kirche im Tal“. „Sie haben nicht nur richtig gut die deutsche Sprache in unserer Kirche gelernt“, sagt die Theologin, „sondern wirken auch gestärkt und getröstet.“
Text: Sabine Damaschke
Fotos: privat/Andreas Fischer (WZ)
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