05.04.2016Daniela Saleth
Der Lernort Wuppertal lädt ein – Gemeinsam eine neue Wirklichkeit schaffen
Wenn man im Schanzenweg 86 auf der Kleinen Höhe ankommt – im Herzen eines Waldes und umschlossen von Feldern -, befindet man sich bereits mitten im Geschehen: Hier und da entdeckt das kundige Auge Spuren vergangenen Wirkens, wie z.B. eine Komposttoilette am Waldrand oder die sich im Wiederaufbau befindliche Wuppertaler Freilichtbühne.
Hören kann der Besucher eventuell Baustellengeräusche. Neben der Silvio-Gesell-Tagungsstätte, vor der der Besucher auf dem Parkplatz ankommt, entstehen derzeit nämlich neue Räumlichkeiten für den Lernort Wuppertal – übrigens komplett in Selbstorganisation und durch ehrenamtliche Hände. Seminarräume, ein Büro, Werkstätten und eine Laborküche sollen hier eingerichtet werden.
Bis es soweit ist, spielt sich das Geschehen noch in der Silvio-Gesell-Tagungsstätte und auf dem Gelände rundum ab. Im muschelförmigen Gabriele-Frenking-Saal mit freiem Blick auf den umliegenden Wald, im kuriosen Raum 13 1/2, im selbst gebastelten Gewächshaus oder aber in der im Wald verborgenen Rotunde, einem Strohhäuschen, das dieses Jahr noch seinen Lehmverputz und ein grün bewachsenes Mandala-Dach bekommen soll – mit eurer Hilfe!
Denn darum geht es am Lernort Wuppertal – um gemeinsames Wirken und Schaffen, um aktive Unterstützung und gegenseitiges Lernen. Mit 27 Workshops und Vorträgen haben Menschen aus Wuppertal und Umgebung ein kunterbuntes und vielfältiges Angebot für das 2. Quartal von April bis Ende Juni geschaffen: Ob man sich nun für Puppen- oder Bewegungstheater, für Geld und Wirtschaft, für das Bedingungslose Grundeinkommen, Gewaltfreie Kommunikation, für gesunde Ernährung und die alte Kunst des Einmachens oder Musik, Yoga und Tanz interessiert; für jeden lässt sich hier ein passender Workshop, ein Seminar oder ein Vortrag finden.
Auch einen Lerngarten gibt es gemeinsam zu bewirtschaften, auf dem dieses Jahr das Prinzip der Bio-Mischkultur ausprobiert werden soll, auf dem aber auch Platz für weitere Experimentierfelder ist wie zum Beispiel die Permakultur.
Willkommen sind Menschen jeden Alters und jeglicher Couleur: An der Rotunde haben z.B. besonders Kinder ihren Spaß und auch im Workshop „Die natürliche Familie“ sind junge Familien, besonders mit Babies, gern zum gemeinsamen Austausch gesehen. Praktiker fühlen sich wohl eher im Reparaturcafé wohl, wo gemeinsam defekte Haushaltgeräte und andere Elektronik unter fachmännischer Anleitung von Joachim Nebeling repariert werden können. Und die eher künstlerisch Begabten – ob nun jung oder alt – können sich zum gemeinsamen Musizieren mit Musiktherapeuten und Multi-Instrumentalist Moritz Menz, zum Impro-Theater mit Dipl.-Sportwissenschaftler Jonathan Ries oder zum Tanz-Workshop mit Hang Zhao aus Hongkong, die an der Sporthochschule Köln studiert, einfinden.
Unter den vielen unterschiedlichen Besuchern des Lernorts Wuppertal rangierte die Altersspannweite bisher von sechs Monaten bis zu über 80 Jahren. Aus China, den Staaten, Spanien, Litauen und Syrien kamen die Menschen. Geldlos lebende, Professoren, Künstler, politisch Aktive, Unternehmer, Arbeitslose, Flüchtlinge, Erfinder, Lehrer, Schüler, Studenten, Praktiker, Spirituelle und, und, und…es gibt keinen Menschen, der hier nicht dazu passen würde – solange Interesse und Neugierde, Spaß und Begeisterung da sind.
Möglich ist diese Vielfalt vor allem durch das besondere Verhältnis, dass der Lernort zum Geld hat: Hier haben die Grundideen zu Regionalwährungen wie dem Chiemgauer ihr Zuhause, hier befindet sich die Redaktion der Print-Zeitschrift Humane Wirtschaft. Begriffe wie Sharing Economy, Postwachstumsgesellschaft, Transition Town Movement, Foodsharing und Urbanes Gärtnern erleben am Lernort Wuppertal tägliche Praxis.
Entsprechend nennt der Lernort auch eine besondere Preisphilosophie sein eigen, denn hier soll jeder teilhaben können und nur geben, was er geben kann. Die Hoffnung ist, dass die finanziell Starken die Schwächeren tragen und so zum gemeinsamen Gelingen beitragen. Geldgeschenke sind ebenso willkommen wie Muskelkraft und sonstiges Engagement. So konnten bereits Projekte wie z.B. ein 2-wöchiges Sommercamp im Jahr 2015 komplett kostenlos für alle Teilnehmer realisiert werden. Dieses Jahr hofft der Lernort Wuppertal erneut auf große Unterstützung und Teilhabe, wenn das Sommercamp 2016 vom 25. Juli bis zum 7. August stattfindet, aber auch im Vorfeld für das umfangreiche Angebotsprogramm.
Es sind kleine Kreise, die hier große Kreise ziehen sollen, Graswurzelbewegungen, die einmal ganze Landschaften formen werden – mit Beharrlichkeit und Kontinuität will der Lernort Wuppertal langsam wachsen und sich wie eine Raupe im Transformationsprozess eine neue Wirklichkeit schaffen.
Facebook: www.facebook.com/lernort.wuppertal/
Homepage: www.lernort-wuppertal.de
Zu den Workshopangeboten: www.lernort-wuppertal.de/unser-angebot-im-2-quartal-2016
Anmeldungen erfolgen am besten direkt bei den Workshop-Leitern (Kontaktadressen in den jeweiligen Beschreibungen), über Facebook oder angebotsplanung(at)lernort-wuppertal.de
Der Lernort Wuppertal als Case Study für den „Sustainable Insights Kongress 2016“ im Video.
[youtube http://www.youtube.com/watch?v=D23p3n4zhsE&w=560&h=315]
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