30.06.2014Klaus Lang
Die B7 Sperrung und der liebe Verkehr
Intelligent dem Stau entgehen
Am Bahnhof laufen die Arbeiten schon einige Zeit. Ab Juli 2014 geht die Umbaumaßnahme in die heiße Phase, dann ist auch der Stadtverkehr massiv betroffen
Die Entscheidung steht – für mindestens drei Jahre wird in Elberfeld die Wuppertaler Hauptverkehrsachse im Zuge des Umbaus am Döppersberg komplett gesperrt.
Start der Maßnahmen ist zu Beginn der dritten Ferienwoche. In den frühen Morgenstunden des 21. Juli wird die wohl einschneidenste Veränderung der Verkehrsströme in Wuppertal seit der Eröffnung der A 46 erfolgen.
Wer das Wuppertaler Stadtgebiet kennt, weiß dass es keine leistungsfähige Alternative zum Durchfahren des Elberfelder Zentrums gibt. Nur wenn der Bereich vom Durchgangsverkehr weiträumig umfahren und der Zielverkehr nach Elberfeld in geringerem Maß mit dem PKW stattfindet, wird es bei einer erträglichen Verkehrssituation bleiben.
Wenig optimistisch stimmt da allerdings die Sondersitzung von Baubegleitkommission Döppersberg und Verkehrsausschuss im Mai 2014. Hier wurden die verschiedenen Elemente des Umleitungskonzepts vorgestellt. In einer ausgefeilten Planung gibt es zum Beispiel Umleitungsempfehlungen für hunderte Relationen zwischen den verschiedenen Stadtbezirken und Ortsteilen Wuppertals.
Die Arbeit ist detailliert und umfangreich, hat aber aus unserer Sicht eine große Schwäche: Sie berücksichtigt in keiner Weise die Notwendigkeit eines grundsätzlich veränderten Verkehrsverhaltens. Es gibt einen Vorschlag für eine PKW-Verbindung. Wir denken, dass ein Vorschlag, wie man mit dem ÖPNV die jeweilige Strecke zurücklegt, die Aufmerksamkeit für Alternativen schärft. Spätestens nach den ersten Staubesuchen würde dieser Vorschlag größere Beachtung finden.
Ebenso unglücklich wie die ausschließliche Auto- Ausrichtung der Datenbank ist die Beschilderung der Erreichbarkeiten an allen auf die Innenstadt zuführenden Straßen. Hier wird von jedem Ort aus eine Empfehlung in jeden der vier Parkbereiche rund ums Elberfelder Zentrum gegeben ( diese Bereiche sind: Luisenviertel und Johannisberg westlich sowie Zentrum/ Hofkamp und Kluse östlich des Baugebietes). Aus unserer Sicht wäre es sinnvoller, die wenig leistungsfähigen Strecken am Baugebiet vorbei (Wolkenburg, Neumarktstraße und Hochstraße/ Tannenbergstraße) nicht zusätzlich zu belasten, sondern anreisende PKW jeweils in die Parkplatzbereiche der Ankunftsseite zu orientieren.
Klasse Alternative: Das Fahrrad
Natürlich ist das Fahrrad auch, oder gerade hier eine erstklassige Alternative. Die Ausweichrouten für den Radverkehr werden ein Vorbeifahren am Stau ermöglichen. Stehen die PKW- Nutzer noch genervt in der Innenstadt, ist der Radfahrer schon längst zu Hause.
Es gibt drei Alternativen, das Tal in Ost-West oder West- Ost- Richtung abseits der KFZ-Staus oder auf Radwegen an ihnen vorbei zu durchfahren.
- Bereits heute existiert die Verbindung über die Luisenstraße/ Neumarkt/ Hofkamp.
- Als zweite, dem Bahnhof nähere Streckenführung soll auch eine Variante durch die Fußgängerzone Elberfeld geschaffen und freigegeben werden.
- Für den großräumigen Verkehr eignet sich natürlich besonders die Nordbahntrasse. Neben Eisen- oder Schwebebahn wird sie die schnellste Ost-West Verbindung in Wuppertal für die nächsten Jahre darstellen. Leider ist auf Grund der laufenden Tunnelsanierungen diese Strecke aber erst einige Wochen oder Monate nach der Sperrung durchgehend zu befahren.
Alle drei Varianten sehen sie auf dieser Karte.
https://mapsengine.google.com/map/viewer?mid=zdEO3MZjNCdA.kILUd9BwJM60
Döppersberg muss sein
Eine Anmerkung zum Abschluss: Der Autor dieser Zeilen ist ein klarer Befürworter der Neugestaltung des Döppersbergs. Die Maßnahme ist aus meiner Sicht unabdingbar für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Ich freue mich, eines Tages auswärtigen Besuchern nicht mehr schon bei der Ankunft am Bahnhof etwas über eine prekäre Haushaltssituation und wirtschaftliche Probleme berichten zu müssen um dann zu erklären, dass der erste Eindruck nicht dem Charakter unserer in vielen Bereichen schönen Stadt entspricht.
Auch die Sperrung der B 7 zum Beschleunigen der Maßnahme bei gleichzeitiger Verringerung der Kosten und den dabei möglichen Vorteilen für den Busverkehr wird von mir ausdrücklich unterstützt. Diese Einstellung wird auch durch eine Detailkritik bei der Umsetzung der Maßnahme nicht verändert.
Ich vermisse aber die notwendige Kreativität im Umgang mit den auftretenden Problemen. Warum schafft der Einzelhandel nicht ein gemeinsames Liefer- oder Warenausgabesystem?. Kunden könnten in der Innenstadt einkaufen und sich ihre Waren dann an einem zentralen, gemeinsam betriebenen Ausgabebüro der Einzelhändler an Bus- und Schwebebahnhof Ohligsmühle abholen. Niemand muss die Einkäufe durch die Stadt schleppen, und es ist komfortabler, mit dem ÖPNV einzukaufen, als sein Auto irgendwo entfernt im Parkhaus stehen zu haben.
Warum gibt es kein City-Ticket, das eine Kombination aus Parken außerhalb und ÖPNV-Nutzung anbietet, kombiniert mit einem Plan für Park&Ride Angebote? In Wuppertal gibt es inzwischen eine ganze Menge Fahrradabstellanlagen. Viele sind schon gut gefüllt. Warum werden nicht an zentraler Stelle neue und große Abstellmöglichkeiten geschaffen? Manche Geschäfte könnten hier in Eigeninitiative etwas anbieten, idealerweise überdacht und mit sozialer Kontrolle. Bestimmt gibt es viele weitere Möglichkeiten, Elberfeld durch kreative Maßnahmen attraktiv zu gestalten. So lange die einzige Reaktion auf die neue Situation die Suche nach Alternativen für die PKW bleibt, wird die Innenstadt jahrelang unter der Sperrung der B 7 leiden.
Für mich steht fest: Der Umbau kommt zu spät, aber besser spät als nie !
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