Die Schenkung einer Witwe

Elisabeth Schniewind war eine reiche Frau, die wusste, was sie wollte. Und dazu gehörte die Thomaskirche. Sie ist unsere "Kirche des Monats" September.


Die Fabrikantenwitwe Elisabeth Schniewind war eine Frau, die wusste, was sie wollte. Und dazu gehörte die Thomaskirche. Sie ist unsere „Kirche des Monats“ September.

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Als Mitglied des Elberfelder Frauenvereines sorgte sie für die Entstehung der ersten Kinderkrippen und eines Hortes für Kinder alleinstehender Frauen in Wuppertal. Elisabeth Schniewind war eine engagierte, resolute und tiefgläubige Frau. Das stete Wachstum der lutherischen Gemeinde Elberfeld betrachtete die Fabrikantenwitwe daher mit Wohlwollen. Ihrer Schenkung von 50.000 Mark im Jahr 1902 ist es zu verdanken, dass die Gemeinde eine fünfte Kirche im Bezirk Engelnberg bauen konnte.

„Doch sie stellte eine Bedingung“, erzählt die Archivarin des Kirchenkreises Wuppertal, Anke Westermann. „Das Haus musste innerhalb der nächsten fünf Jahre errichtet werden.“ Ein Grundstück war schnell gefunden – am Stadtrand, im Grünen und zwischen Feldern sollte der neue Bau entstehen. Weitere Vermächtnisse, Spendensammlungen und Bewilligungen gingen ein, so dass mit der Genehmigung durch die kirchliche Aufsichtsbehörde Anfang 1907 dem Bau nichts mehr im Weg stand.

Gotteshaus als Ausflugsziel

1910 wurde das Gemeindehaus am Engelnberg, wie es die nächsten fünfzig Jahre heißen sollte, eingeweiht. Es war ein Mehrzweckbau, der – so weiß Anke Westermann – nicht nur für das Gemeindeleben des Bezirks Engelnberg, sondern auch als Ausflugsziel für die gesamte Gemeinde und Veranstaltungsort für umliegende Vereine wichtig wurde.

Doch weil in dieser Zeit die Tuchindustrie florierte und immer mehr Menschen nach Elberfeld zogen, lag das Gemeindehaus bald nicht mehr im Grünen, sondern mitten in einem Arbeiterviertel.

Sehnsucht nach einem „würdigen Altarraum“

Ende der 1950er Jahre habe die Gemeinde die Sehnsucht nach einer „richtigen“, mit einem würdigen Altarraum nach lutherischem Verständnis ausgestatteten Predigtstätte verspürt, so Anke Westermann.

Die Orgel in der Thomaskirche stammt von der Schwelmer Firma Faust.

So sei der Kirchsaal um einen Chorraum mit großen Glasbildfenstern erweitert worden, der durch seine variable Bestuhlung vielfältig genutzt werden konnte. Für gottesdienstliche Feiern wurde eine kleine zweimanualige Orgel der Firma Faust aus Schwelm angeschafft.

„Der letzte Schritt war nun die Umbenennung des Gebäudes“, erklärt die Archivarin. Das Presbyterium einigte sich auf den Namen „Thomaskirche“. Am zweiten Advent 1960 wurde die Thomaskirche in einem feierlichen Gottesdienst ihrer neuen Bestimmung übergeben. „Die östliche Wand der Thomaskirche wurde damals durch eine bunte Glasfassade ersetzt, die bis heute eine der größten im Rheinland ist“, so Anke Westermann.

Brandanschlag und Neuaufbau

Seit 1997 steht die Thomaskirche unter Denkmalschutz. Doch ein Jahr später wurde sie nach einem Brandanschlag am Abend des 9. April 1998 so stark beschädigt, dass aufwendige Renovierungsarbeiten nötig waren. Dabei stellte man auch Teile der Glasfront im östlichen Chor in veränderter Form wieder her. Bereits im Oktober 1999 wurde die Thomaskirche erneut eingeweiht.

„Der tatkräftigen Elisabeth Schniewind hätte das ganz sicher gefallen“, meint Anke Westermann und ergänzt: „Sie hat die Thomaskirche nicht nur mit ihrer Schenkung unterstützt, sondern war nach Einführung des Frauenstimmrechtes auch die erste Presbyterin der lutherischen Gemeinde Elberfeld an der Thomaskirche.“

Text: Anke Westermann/Sabine Damaschke
Fotos: Timo Platte

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