Duaa und ihre Schwestern
Duaa Aresmouk, Fatema Abodahab und Tabtil Abodalag stehen mitten im Leben. Die drei Schwestern sind in Wuppertal aufgewachsen, hier zur Schule gegangen und haben alle drei studiert. Aresmouk ist Ärztin, Abodahab Architektin und Abodalag Psychotherapeutin. Auch wenn die Berufe sie gerade nach Bremerhaven, Aachen und Kaiserslautern geführt haben, sind die drei doch tief mit der Stadt Wuppertal verwurzelt – und wollen möglichst wieder zurück.
Denn seit 1977 lebt ihre Familie in der Schwebebahnstadt. Und die Familie ist groß: Neben den drei Schwestern gibt es noch fünf Brüder. Ihr Vater Mahmoud Abudahab kam als Stipendiat von Ägypten nach Deutschland. Der Bauingenieur und Islamwissenschaftler beendete seine Promotion an der Bergischen Universität in Wuppertal und baute gleichzeitig in seiner neuen Heimat eine islamische Gemeinde auf, die ihre erste Zuflucht in der Kleinen Klotzbahn fand und dann über die Gronaustraße an den Diek nach Wichlinghausen gezogen ist. Heute ist Abudahab Imam der dazugehörigen Moschee Assalam, die 2006 in einem alten Fabrikgebäude entstand, das gekauft, saniert und renoviert wurde, wie Aresmouk erzählt.
Der Verein für Islam und Frieden, aus dem heraus sich die Moschee gegründet hat, will vor allem für junge Muslime in Deutschland da sein – egal aus welchem Land sie kommen. Für Duaa Aresmouk steht dahinter ein „Islam, der entspannter, nicht so verbissen ist“. Und obwohl ihre Familie selbst sunnitisch ist, ist der Verein offen für alle Richtungen – auch für Christen. Und so bekennt sich der Verein beziehungsweise die Moschee auf ihrer Internetseite www.moschee-assalam.de ausdrücklich „zu der freiheitlichen und demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland“ und betont, dass jede Form der Gewalt abgelehnt werde.
Aresmouk und ihre Geschwister sind nach ihrer Aussage islamisch und zweisprachig (deutsch-arabisch) aufgewachsen, leben jedoch nicht in der Tradition des Heimatlandes ihrer Eltern, auch wenn die ältere Generation viele Traditionen von dort mitgebracht hätte. Doch gerade weil die Gemeinde ihres Vaters viele Nationen vereint – Marokkaner, Palästinenser, Jordanier, Tunesier, Ägypter und viele mehr –, wäre ein gutes Zusammenspiel gar nicht möglich, wenn jeder seiner eigenen Tradition verhaftet sei, sagt die Ärztin.
Im Umkehrschluss heißt dies, dass sich die Gemeinde als solche für deutsche Muslime versteht, die hier verwurzelt sind, sich hier zu Hause fühlen, aber dennoch ihre Religion wahren möchten. Demnach ist die Hauptsprache Deutsch. Das Freitagsgebet wird zwar auf Arabisch gehalten, immer jedoch auch ins Deutsche übersetzt, betont Aresmouk.
Die Moschee vereint derzeit gut 500 Menschen, die regelmäßig zu den Freitagsgebeten kommen oder an Vorträgen, Veranstaltungen und Festen teilnehmen. Und weil viele Angebote am Wochenende stattfinden, können auch Duaa und ihre Schwestern daran teilnehmen. Im Vorstand für die Öffentlichkeitsarbeit und Jugend zuständig ist übrigens einer der Brüder, Mohamed Abodahab, wie sein Vater Bauingenieur und Träger des „Wupper-Talers 2010“.
Die Gemeinde bietet unter dem Titel „Querbeet“ einen Jugendtreff für Jungen und Mädchen an, um zum Beispiel gemeinsam Ausflüge zu machen und Fußball zu spielen. Daneben gibt es einen reinen Jungen- sowie einen Mädchentreff, in dem der Koran im Mittelpunkt steht.
Ganz wichtig sind Aresmouk auch die sogenannten Integrationskurse, die Wesentliches wie Deutschkurse, aber auch Yoga oder Krabbelgruppen im Programm haben. Daran können und sollen sich auch Deutsche beteiligen, damit die Integration auch mit Inhalt gefüllt werde.
Die Frauen liegen Duaa Aresmouk besonders am Herzen. Schon früh hat sie den Mädchentreff angeboten, den nun ihre Schwester Tabtil übernommen hat. Und auch Aresmouks Töchter Hanan und Reihan sind bereits mit dabei. Hanan, die Ältere, macht gerade ihr Abitur am Johannes-Rau-Gymnasium in Wuppertal. Das hindert sie jedoch nicht daran, Nachhilfe in der Moschee anzubieten.
Bei einem Urlaub mit der ganzen Familie in einem großen Haus mit Wellness-Bereich in Dänemark kam Duaa und ihren Schwestern die Idee, so etwas auch in Wuppertal anbieten zu wollen. Der erste Frauenaktionstag war geboren – und zugleich die Hoffnung, noch mehr aus der Idee machen zu können. „Die Moschee gehörte an diesem Tag nur den Frauen“. Sie konnten zum Beispiel die Angebote einer Friseurin, einer Hennamalerin, einer Kosmetikerin und einer Physiotherapeutin testen. Eingenommen haben Aresmouk und ihre Mitstreiterinnen knapp 3.000 Euro, die nun in die Verwirklichung weiterer Angebote fließen sollen. Nötig seien mindestens 300.000 Euro, um die Pläne zu realisieren. Zur Finanzierung streben die Frauen an, einen Neubau mitsamt Wohnungen und Restaurant zu planen, der dann zugleich einen Wellness-Bereich und ein Schwimmbad für ein dauerhaftes Angebot bietet.
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