„Ehrenvoll ist es, für´s Vaterland zu sterben“

Zwei Veranstaltungen der Begegnungsstätte Alte Synagoge zum Thema "100 Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs".

Feldpostkarte des jüdischen Soldaten Alex Cohnen aus Elberfeld (ganz links stehend). Sammlung Alte Synagoge, Schenkung Cohnen

Zwei Veranstaltungen der Begegnungsstätte Alte Synagoge zum Thema „100 Jahre Beginn des Ersten Weltkriegs“:

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In Erinnerung
an die Toten des Ersten Weltkriegs
Termin: Sonntag, 24.08.14, 12:00
Ort: Treffpunkt: Haupteingang des Ehrenfriedhofs in Barmen, Lönsstraße

Ein Stadtrundgang zu ausgewählten Kriegerdenkmälern in Barmen
Der Erste Weltkrieg ist, nach Gerd Krumeich, eine der prägenden Erfahrungen des 20. Jahrhunderts, „vielleicht sogar die entscheidende Prägung“. 25 Staaten und deren Kolonien beteiligten sich im Laufe der Jahre am Kriegsgeschehen und insgesamt 9.422.000 Menschen fielen ihm zum Opfer. Am Ende des Krieges gab es in Deutschland 1,9 Millionen ums Leben gekommene Menschen, weltweit 9.422.000 Tote. Aus Barmen waren etwa 4.400 Männer zu Tode gekommen, aus Elberfeld rund 4.700.

In Erinnerung an diese gefallenen Soldaten wurden Denkmäler gebaut, ange-fangen 1917 mit der Errichtung der Hindenburgsäule, über das 1922 eröffnete Kriegerdenkmal auf dem Barmer Ehrenfriedhof als „Symbol der todesmutigen Treue und Tapferkeit“ bis hin zu dem 1938 eingeweihten Kriegerdenkmal des Reserve-Infanterie-Regiments 53 auf dem Ernst von Eynern-Platz in den Barmer Anlagen. Daneben gab es in Wuppertal zahlreiche andere Kriegerdenkmäler, besichtigt werden an diesem Sonntag jedoch die genannten.
Der Rundgang wird 4 Stunden dauern.
Leitung: Susanne Abeck.
Teilnahmegebühr: 5,00 €

Ehrenvoll ist es,
für´s Vaterland zu sterben
Termin: Dienstag, 26.08.14, 19:30
Ort: Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Jüdische Soldaten aus dem Wuppertal im Ersten Weltkrieg
Vortrag von Dr. Ulrike Schrader

Der klassische Grabspruch „Ehrenvoll ist es, fürs Vaterland zu sterben“ steht auf dem Grabstein des drei Tage vor seinem 23. Geburtstag gefallenen Soldaten Ernst Block aus Elberfeld. Im Oktober 1914 mag die Familie Block tatsächlich noch an den Sinn und die Chance geglaubt haben, den Sohn für Deutschland zu opfern. Aus heutiger Perspektive, aus der Sicht der Nachgeborenen, mit dem Wissen um die ungeheuren Verbrechen, die in der Zeit des Nationalsozialismus an den Juden verübt wurden, liest sich ein solcher Satz nur mit Bestürzung. Auch dass die meisten deutschen Juden hoffen und glauben wollten, dass Deutschland ihre Heimat bleiben könnte, lässt sich vor dem Hintergrund der „Judenzählung“ kaum nachvollziehen. Die meisten deutschen Juden sahen in Deutschland nach wie vor ihr Heimatland – und nicht, wie die Zionisten, in Palästina. Sie waren, trotz der immensen Demütigung, stolz auf Frontkämpferstatus, Offiziersrang und militärische Auszeichnungen und setzten weiterhin darauf, Loyalität und vaterländische Gesinnung zu beweisen. Zahlreiche Fotografien aus jüdischen Familiennachlässen sind erhalten, auf denen Elberfelder und Barmer Soldaten scheinbar selbstbewusst ihre Uniformen präsentieren. Noch als die Deportationen einsetzten, täuschten sich viele ehemalige dekorierte Frontkämpfer vor, durch ihre militärischen Verdienste besser geschützt zu sein. Kaum nachzuvollziehen ist aus heutiger Perspektive, dass viele ehemalige jüdische Soldaten es als Demütigung empfunden haben, als sie später aus der Wehrmacht ausgeschlossen wurde, wie z.B. Wilhelm Heimann aus Elberfeld. Sein „Ausschließungsschein“ ist die brüske und abschließende Antwort auf das vergebliche Bemühen, mit dem die deutschen Juden um Akzeptanz und Integration gefleht hatten.

Von den rund 550.000 reichsdeutschen Juden dienten rund 96.000 als Soldaten im Ersten Weltkrieg, 80.000 davon unmittelbar an der Front. 10.000 meldeten sich freiwillig. Reichsweit haben 17,3% aller Juden und 18,8% aller Nichtjuden am Krieg teilgenommen. Aus Alters- und Berufsgründen waren allerdings nur 15,6% der Juden wehrpflichtig gewesen. Die Unterstellungen, mit denen die antisemi-tischen Kräfte Stimmung gegen die Juden machen wollten, sind also nicht haltbar. Insgesamt 21.000 jüdische Soldaten wurden zum Offizier oder Unteroffizier befördert, 35.000 erhielten Orden und Ehrenzeichen. 12.000 jüdische Soldaten fielen im Ersten Weltkrieg, eine Zahl, die erst im Jahr 1961 von der Bundesrepublik offiziell bestätigt wurde.

Eintritt: 3,00 Euro

Das aktuelle Veranstaltungsprogramm der Begegnungsstätte ist auf der Homepage einsehbar: www.alte-synagoge-wuppertal.de

text: bas/schrader/ör-wj
foto: bas-archiv

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