Ein Hoffnungslicht für Kinder

Laternen basteln, spielen, Deutsch lernen: Die neue Lernwerkstatt der ökumenischen Flüchtlingsinitiative KOMM unterstützt Kinder und Familien in Wuppertal.


Laternen basteln, spielen, Deutsch lernen: Die neue Lernwerkstatt der ökumenischen Flüchtlingsinitiative KOMM unterstützt Kinder und ihre Familien im Wuppertaler Osten.

Manche Laternen sind einfach nur farbenfroh, andere haben Gesichter und Beine. Bunte Lampions für das Martinsfest im November zu basteln, ist für viele Kinder eine neue Erfahrung. Und eine gute Gelegenheit, ihnen in der neuen „Pädagogischen Werkstatt Wuppertal-Ost“ die deutsche Kultur nahezubringen.

„In der Ukraine und vielen anderen Ländern dieser Welt ist das Fest unbekannt“, erklärt Leniie Hafarova. „Also erzähle ich den Kindern und ihren Eltern die Geschichte vom Heiligen Martin, der seinen Mantel mit einem Bettler geteilt hat und übersetze direkt schwierige deutsche Begriffe.“

Teilen tut allen gut

Mit denen teilen, die wenig haben, weil das allen gut tut: Diese Botschaft vermittelt Leniie Hafarova den Kindern gerne. Vor einem Jahr ist die Deutschlehrerin mit ihrer Familie vor dem Krieg in der Ukraine nach Wuppertal geflüchtet und musste Job, Besitz und liebe Menschen zurücklassen.

Jetzt engagiert sie sich in der „Pädagogischen Werkstatt Wuppertal-Ost“, die die Flüchtlingsinitiative KOMM der evangelischen Kirchengemeinde Heckinghausen mit dem Sozialdienst katholischer Frauen, dem Kommunalen Integrationszentrum und der Stadt Wuppertal im Heckinghauser Stadtteiltreff Krawatte aufbaut. „Es tut gut, sich für und mit anderen Menschen dafür einzusetzen, dass Kinder und Jugendliche bessere Bildungschancen haben“, sagt sie.

Räume zum Lernen und Spielen

Knapp 50 Ehrenamtliche stehen bereit, um für Kinder und Jugendliche aus dem Wuppertaler Osten Spielenachmittage, Kunstprojekte, Hausaufgabenhilfe oder Leseförderung anzubieten. Auch die Eltern sind zu Back- und Bastelaktionen, Sprach- und Computerkursen eingeladen. Die Bethe-Stiftung fördert das neue Projekt mit einer Spenden-Verdoppelungsaktion von Oktober bis Januar.

Leniie Hafarova (2.v.l.) unterstützt auch die Mütter beim Laternenbasteln.

52 Prozent der Menschen, die im Wuppertaler Osten leben, haben einen Migrationshintergrund. Armut und Chancenungleichheit prägen die Stadtteile.

„Der allgemeine Fachkräftemangel in der Bildung wirkt sich massiv auf die Kinder aus“, berichtet KOMM-Leiterin Dorothee van den Borre. „Es fehlen Plätze in Kitas und Schulen. Viele Kinder brauchen Unterstützung beim Sprechen, Lesen und Lernen. Es fehlen Räume zum Spielen und Freundschaften schließen.“

Eltern entlasten, Kinder fördern

Zwar stehen die Kinder in der Pädagogischen Werkstatt Wuppertal-Ost im Fokus. Doch die Eltern gehörten unbedingt dazu, betont Leniie Hafarova. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie beschäftigt man nach einer Flucht mit sich selbst ist. Die Bedürfnisse der Kinder kommen oft zu kurz und das macht ein schlechtes Gewissen.“ Es entlaste Eltern, wenn ihre Kinder gut betreut seien und sich wohl fühlten. „Dann kehrt Ruhe ein. Es gibt ein Gefühl von Sicherheit, und das ist eine wesentliche Voraussetzung fürs Ankommen, Teilhabe und Integration.“

Lina Lee ist Koordinatorin der neuen Werkstatt

Im neuen Projekt der Werkstatt wird die Ukrainerin die pädagogische Leitung übernehmen. Die Koordination liegt bei Lina Lee, die vor 21 Jahren aus Kirgisien nach Deutschland gekommen ist und perfekt Russisch und Deutsch spricht. Beide sind 41 Jahre alt und haben Kinder im Alter zwischen sieben und elf Jahren, die in Wuppertal zur Schule gehen.

„Das Schulsystem ist ganz anders als in unserer Heimat“, sagen sie. „Kinder werden stärker zur Selbstständigkeit erzogen und haben mehr Freiheiten. Das irritiert viele Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund.“

„Wir sind für alle da“

Regelmäßig sind die beiden Frauen auch in Schulen unterwegs, um nicht nur in sprachlicher Hinsicht für eine bessere Verständigung zwischen Lehrern und Eltern zu sorgen. „Kinder aus Kriegsgebieten brauchen Sicherheit“, erklärt Lina Lee. „Am besten entsteht sie, wenn Eltern und Schule an einem Strang ziehen.“

Dass es in der Krawatte Unterstützung für Eltern und Kinder gibt und sie ein sicherer Ort zum Lernen, Spielen und Freunde finden ist, hat sich im Wuppertaler Osten schon herumgesprochen. „Wir sind für alle da“, betont Leniie Hafarova. „Egal, aus welchem Land die Menschen kommen, welche Kultur, Religion und Bildung sie mitbringen.“ Und Lina Lee ergänzt: „Im Grunde haben wir doch alle dieselben Bedürfnisse: Wir wollen sicher sein, dazugehören und mitgestalten.“

Pädagogische Werkstatt Wuppertal-Ost

Unter dem Motto „Weil Bildung nie umsonst ist“ unterstützt die Bethe-Stiftung mit einer Spendenaktion den Aufbau der Pädagogischen Werkstatt im Wuppertaler Osten. Vom 20. Oktober 2023 bis 20. Januar 2024 verdoppelt sie jede Spende bis zu 2.000

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