Ein Wuppertaler macht den „Spiegel“ witzig

Der Wuppertaler Satiriker Uwe Becker versorgt das Internetportal des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" seit Jahren mit Fotowitzen.

Die Online-Ausgabe des „Spiegel“ ist eines der erfolgreichsten Nachrichtenangebote im Internet. Und die Macher von SPON, wie der Internetableger des Nachrichtenmagazins genannt wird, können etwas, womit sich die Print-Kollegen traditionell schwer tun: witzig sein.

2006 hat SPON den Humor gewissermaßen institutionalisiert und mit der Seite SPAM zu einer eigenen Marke erhoben. Einer der erfolgreichsten Teile von SPAM ist der regelmäßig erscheinende Fotowitz des Wuppertaler Satirikers Uwe Becker.

Uwe Becker in seinem Büro in der Friedrich-Engels-Allee.

„Seit 2000 arbeite ich regelmäßig für das Satiremagazin Titanic„, erzählt der gebürtige Elberfelder. „Der damalige Chefredakteur Martin Sonneborn hatte mich gefragt, ob ich Lust hätte, bei SPAM mitzumachen. Ich habe sofort zugesagt. Meine Vorschläge schicke ich seitdem direkt an die Redaktion von SPAM.“

Mindestens dreimal wöchentlich erscheint dort seitdem ein Fotowitz aus Wuppertal. „Ich mache ungefähr drei Vorschläge, aus denen ein Redakteur dann einen auswählt“, berichtet Becker. Grundlage ist in der Regel ein Foto bekannter Politiker, das er mit Sprechblasen versieht. Inzwischen gehören Beckers Fotowitze zu den am meisten angeklickten Inhalten auf der Spiegel-Website.

Ausriss aus „SPAM“.

Beckers Arbeiten erscheinen weiterhin auch in der Titanic. „Spiegel und Titanic kann man nicht vergleichen. Die Fotowitze in der Titanic sind zuweilen etwas böser.“ Die Witze, die er dort veröffentlicht, hätten bei SPAM kaum eine Chance. Ein weiterer Unterschied: Spiegel Online ist ein tagesaktuelles Medium, während die Titanic monatlich erscheint, was gewisse Anforderungen an die „Haltbarkeit“ von Beckers Fotowitzen stellt.

Wie sein Humor bei den karikierten Politikern ankommt, weiß Becker nicht. Wenn es Reaktionen geben sollte, laufen diese in der Redaktion von Spiegel Online auf. Unterschiede im Humorverständnis von Politikern kann Uwe Becker nur anhand seiner Arbeit für Titanic feststellen: „Die meisten Klagen kommen von SPD-Politikern. Helmut Kohl hatte sich zum Beispiel nie beschwert.“

Zur Zeit fällt es Becker manchmal schwer, zwischen Realpolitik und Satire zu unterscheiden: „Wenn der Bundespräsident einem Chefredakteur auf die Mobilbox schreit, ist das eigentlich schon Satire.“

Sein eigenes politisches Engagement bewegt sich in den Bahnen, die man von einem Satiriker erwarten darf. Becker ist Gründungsmitglied des Landesverbandes NRW der Partei „Die Partei„, die von Mitarbeitern der Titanic gegründet wurde. Analog zum Programm auf Bundesebene, wo „Die Partei“ die Wiedererrichtung der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland fordert, plädiert der Wuppertaler Kreisverband für eine befestigte Grenze zwischen Barmen und Elberfeld. 2011 zog sich Becker jedoch aus der „aktiven Politik“ zurück („Ich war Schatzmeister einer Partei, die kein Bankkonto hatte“) und ist seitdem Ehrenvorsitzender der „Partei“ in Wuppertal.

Die aktuelle Wuppertaler Kommunalpolitik sieht Becker, der auch die Satirezeitschrift „Italien“ herausgibt, zwiespältig: „Für einen Satiriker ist die Selbstzerfleischung der CDU natürlich schönes Material. Als Wuppertaler ist man aber auch ein bisschen entsetzt, weil diese Leute ja die Geschicke der Stadt lenken sollen.“

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Foto: Georg Sander

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