02.01.2025evangelisch wuppertal
Eine Frage des Geldes
Die Protestanten in Beyenburg mussten viele Hürden für ein eigenes Gotteshaus überwinden. Ihre evangelische Kirche ist unsere Kirche des Monats Januar.
Ein bergiger Stadtteil mit Kloster und überzeugten Katholiken: Die Protestanten in Beyenburg mussten viele Hürden für ein eigenes Gotteshaus überwinden. Ihre evangelische Kirche ist unsere Kirche des Monats Januar.
Eingebettet in die bergische Landschaft und umrankt vom Lauf der Wupper, ist Beyenburg mit seiner alten Bausubstanz heute einer der schönsten, wenn nicht sogar der schönste Stadtteil Wuppertals. Etwas oberhalb vom Stausee, mitten im „Dorf“ steht sie – die evangelische Kirche.
Bis ins 17. Jahrhundert war Beyenburg, bedingt durch das Kloster und die späteren katholischen Kapellen und Kirchen, katholisch geprägt. Noch im 19. Jahrhundert kämpfte die protestantische Minderheit gegen die katholische Übermacht.
Ein weiter Weg zum Gottesdienst
Die ersten Lutheraner gehörten zur benachbarten Gemeinde Remlingrade. Für Gottesdienste und Bibelstunden mussten sie einen einstündigen, beschwerlichen Fußweg in Kauf nehmen, wie Anke Westermann, Archivarin des Kirchenkreises Wuppertal, berichtet. Kein Wunder, dass schon früh der Wunsch nach der Gründung einer eigenen Gemeinde aufkam.
Zunächst aber gab man sich mit dem Aufbau einer Schule für evangelische Kinder zufrieden. „Ab 1830 wurden die Kinder erst im Haus eines wohlhabenden Gerbers und Lederhändlers, später im sogenannten Amtshaus unterrichtet“, erzählt die Archivarin.
Der nächste Schritt in eine gemeindliche Selbständigkeit sei ein eigener Friedhof gewesen. „Doch damit war die Gemeinde Remlingrade gar nicht einverstanden, weil sie finanzielle Einbußen befürchtete. Es gab viel Streiterei, bis 1836 ein Vertrag für den Friedhof in Beyenburg aufgesetzt werden konnte.“
Notlösungen statt Gemeindegründung
Doch den Beyenburger Protestanten reichte das nicht. Schritt für Schritt arbeiteten sie sich bis zur Gründung ihrer eigenen Gemeinde mit Gotteshaus vor.
Postkartenidylle: Beyenburg mit Kloster und Stausee
„Im Jahr 1845 vereinbarten sie mit den Geschwistern in Remlingrade, dass alle zwei Wochen ein Pfarrer nach Beyenburg kam, um dort einen Gottesdienst zu halten“, erzählt Anke Westermann. Ein „Service“, den das Pfarrpersonal neun Jahre durchhielt, aber dann streikte.
Als 1856 das von der Gemeinde für Gottesdienste und Veranstaltungen genutzte Amtshaus verkauft wurde, war die Raumnot groß. „Die Notlösung bestand damals im Kauf der Bretterkirche von der Barmer Baptistengemeinde“, so Anke Westermann. „Das war aber nur eine Notlösung, die das entstandene Platzproblem nicht löste.“
Schon längst hatten die Beyenburger der Gemeinde Remlingrade ihren Plan zur Bildung einer Filialgemeinde auf den Tisch gelegt. Doch eine Trennung von der Muttergemeinde wurde laut Anke Westermann weiterhin ausgeschlossen, weil dies für die Gemeinde Remlingrade sowohl finanzielle als auch territoriale Verluste bedeutet hätte – egal, wie eng es wurde.
Endlich frei mit einer Ablösesumme
Aber steter Tropfen höhlt den Stein: 1863 ließen sich die Remlingrader endlich auf die Gründung einer evangelischen Vikariatsgemeinde in Beyenburg ein. „Dafür zahlten die Beyenburger eine kräftige Ablösesumme“, erklärt Anke Westermann. Für den Bau der 1866 eingeweihten Kirche wurden die durch einen Fonds schon früh angesparten Mittel sowie Zuschüsse von Regierungsseite genutzt. 1866 konnte die evangelische Kirche in Beyenburg eingeweiht werden.
Innenraum der evangelischen Kirche Beyenburg mit Orgel
Kurz danach erhielt die Kirche auch eine kleine einmanualige Orgel mit angehängtem Pedal. Dieses Instrument versah bis 1891 seinen Dienst. Es wurde durch ein größeres Instrument des Barmer Orgelbauers Koch ersetzt und enthielt aussortierte Register und Bauteile von Orgeln aus Lennep und Wichlinghausen. Bis 1972 – mittlerweile unspielbar – stand sie auf der Empore und wurde schließlich von einem neuen Instrument der Firma Strutz abgelöst.
Hartnäckig waren die Beyenburger übrigens nicht nur im Hinblick auf die Gründung ihrer eigenen Gemeinde. Sie schafften es, ihr Gemeindegebiet bis 1895 um Teile von Lüttringhausen sowie Ennepetal und Schwelm zu vergrößern. Dafür nahmen sie einen letzten Kampf mit der Gemeinde Remlingrade auf, wie Archivarin Anke Westermann weiß. Denn bei aller Frömmigkeit ging es doch immer auch ums Geld: „Dahlerau hatte eine florierende Tuchindustrie und war deshalb für beide Gemeinden interessant“, berichtet die Archivarin. „Aber dieses Gebiet wurde letztlich Remlingrade zugesprochen.“
Text: Anke Westermann/Sabine Damaschke
Fotos: Timo Platte
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