13.12.2011ChangeWriter
„Freiheit für alle!“ – Ralf Gloerfeld
„Ich will was bewegen!“ sind die ersten Worte Ralf Gloerfelds im Interview. Wir sitzen in einem der Coworking Räume im alten Mirker Bahnhof. Immer mal wieder schaut jemand interessiert herein. Die Türe steht offen. Offenheit und vor allem Transparenz sind wichtig für Ralf. Aus diesem Grund ist er unter anderem seit 2008 Mitglied bei der Piratenpartei. Ihm geht es darum, die Freiheit des Individuums zu bewahren oder ihm diese zu ermöglichen. Er möchte Menschen und Themen Gehör verschaffen und stellt sich selbst die Aufgabe, „Wie kann ich Leuten die Möglichkeit geben, sich zu engagieren?“
Daher ist er ein großer Verfechter des Freifunks. Die Idee des Freifunks ist, ein Intranet zu erschaffen, zudem jeder freien Zugang hat, unabhängig von monatlichen Gebühren oder Gesetzesvorschriften. Also ein freies Netz. Ralf versucht mir das Ganze etwas näher zu bringen indem er Flaschendeckel, als verschiedene Router benutzt ( die braucht man nämlich um sich in das Netz einzuklinken) und somit die Wege erklärt.
„Nehmen wir einmal an, jemand schafft es nicht in die Kirche am Sonntag, möchte aber die Predigt nicht verpassen.“ Erklärt er begeistert, „Dann würde es ausreichen, wenn die Kirche einen Router hätte und die Person zu Hause ebenfalls und schon hätte man seine Predigt.“ Ich bin fasziniert. Was Ralf so an diesem Thema fesselt, ist die Freiheit. Es gibt keine Einschränkungen, keine Zensuren. Gerade die arabischen Staaten zeigen großes Interesse an solch einem Intranet, also einem parallele Netz zum Internet, da so die Möglichkeit besteht, Zensuren und andere Vorgaben zu umgehen, also den Ist-Zustand zu vermitteln. Eben „Freiheit für alle!“ Dafür, dass Wuppertal auch auf diese Weise vernetzt ist, setzt sich Ralf ein. Zusammen mit Mitgliedern des Vereins Freifunk Rheinland e.V. hat er unter anderem einen Antrag erarbeitet und bei „wir wuppen das“ eingereicht.
Hier im Coworking Space ist er vor allem deswegen, weil er die Idee gut findet und sie unterstützen möchte. Wie? „Da wo ich gebraucht werde!“ Außerdem hat hier der Hackerspace seine Räumlichkeiten oder besser gesagt einen Raum, wo in Zukunft aber noch ein Labor hinzukommen soll. Und auch beim Hackerspace ist Ralf mit dabei. „Aber sind Hacker nicht die Bösen?“, frage ich etwas naiv. Nein, sind sie nicht. Hacker sind vor allem kreative Menschen, die „aus Gegebenen, Neues schaffen“. Dabei spielt es keine Rolle ob das Gegeben Hard- oder Software ist. Ein Hackerbeispiel ist, dass man sich im „Das Labor“ in Bochum überlegt hat, was man aus einem Ventilator denn noch so Schönes basteln könnte. Einen Bildschirm. Ja das liegt doch geradezu auf der Hand.
Dann erzählt Ralf noch etwas von kleinen Leuchten, die man auf die einzelnen Ventilator Blätter drauf montiert und dann muss man das ganz natürlich über den Computer schalten können. Und schwupps die wupps hat man seinen Bildschirm. Weiter erfahre ich, dass Hacker vor allem aufklären wollen und dann ist mein zwielichtiges Bild von Hackern, die sich eben irgendwo im Netz einklinken und dann dort ihr Unwesen treiben endgültig aufgehoben. Vielmehr treibt sie ihre Neugierde dazu, bestehende Systeme zu überprüfen und gegebenenfalls die Fehler zu melden, um somit eine Verbesserung statt finden zu lassen. Der Open Source Gedanke spielt dabei eine wichtige Rolle.
Bei all seinen Aktivitäten, sei es beim Skifahren im Privaten oder beim Coworking oder bei seiner politischen Arbeit. Ralf geht es immer darum, neue Grenzen zu finden oder zu erweitern. Und vor allem auch andere Menschen mitzuziehen. Er möchte „seine Kreativität einsetzten, um anderen Freiräume zu schaffen.“ Oder anders, nicht ganz ernst gemeint formuliert. „Ich bin stinkfaul, weil ich bringe andere dazu, das zu schaffen, was ich gut finde!“
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Foto: http://www.polakueche.de / Lizenz CC BY-ND
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