Fuss e.V.:“Unfall in Heckinghausen – Vier Kinder verletzt“

Veröffentlichung eines Polizeiberichtes "POL-W: W - Unfall in Heckinghausen - Vier Kinder verletzt" von 06.08.2023 – 18:43. Ein Kommentar von Guido Mengelberg, Stv. Bezirksbürgermeister und dem Verfasser.

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Heute Nachmittag (06.08.2023, 16:20 Uhr) erlitten vier Kinder in Wuppertal Verletzungen nach einem Verkehrsunfall.

Nach bisherigen Erkenntnissen war ein 23-Jähriger mit einem hochmotorisierten Audi Q8 RS von der Ampel Heckinghauser Straße Ecke Waldeckstraße losgefahren, nachdem diese auf Grün umsprang. Dabei verlor er die Kontrolle über sein Fahrzeug, überfuhr einen Gehweg und prallte gegen eine Hauswand. Drei Zwölfjährige und ein dreijähriges Kind befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Gehweg als der Audi sie erfasste. Die Mädchen erlitten dabei Verletzungen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Lebensgefahr besteht für sie nicht.

Nach einer Auseinandersetzung mit aufgebrachten Angehörigen der Kinder erlitt der Fahrer leichte Verletzungen. Da der Verdacht besteht, dass er das Fahrzeug unter dem Einfluss von Drogen gelenkt haben könnte, musste er eine Blutprobe und seinen Führerschein abgeben.

Während der Unfallaufnahme blieb die Heckinghauser Straße für den Fahrzeugverkehr gesperrt. (sw)


Kreuzung Heckinghauser Waldeck-Straße nach Unfall.

 

 


 

Hierzu ein Kommentar von Guido Mengelberg, Stadtverordneter und Stv. Bezirksbürgermeister und Anwohner:

Wann endlich wird die Straße so gestaltet, dass sie nicht zum Rasen einlädt?

Die Diskussion um die Umgestaltung dauert nun schon über ein Jahrzehnt – dabei liegt auf der Hand, was aus Gründen des Klimaschutzes, der Hitze- und Lärmbelastung, der Verkehrssicherheit und nicht zuletzt der dringend erforderlichen Verkehrswende getan werden muss. Es muss Schluss sein mit den andauernden Beschwichtigungen und Vertröstungen. Es ist Zeit zu handeln – jetzt!

Ich brauche nur aus dem Fenster zu schauen, um zu sehen, was los ist – siehe Foto – und was getan werden muss.


 

Kommentar vom Verfasser dieses Beitrags:

Natürlich ist die erste Reaktion Wut. Und sofort kommen die Fragen auf, wie konnte es passieren, was macht ein junger Mann in so einem Auto, wieso beschleunigt er so stark, dass er die Kontrolle verliert?

Was hier geschehen ist, werden Polizei und Staatsanwaltschaft klären und ein Richter wird über die Strafe entscheiden. Alles andere wäre zu diesem Zeitpunkt Spekulation. Also lösen wir uns von diesem schlimmen Geschehen und gehen ins Generelle.

Hier wäre einmal die Faszination Auto. Was bringt Menschen dazu sich ein Auto zukaufen, das in 3,8 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt, 600 PS hat und nur mal eben 150.000€ neu kostet und mit dem Slogan „Der pure Nervenkitzel“ beworben wird (https://www.audi.de/de/brand/de/neuwagen/q8/rs-q8.html).

Während die Faszination noch nachvollziehbar ist, wenn das Umfeld in dieser Richtung geprägt ist, so ist doch absolut unverständlich, warum keine technischen Sperren verbaut sind, die den Verlust der Kontrolle verhindern. Die generell verhindern, dass diese Fahrzeuge ihre ganze Kraft in der Stadt auf die Straße bringen. Vor 10 Jahren hätte ich die Ausrede „technisch nicht möglich“ gelten lassen. Heute ist sie bei einem Preis über 100.000 € einfach vorgeschoben.

In den wenigsten Fällen wird der erste Verkehrsverstoß zu einem schweren Unfall führen. Es wird die x-te Fahrt unter Alkohol oder Drogen sein, die schlimme Folgen hat. Auch nicht die erste überhöhte Geschwindigkeit führt zum Kontrollverlust über das Fahrzeug. Menschen, die nicht geeignet sind ein Fahrzeug zuführen, sind schon vorher auffällig. Die Gesellschaft und Politik muss nur gewillt sein, diese zu erkennen.

So lange Geschwindigkeitskontrollen angekündigt werden, es starke Einschränkungen für Blitzer-Standorte gibt und die Anzahl der mobilen Radargeräte so begrenzt ist, fallen Verkehrssünder durchs Raster. Sie bleiben als Gefahr auf der Straße.

Das Auto als persönliche Freiheit, die ewige Diskussion über Geschwindigkeitsbeschränkungen, die geringen Strafen bei Verstößen und der deutsche Ansatze „Führerscheins fürs Leben“ verhindern ein mehr an Sicherheit im Straßenverkehr. Weg von der Freiheit hin zu mehr Verantwortung bei Fahrer und Fahrerinnen. Mehr aktiven und passiven Schutz nicht nur für Insassen, sondern auch für Unfallopfer. Und eine Politik, die den Menschen und nicht das Fahrzeug in den Mittelpunkt stellt.


Wir wünschen den Unfallopfern alles Gute und eine baldige Genesung.

Alle andere Beteilige mögen den Unfall gut verkraften.

V. i. S. d. P.:
Wolfhard Winkelströter
Mitglied Fuss e.V. Ortsgruppe Wuppertal

Weitere Informationen zu Fuss e.V.unter www.fuss-ev.de
Erreichen Sie einen Ansprechpartner vor Ort über den Ortsverband Fuss e.V Wuppertal

 

 

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Kommentare

  1. Bei einigen motorisierten Verkehrsteilnehmer hätten die Maßnahmen sicher einen Effekt: He, die Polizei, das Ordnungsamt und die Politik meinen es ernst mit der Verkehrssicherheit. Radio Wuppertal hören reicht da nicht mehr. Ich muss meine Fahrweise anpassen.

    Vielleicht kommt es genauso auch bei nicht motorisierten Verkehrsteilnehmern. Toll, es wird sicherer draußen. Ich nehme doch das Rad oder lasse das Elterntaxi stehen. Wäre super, oder?

    „Gegen rund 200.000 Wuppertaler Autofahrer gerichtet.“ Wieso diese Formulierung? Das sind doch keine Verbrecher. Die meisten sind artige Menschen, die nur sicher von A nach B wollen.

    Ich fühle mich auch einwenig unwohl, wenn ich an einer mobilen oder stationären Geschwindigkeitsüberwachung vorbeifahre. Das ist aber nichts gegen das Gefühl, wenn ich bei 30 oder 50 km/h das Kennzeichen des Dränglers hinter mir nicht mehr sehe.

    Die Maßnahmen sind nicht gegen 200.000, sondern für 360.000 Wuppertaler. Sich an die Vorschriften zu halten, schränkt nur die Freiheit ein, gegen Gesetze zu verstoßen. Nur ein kleiner Tausch, wenn man bedenkt, welchen Schaden man mit einem Kraftfahrzeug anrichten kann.

    100% Sicherheit natürlich nicht. Ob der Unfall nicht passiert wäre, möglich.

  2. Susanne Zweig sagt:

    Keine der hier implizit geforderten Maßnahmen, wie (1) weniger Ankündigungen bei Tempokontrollen, (2) mehr Blitzer und Radargeräte, (3) höhere Strafen bei Verstößen, (4) Führerschein auf Zeit, ist geeignet, einen übermotorisierten 23-Jährigen daran zu hindern, unter Drogeneinfluss die Straße nicht mehr zu treffen.

    Sie wären aber genauso gegen rund 200.000 Wuppertaler Autofahrer gerichtet, von deren Fahrweise keine solche Gefahr ausgeht.

    Freiheiten kann man einschränken. Der Versuch, hundertprozentige Sicherheit herzustellen, wird aber nie gelingen, so schlimm das im konkreten Fall auch ist.

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