01.08.2024evangelisch wuppertal
Geschichte einer Kirchenrettung
Sie ist das Kulturzentrum mit der größten Kirchenorgel Wuppertals. Dabei drohte ihr der Abriss: Die Immanuelskirche ist unsere Kirche des Monats August.
Sie ist ein beliebtes Kulturzentrum und beherbergt die größte Kirchenorgel Wuppertals. Dabei drohte ihr mal der Abriss: Die Immanuelskirche ist unsere Kirche des Monats August.
Nur zwei Jahre dauerte der Bau der dreischiffigen neugotischen Immanuelskirche im Wuppertaler Stadtteil Barmen. Eile war offenbar geboten, denn sonst hätte sich die stark wachsende Gemeinde in die Gemarker Kirche drängen müssen. Ihre zweite Kirche im Osten Barmens bot Platz für 1.300 Gottesdienstbesucherinnen und besucher. Am 27. Mai 1869 wurde sie eingeweiht – auf den Tag genau 305 Jahre nach dem Tod des Reformators Calvin.
Geschichte schrieb die Kirche schließlich mit der Barmer Bekenntnissynode von 1934. Die Synodalen, die aus ganz Deutschland kamen, tagten nicht nur in der Gemarker, sondern auch in der Immanuelskirche. Mit der „Barmer Theologischen Erklärung“, in der sie ihre gemeinsamen Grundüberzeugungen niederschrieben, stellten sie sich gegen die von den Nationalsozialisten installierten „Deutschen Christen“. Mitverfasser der Erklärung war Harmannus Obendiek, damals Pfarrer der Immanuelskirche.
50 Jahre später wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Barmer Theologischen Erklärung die Ausstellung im Kirchraum der Immanuelskirche eröffnet. Später zog sie in die Gemarker Kirche um.
Heimstatt der Kantorei Barmen-Gemarke
Die Angriffe auf Barmen im Zweiten Weltkrieg überstand die Immanuelskirche mit wenigen Schäden. In der Nachkriegszeit entwickelte sie sich zu einer beliebten Konzertkirche. Sie war fester Aufführungsort der weit über das Rheinland hinaus bekannten Kantorei Barmen-Gemarke, die 1946 vom Gemarker Kirchenmusiker und späteren Professor an der Folkwang Hochschule, Helmut Kalhöfer, gegründet wurde.
Die Schuke-Orgel der Immanuelskirche ist die größte Kirchenorgel Wuppertals.
„Bis heute bereichert die Kantorei mit ihren Konzertprogrammen das kulturelle Leben der Stadt“, betont die Archivarin des Wuppertaler Kirchenkreises, Anke Westermann. Mit der 1967 eingebauten Schuke-Orgel (vier Manuale und 54 Register) verfügt die Immanuelskirche zudem über die größte in einer Kirche stehende Orgel in Wuppertal – nur die Sauer-Orgel in der Historischen Stadthalle Wuppertal hat mehr Register.
Volle Konzerte, leere Gottesdienste
Auch wenn viele kirchenmusikalische Veranstaltungen Menschen in die Immanuelskirche lockten, blieb sie gegen Ende der 1970er Jahre doch zunehmend leer. Finanzielle Sorgen und umfassende Umstrukturierungen der Barmer Gemeinden sorgten dafür, dass darüber diskutiert wurde, die Immanuelskirche aufzugeben. Vom Abriss bis zum Verkauf und zur Umnutzung für kulturelle Zwecke reichten die Vorschläge.
Schließlich gründeten Mitglieder der Kantorei und Barmer Bürger 1984 einen Trägerverein für die neue Nutzung als Kulturzentrum im Osten Wuppertals. „Aus heutiger Sicht kann man den damaligen Akteuren nur danken, dass man sich für die Umnutzung entschieden hat“, sagt Anke Westermann.
Pionier für die Kirchen-Umnutzung
Zum damaligen Zeitpunkt war sie einmalig in Deutschland – und sollte für viele spätere ähnliche Projekte in der Republik beispielhaft sein. Mit der Umnutzung behielt nicht nur die Kantorei Barmen-Gemarke ihr musikalisches „Wohnzimmer“ für Konzerte. Auch viele andere kulturelle Veranstalter – von der Kleinkunst bis zur sinfonischen Besetzung und CD-Produktionen – schätzen bis heute die gute Akustik der Kirche.
Ihre Geschichte sei eine Erfolgsgeschichte mit Höhen und Tiefen, zahlreichen Renovierungen und Sanierungen und hohen Kosten, bilanziert Anke Westermann. Doch die Mühen, die Immanuelskirche zu erhalten, hätten sich gelohnt. „Sie ist ein akustisches Schmuckstück, in dem es heute vielfältiges kulturelles Leben gibt.“
Kirchenmusikkalender
In diesem Jahr 2024 erscheinen als Ergänzung zum Kalender „Evangelische Klangräume in Wuppertal“ Texte zu den jeweiligen Kirchen des Monats auf der Webseite des Referates Kirche, Kultur und Musik. Der immerwährende Kalender kostet 15 Euro. Er kann unter Ähnliche Beiträge:
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