Hochstapler für guten Zweck

Die Idee, ein alter Gabelstapler, ein paar Ersatzteile, und Kollegen - eine der aufsehenerregendsten Spenden des Jahres.

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Der Wuppertaler Peter Schumacher engagiert sich über die Stadtgrenzen hinaus für das Kinderhospiz: Jetzt hatte er eine besonders einträgliche Idee.

Die Idee eines Mitarbeiters, ein alter Gabelstapler, ein paar Ersatzteile, Kollegen, die den Stapler in ihrer Freizeit aufarbeiten und Kollegen, die ihn gut verkaufen: Mehr war nicht nötig für eine der aufsehenerregendsten Spenden des Jahres.

Peter Schumacher, in Wuppertal lebender Serviceleiter der Niederlassung Mülheim des Jungheinrich-Vertriebszentrums
Rhein-Ruhr, engagiert sich schon seit langem ehrenamtlich für das Bergische Kinderhospiz Burgholz. Denn er will von seinem Glück und von seiner Zufriedenheit zurückgeben: »Ich habe viel gelernt in den letzten Jahren und ich habe erkannt: Uns als Familie geht es so gut! Davon will ich etwas für andere zurückgeben.«

Im letzten Jahr hatte er eine geniale wie abgedrehte Idee: Wie wäre es, einen alten Stapler aufzuarbeiten, zu verkaufen und den Erlös dem Hospiz zu spenden? Gesagt, getan: Ein sechs Jahre alter EFG 220 mit über 5.000 Betriebsstunden auf dem Buckel war schnell aufgetrieben. Der EFG ist ein »Elektro-Fahrersitzgabelstapler in Dreiradausführung.« Solch ein freitragender Gegengewichtsstapler, der mit der vor dem Stapler angebrachten Lastgabel ungehindert LKW entladen und die Last von bis zu zwei Tonnen (!) auf Rampen oder in über drei Meter (!) hohen Regalen absetzen kann, ist ein Hochstapler der Extraklasse! Dazu wendig und umweltschonend, denn er verbrennt kein Benzin oder Gas sondern muss abends an die Steckdose.

Initiator Peter Schumacher im Gespräch mit Zita Hoeschen

Nachdem der abgehalfterte Stapler in der Halle stand, war eigentlich Mitarbeitermotivation gefragt, aber die Sache wurde zum Selbstläufer: Sechs Kundendiensttechniker (Ralf Wiesemann, Stephan Seidelmeier, Andreas Bialek, Mark Schrübbers, Michael Stenmans, Peter Zick) meldeten sich freiwillig, um den Stapler nach Dienstschluss und am Wochenende in der Werkstatt der Niederlassung zu zerlegen, aufzuarbeiten und wieder zu montieren. »120 Jahre Erfahrung der sechs Mitarbeitenden haben dem Stapler eine echte Verjüngungskur beschert«, sagt Nils Altrogge, Leiter des Vertriebszentrums Köln, nicht ohne stolz über seine Mannschaft.

Der Vorstand der Firma Jungheinrich unterstützte das Projekt nachhaltig, Lieferanten beteiligten sich mit Materialspenden. Peter Schumacher erinnert sich: »Das war ein echtes Teamerlebnis. Und damit hat das Projekt beiden Seiten geholfen: Dem Kinderhospiz hilft jeder Cent, aber unserer Firma hat solch ein Gemeinschaftserlebnis auch sehr gut getan.« Nach fünf Wochen war der Stapler wieder wie neu: komplett zerlegt, aufgearbeitet, gespachtelt, lackiert und wieder montiert. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen: ein absolut neuwertiges Fahrzeug in höchster Aufarbeitungsqualität!

Hochstaplerin Zita Hoeschen mit Nils Altrogge (Fa. Jungheinrich) und Michael Sablotny (Fa. Eischeid) (v.l.)

Und damit kam die Chance für Marc Hufmann und Tarek Hamid, ihr Talent als Verkäufer zu zeigen. Es sollten mindestens 15.555 Euro erzielt werden, doch die beiden verkauften den EFG sogar für 18.500 Euro. Außerdem stellten sie auch ihre Provision für den Staplerverkauf als Spende zur Verfügung.

Jetzt dreht der wendige Hochstapler seine Runden im Logistikzentrum der Internationalen Spedition Eischeid in Velbert.
In dem familiengeführten Betrieb laufen neben 40 LKWs auch acht Stapler, aber nur einer hat den Aufkleber vom Kinderhospiz. Michael Sablotny, Kontraktlogistiker bei der Firma Eischeid, freut sich über den Neuzugang im Fuhrpark: »Das ist natürlich eine tolle Sache, bei der wir gerne mitgemacht haben. Wir freuen uns über den top-überholten Stapler und über die Hilfe für das neue Kinderhospiz nicht weit von unserer Firma.« Ende Januar übergab Nils Altrogge den runderneuerten EFG bei einer Feier mit allen am Erfolg beteiligten Mitarbeitenden an seinen neuen Besitzer und überreichte symbolisch die Spende an Zita Höschen von der Kinderhospiz-Stiftung. Die ließ es sich natürlich nicht nehmen, einmal als Hochstaplerin tätig zu werden. Symbolisch natürlich, denn der EFG 220 verlangt nach einem Stapler-Führerschein.

text und fotos: werner jacken

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