Horst Wessel – Vom Pfarrerssohn zum Nazihelden

Auf Einladung der Begegnungsstätte Alte Synagoge präsentiert der Historiker Prof. Dr. Manfred Gailus die "politische Autobiografie" von Horst Wessel, der 1930 nach seinem gewaltsamen Tod zum Helden und Märtyrer der Nazi-Bewegung stilisiert wurde.

Horst Wessel (ganz rechts) als SA-Führer, um 1929 (Abb. be.bra verlag)

Für den einstigen NS-Propagandaminister Joseph Goebbels war Elberfeld, in den 1920er Jahren die Hochburg der Nazi-Bewegung in Westdeutschland, eine wichtige Karrierestation auf dem Weg an die Spitze des NS-Regimes.  Im Wuppertal  hatte der gescheiterte Schriftststeller und Journalist seine ersten politischen Erfahrungen als Redner und fanatischer Hitleranhänger gesammelt. Als er 1926 nach drei Jahren Elberfeld verließ, wurde er NSDAP-Gauleiter von Berlin – mit dem Auftrag, die  als „rotes“ Zentrum geltende Hauptstadt für die Nationalsozialisten „sturmreif“ zu machen. Für diese Aufgabe brauchte Goebbels fanatisierte und vor allem gewaltbereite junge Männer, die sich der berüchtigten SA, der „Sturm-Abteilung“, anschlossen und Jagd auf politische Gegner machten. Einer von diesen jungen Männern war der 1907 geborene Horst Wessel. Er stammte aus einem frommen, deutschnationalen Elternhaus,  sein Vater war evangelischer Pastor, der sich nach dem Ersten Weltkrieg den Ideen eines großdeutschen Reiches verschrieben und so seinen Sohn entscheidend geprägt hatte.

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Horst Wessel studierte Jura und trat 1926, Goebbels war gerade in Berlin angekommen, der SA und der NSDAP bei. Er fühlte sich als nationaler Revolutionär und „politischer Soldat“ und ging keiner Aktion aus dem Weg. Seine Hauptfeinde waren vor allem Juden und Kommunisten. Im Januar 1930 wurde der inzwischen zum SA-Führer aufgestiegene Wessel in seiner Wohnung von KPD-Angehörigen überfallen und bei einem Schußwechsel tödlich getroffen. Mit seinem Tod begann der Kult um seine Person, in der Hauptsache angefeuert von Joseph Goebbels. Er avancierte zum NS-Helden auf und das von ihm verfasste SA-Kampflied „Die Fahne hoch! Die Reihen fest geschlossen!“ wurde 1933 zur inofiziellen Nationalhymne Nazi-Deutschlands. Ein Jahr vor seinem Tod hatte Horst Wessel noch eine „politische Autobiografie“ verfasst. Sie ist erst 2011 vollständig veröffentlicht und in einer kommentierten Ausgabe herausgegeben worden, u.a. von dem an der Berliner TU lehrenden Historiker Prof. Manfred Gailus. Er wird in seiner Vorstellung der „Autobiografie“ Wessels die Lebensgeschichte dieses „politischen Soldaten“ der Nazi-Bewegung in den Zusammenhang des Protestantismus einbetten und auch danach fragen, wie eng die  Verbindungen zwischen einem stark deutschnational geprägten Protestantismus und dem Nationalsozialismus gewesen sind.

Termin: Dienstag, 27. November 2012, 19.30 Uhr

Ort: City Kirche Elberfeld, Kirchplatz

Eintritt: 3,00 €

Informationen: Begegnungsstätte Alte Synagoge, T. 0202 563-2843, E-Mail: info@alte-synagoge-wuppertal.de, Internet: www.alte-synagoge-wuppertal.de

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