11.04.2025evangelisch wuppertal
„Kirche wird kleiner und bunter“
Wie vielfältig Kirche sein kann, hat Jana Vallee in Schottland und Den Haag erlebt. Jetzt startet sie als Pfarrerin in der Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn.
Wie bunt und vielfältig Kirche sein kann, hat Jana Vallee in Schottland, Den Haag und Düsseldorf erlebt. Jetzt startet sie als Pfarrerin in der Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn.
In das Pfarrhaus im Wuppertaler Stadtteil Cronenberg wollte Jana Vallee nicht einziehen. „Das war mir und meinem Freund einfach zu groß“, erzählt sie. Kleiner, bunt und vielfältig mag es die 35-jährige Theologin, die am Sonntag (13.04.) von Superintendentin Ilka Federschmidt in ihre erste Pfarrstelle in der Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn eingeführt wird.
Aus ihrem Auslandsvikariat im niederländischen Den Haag hat sie neben der Arbeitserfahrung mit „Expats“ (Menschen, die in einem fremden Land leben, ohne eingebürgert zu sein) auch ihren Partner mit nach Wuppertal gebracht. „Nach den Jahren mitten in der Großstadt genieße ich es, nun in einem Stadtteil zu arbeiten, der wie ein Dorf in der Großstadt ist“, sagt sie. Ruhiger und persönlicher, denn kaum vor Ort, grüßen sie schon Menschen auf der Straße.
In Schottland zur Theologie gekommen
„Eigentlich bin ich ja ein Landei“, meint Jana Vallee, die im Hunsrück groß geworden ist. „Aber richtig zurück aufs Land zu ziehen, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Dazu habe ich zu viel in Großstädten gelebt und die Vielfalt, die es dort auch in den Gemeinden gibt, genossen.“
Über meine Freunde aus aller Welt bin ich zum Glauben gekommen.
In Mainz, Greifswald und Wuppertal hat die Pfarrerin studiert. Auf die Idee, sich der Theologie zu widmen, kam sie erst in ihrem Freiwilligen Sozialen Jahr in Schottland. „Dort hatte ich Freunde aus aller Welt, darunter sehr engagierte Christen aus Pakistan und Indien“, erzählt sie. „Durch sie bin ich erst zum Glauben gekommen und wollte dann Theologie studieren, um Menschen besser von Jesus erzählen zu können.“
Vielfalt und Teamarbeit
„Erzkonservativ“ und „sehr evangelikal“ sei sie zu Beginn des Studiums gewesen, berichtet Jana Vallee. „Heute bin ich sehr viel liberaler und schätze die Freiheit, mit der Menschen ihren Glauben in der evangelische Kirche leben können.“ Vor allem in ihrem Vikariat in der deutschen Auslandsgemeinde in Den Haag habe sie davon viel erfahren, sagt die junge Theologin. „Dort gab es zum Beispiel einen ökumenischen Pfarrkonvent, in dem sehr unterschiedliche Gemeinden und Menschen zusammenkamen.“
Von den Niederlanden können wir lernen, wie wir uns als kleiner werdende Gemeinde gut aufstellen.
Teamarbeit unter den Pfarrerinnen und Pfarrern, viel gemeinsame kulturelle und diakonische Arbeit und Kooperationen mit anderen kirchlichen und säkularen Partnern seien dort üblich. „Die Niederländer sind im Hinblick auf die Säkularisierung der Bevölkerung noch einen ganzen Schritt weiter“, berichtet Jana Vallee. „Von ihnen lässt sich lernen, wie wir uns als kleiner werdende Gemeinde gut aufstellen können.“
Digitaler werden, mehr kooperieren
Ihr Vikariat in Deutschland hat Jana Vallee in Cochem an der Mosel gemacht – und auch von dort gute Ideen mitgebracht. In der Coronazeit habe die Gemeinde gelernt, sich digitaler aufzustellen, erzählt sie. Mit dem eigenen Format der „Gemeinde auf dem Sofa“ sei sie präsent geblieben und habe noch andere Menschen erreicht und neue Gemeindeglieder gewonnen.
Aus ihrem Probedienst als Pfarrerin in Düsseldorf-Mitte nimmt die junge Theologin Ideen mit, wie eine Kooperation zwischen Innenstadtgemeinden gelingen kann – etwa, wenn es um den Konfirmandenunterricht geht. Dort wollen sich die 17 Gemeinden im Kirchenkreis bis 2028 zusammenschließen. „In Düsseldorf gibt die Infrastruktur das her“, sagt sie.
Dorthin gehen, wo die Menschen sind
Ob das Modell auch für Wuppertal funktionieren könnte? Da ist sich Jana Vallee nicht sicher. Die Wuppertaler Kooperationsräume der „Weggemeinschaften“ sind für sie ein guter Weg, hier Kirche mit weniger Mitgliedern und Mitteln zu gestalten.
Wenn wir glaubwürdig von unserem Glauben an Jesus Christus erzählen wollen, sollte sich das nicht auf den Gottesdienst beschränken.
„Wir werden kleiner, aber auch flexibler und bunter, und wenn wir glaubwürdig von unserem Glauben an Jesus Christus erzählen wollen, sollte sich das nicht auf den Gottesdienst beschränken“, ist sie überzeugt.
Raus aus der Kirche, rein in die Kitas und Schulen, auf die Stadtteilfeste und überall dort präsent sein, wo die Menschen sind – das ist für Jana Vallee ihr Wunsch für eine lebendige Kirche, „die nicht hinterm Berg hält mit der Hoffnung, die wir haben“.
Einführung von Pfarrerin Jana Vallee
Sonntag, 13. April, 10 Uhr
Reformierte Kirche Cronenberg
Solinger Straße 2
Im Anschluss an den Gottesdienst, in dem Pfarrerin Jana Vallee von Superintendentin Ilka Federschmidt eingeführt wird, lädt die Gemeinde Cronenberg-Küllenhahn zum Sektempfang ein.
Text: Sabine Damaschke
Foto: Becca Schmaranzer
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen