Lebensberatung am Limit

Lange Wartelisten und ein überlastetes Hilfesystem: Die evangelischen Lebensberatungsstellen warnen vor einem drohenden Versorgungsengpass.


Lange Wartelisten, immer komplexere Fälle und ein überlastetes Hilfesystem: Die evangelischen Erziehungs- sowie Familien-, Paar- und Lebensberatungsstellen warnen angesichts der steigenden Nachfrage vor einem drohenden Versorgungsengpass.

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In den Erziehungs- sowie Familien-, Paar- und Lebensberatungsstellen finden die Menschen schnelle Hilfe, bevor ihre Probleme noch komplexer und sie lange krank werden und auf Psychotherapie oder einen stationären Klinikaufenthalt angewiesen sind – auch mit wirtschaftlichen Folgen. „Heute an Beratung zu sparen, kostet morgen viel mehr und macht Menschen das Leben schwer“, sagt Wuppertaler Diakoniedirektorin Dr. Sabine Federmann.

Die Diakonie bietet in Wuppertal vielfältige Beratungsmöglichkeiten. „Wir wollen frühzeitig helfen, so dass Probleme erst gar nicht zu groß werden“, betont Bärbel Hoffmann, Geschäftsführerin der Kinder Jugend und Familien gGmbH der Diakone, „aber mittlerweile werden Wartelisten immer länger und es wird immer schwieriger, zeitnah Menschen in Notsituationen zu begleiten.“

Komplexe, lange und häufige Beratungen

So wie der Diakonie Wuppertal geht es vielen Beratungsstellen im Gebiet des Diakonischen Werkes Rheinland-Westfalen-Lippe (Diakonie RWL). Immer mehr könnten die steigende Nachfrage nach Gesprächen mit immer komplexeren Themen sowie längeren und häufigeren Beratungen kaum noch bewältigen. Der evangelische Wohlfahrtsverband fordert deshalb „dringend eine bessere finanzielle und personelle Ausstattung der Beratungsstellen“ durch die Kommunen und das Land Nordrhein-Westfalen.

Belastend sind für viele Klient:innen beispielsweise der Krieg in der Ukraine, die Nachwirkungen der Pandemie, weltpolitische Krisen und der Klimawandel. Es bestehe die Gefahr, dass nicht mehr alle Menschen erreicht werden oder ausreichend Hilfe bekommen, warnt der Vorstand der Diakonie RWL, Christian Heine-Göttelmann.

Engpässe in anderen Hilfesystemen

Neben der steigenden Nachfrage sehen sich die Diakonie-Beratungsstellen nach eigenen Angaben auch mit Engpässen in anderen Hilfesystemen konfrontiert. So warteten etwa viele Kinder und Jugendliche bis zu zwei Jahre auf einen Therapieplatz. Der Versuch der Berater, diese Zeit zu überbrücken, führt laut Heine-Göttelmann „zu einer Überlastung unseres Systems“. Zudem würden Jugendämter aufgrund ihrer begrenzten Kapazitäten ihrerseits auf Familienberatungsstellen verweisen.

Hinzu kommt laut Diakonie RWL, dass die öffentliche Förderung der Beratungsstellen seit Jahren nicht angepasst worden ist. Der Eigenanteil der kirchlichen und diakonischen Träger steige immens und parallel gingen die Einnahmen aus der Kirchensteuer zurück, heißt es.

„Die Rückmeldungen der Menschen, die bei uns Unterstützung bekommen haben, sind extrem gut“ ergänzt Sabine Federmann. „Sie empfehlen uns weiter und das ist toll. Gleichzeitig aber sind unsere Kapazitäten mehr als ausgelastet. Immer mehr Hilfesuchende treffen auf ein unterfinanziertes System. Häufig haben wir einfach keine Möglichkeiten zu helfen, obwohl Unterstützung dringend nötig wäre.“

Die Diakonie RWL

Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. – Diakonie RWL ist der größte diakonische Landesverband und einer der größten Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Es erstreckt sich über Nordrhein-Westfalen, das Saarland sowie Teile von Rheinland-Pfalz und Hessen. Die Diakonie RWL repräsentiert rund 5.000 evangelische Sozialeinrichtungen, in denen 390.000 Mitarbeitende hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig sind.

Text: Diakonie RWL
Foto: Canva

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