Letzte Ruhestätte für Muslime

Auf dem Friedhof Norrenberg hat der Christliche Friedhofsverband ein muslimisches Gräberfeld eröffnet - als Zeichen der Ökumene und des Friedens.


Auf dem Friedhof Norrenberg hat der Christliche Friedhofsverband ein muslimisches Gräberfeld eröffnet. Für Superintendentin Ilka Federschmidt ist das ein Zeichen des Friedens und der Verbundenheit.

Lange fanden Muslime, die nicht in ihren Herkunftsländern beerdigt wurden, ihre letzte Ruhestätte auf dem einzigen städtischen Friedhof Wuppertals in Ronsdorf. Doch das muslimische Gräberfeld dort ist seit 2020 voll belegt. Daher mussten Muslime in den letzten Jahren ihre Verstorbenen auf Friedhöfen in Remscheid, Solingen oder Essen bestatten.

Das ändert sich nun mit dem neuen muslimischen Gräberfeld auf dem Friedhof Norrenberg, das am Wochenende mit etwa 70 Gästen eingeweiht wurde. Darunter waren neben Superintendentin Ilka Federschmidt und Oberbürgermeister Uwe Schneidewind auch die Generalkonsulin von Marokko, Boutaina Bouabid, und der stellvertretende Generalkonsul der Türkei, Cevdet Aydin.

„Tränen der Trauer fließen gleich“

Superintendentin Ilka Federschmidt betonte – auch im Namen des katholischen Stadtdechanten Bruno Kurth – die Gemeinsamkeiten von Christen und Muslimen (Grußwort zum Download weiter unten). „Die Tränen der Trauer fließen bei allen gleich“, sagte sie, denn der Tod rühre an Gefühle und Verbundenheit, die urmenschlich und existentiell für jedes Leben seien. „Das bringt uns Menschen über alle religiösen Unterschiede hinweg einander ganz nahe.“ Das neue Grabfeld stehe daher auch für gegenseitigen Respekt, das Miteinander und den friedlichen Dialog.

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind lobte das Projekt als gelungene Integration und gelebte Ökumene und hob hervor, wie die Zusammenarbeit beider Glaubensgemeinschaften eine neue Ebene der Verbundenheit und des Respekts geschaffen habe.

Ilka Federschmidt hielt das Grußwort für die christlichen Kirchen.

Boutaina Bouabid und Cevdet Aydin drückten beide ihre Dankbarkeit für dieses interkulturelle und interreligiöse Projekt aus. Bouabid betonte die Bedeutung gemeinsamer Ziele und die Werte der Würde, Toleranz und Solidarität, die dieses Vorhaben widerspiegelt. Aydin bezeichnete das neue Grabfeld als „Zeichen der Zugehörigkeit und der Harmonie“.

Keine Konkurrenz zum muslimischen Friedhof

Drei Jahre hat es gedauert, bis aus der Idee, ein muslimisches Gräberfeld auf einem der christlichen Friedhöfe der Stadt einzurichten, Wirklichkeit werden konnte. Es sei sein „Herzensprojekt“ geworden, sagte Ingo Schellenberg, Geschäftsführer des Christlichen Friedhofsverbands Wuppertal.

Das muslimische Gräberfeld möchte er als eine Ergänzung und nicht als Konkurrenz für den geplanten muslimischen Friedhof an der Krummacher Straße verstehen, der noch nicht fertig ist. Viele Gespräche habe er mit den Muslimen geführt, denn es sei ein wichtiges Anliegen des Christlichen Friedhofsverbandes, die muslimischen Bestattungsvorgaben bestmöglich zu erfüllen.

Auf dem Friedhof Norrenberg gibt es nun auseichend Platz für muslimische Gräber.

So wurden die Gräber nach Mekka ausgerichtet und die Friedhofsordnung angepasst, um Bestattungen aus religiösen Gründen im Tuch zu ermöglichen. Ein Mähroboter wird die Wiese pflegen, ohne die Gräber zu betreten, was den respektvollen Umgang mit den Ruhestätten sicherstellt.

Aktuell Platz für 900 Gräber

Auf dem muslimischen Grabfeld, das aktuell Platz für bis zu 900 Gräber bietet, wurden zunächst etwa 200 Grabstellen vorbereitet, von denen bereits vier belegt sind. Perspektivisch kann das Feld noch erweitert werden, sodass insgesamt rund 1800 Grabstellen zur Verfügung stehen. Damit Familien die Gräber dauerhaft nutzen können, besteht die Möglichkeit, die Nutzungslaufzeiten zu verlängern.

Ein gepflasterter Platz dient vor allem als Treffpunkt bei Bestattungen. Hier vollzog Imam Islam Balci von der Ditib-Gemeinde die Eröffnung des Gräberfeldes mit einem Gebet und sprach von der gemeinsamen Bestimmung aller Menschen, zu Gott zurückzukehren.

Das Miteinander der Religionen stärken

Nach der Zeremonie konnten die Gäste noch den Waschraum für rituelle Waschungen besichtigen, der unter der Friedhofskapelle eingerichtet wurde, und im Café am Norrenberg bei einer Tasse Kaffee Eindrücke austauschen.

Mit dem muslimischen Grabfeld auf dem christlichen Friedhof Norrenberg, auf dem sich seit 2023 ebenfalls ein alevitisches Grabfeld befindet, sei ein weiterer Schritt für das Miteinander der Kulturen und Religionen gemacht und ein starkes Zeichen für die Zukunft gesetzt worden, betonte Ingo Schellenberg.

Text und Fotos: Christlicher Friedhofsverband/KK-sd

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