08.10.2020Claudia Otte
London Taxis im Wuppertaler ÖPNV
Die „WSW Cabs“ bedienen Uellendahl-Katernberg, Elberfeld und Elberfeld West. In dem knapp 50 Quadratkilometer großen Gebiet leben über 132.000 Menschen.
Im Testgebiet können die WSW Cabs 4000 feste Punkte anfahren, an denen die Fahrgäste ein- und aussteigen. Anders als beim Taxi werden die Kundinnen und Kunden nicht direkt vor der Tür aufgenommen oder abgesetzt, sondern an der nächstgelegenen Haltestelle, welche sich aufgrund der großen Anzahl in unmittelbarer Nähe befindet.
Die WSW sehen den On-Demand-Verkehr als Ergänzung zum ÖPNV. „On-Demand kann eine Lösung für Quartiere sein, die bisher durch Busse nur unzureichend angebunden werden können“, sagt WSW-Chef Markus Hilkenbach. Die WSW sind nicht die einzigen Verkehrsbetriebe, die sich mit einem ÖPNV-Angebot „auf Zuruf“ beschäftigen. So gibt es in Berlin das Modell „Berlkönig“ der Berliner Verkehrs-Gesellschaft BVG.
Smart mobil mit der Hol mich! App
Das Angebot ist vollständig digital, alles läuft über die Hol mich! App, die die Nutzerinnen und Nutzer auf ihr Smartphone laden müssen. Über die App können die Kunden sehen, wo die WSW Cabs gerade unterwegs sind. Wird ein Fahrtwunsch angemeldet, erhält man eine Info über die Ankunftszeit des Fahrzeugs. Im Hintergrund berechnet ein Algorithmus je nach Fahrgastaufkommen, gewünschten Zielen und verfügbaren Fahrzeugen die günstigste Route mit den entsprechenden Haltepunkten.
Auch die Abrechnung des Fahrpreises erledigt die App. Bezahlt werden kann über Paypal oder Kreditkarte. 3,86 Euro kostet die Beförderung von Kunden mit AboTicket im günstigsten Tarif bis zwei Kilometer Luftlinie. In der Tarifstufe bis vier Kilometer Luftlinie fahren Abo-Kunden im WSW Cab beispielsweise von der Historischen Stadthalle zum Eckbusch für 5,33 Euro. Günstiger wird es für den zweiten und dritten Mitfahrer, der gleichzeitig für die Fahrt angemeldet wird. Als Corona-Schutzmaßnahme muss in den Fahrzeugen vorerst jeder zweite Platz frei bleiben, so dass maximal drei Fahrgäste gleichzeitig befördert werden können.
Die Betriebszeiten der hellblauen WSW Cabs sind montags bis donnerstags von 6 bis 22 Uhr, freitags und samstags von 6 bis 3 Uhr und sonntags von 8 bis 22 Uhr. Durch das breite Zeitfenster wollen die Projektpartner detaillierte Zahlen zum Nutzerverhalten bekommen.
Digital und flexibel
Die Fahrzeuge sind dank ihres kleinen Wendekreises besonders flexibel im Straßenverkehr einsetzbar und erreichen Haltepunkte, die von Bussen nicht bedient werden können. „In Verbindung mit digitaler Technik können wir unseren Kunden dadurch ein Angebot machen, dass maßgeschneidert für die Mobilitätsbedürfnisse der Nutzer und gleichzeitig flexibel ist“, so WSW mobil-Geschäftsführer Ulrich Jaeger.
Mit den WSW Cabs und der Hol mich! App beteiligen sich die WSW am Forschungsprojekt „Bergisch Smart Mobility“ der drei Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid, der Bergischen Universität Wuppertal, der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und der Firma APTIV Services.
Das Projekt ist bis Ende 2021 befristet. Aber auf Grundlage der in Wuppertal gemachten Erfahrungen wollen die Projektpartner digitale Mobilitätslösungen entwickeln, die auf andere Kommunen übertragbar sind.
Die Software der Hol mich! App wurde von ViaVan entwickelt. Das Unternehmen übernimmt auch den Betrieb der Flotte. ViaVan ist Europas führender Anbieter für On-Demand-ÖPNV-Lösungen und betreibt bereits ähnliche Systeme in Kooperation mit den Verkehrsbetrieben in Berlin, Bielefeld oder Mainz. „Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit den WSW On-Demand-ÖPNV nach Wuppertal zu bringen und so den örtlichen Nahverkehr durch eine flexible neue Komponente zu stärken“, so Chris Snyder, Geschäftsführer von ViaVan. Auch die Taxi-Zentrale Wuppertal begleitet das Projekt eng mit. Im Rahmen des Forschungsprojektes wollen alle Akteure zusammen im ständigen Austausch eine Perspektive für den Fahrbetrieb eines On-Demand-Verkehrs in Wuppertal entwickeln.
Bergisch Smart
Die technologischen Entwicklungssprünge in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning und Data Analytics bieten Chancen für die Entwicklung innovativer Mobilitätskonzepte, beispielsweise im ÖPNV, der Verkehrsflusssteuerung oder dem autonomen Fahren. Im Rahmen der Digitalen Modellregion Bergisches Städtedreieck etabliert das Projekt „Bergisch.Smart: KI als Enabler der Mobilität von Morgen“ ein Reallabor zu KI-basierter Mobilität. Darin sollen Anwendungen erprobt werden, die als zukunftsfähige Modell-Lösungen auf andere Kommunen übertragen werden können. Der On-Demand-Verkehr der WSW gehört hier zum Teilprojekt „Smart Vehicle Architecture On Demand Service“.
Quelle: WSW
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