24.06.2010

LUFTSCHUTZ IN WUPPERTAL

Wuppertal hat aber auch viel Geschichte, sichtbare, wie unsichtbare. Die sichtbaren Geschichten, sind die Relikte aus Beton, Stein oder Fels, denen man immer wieder begegnet, wenn man nur die Augen aufmacht.

InschriftInschrift

Wuppertal bildete zusammen mit den Städten Remscheid, Solingen, Velbert, Neviges und Wülfrath einen Luftschutzort 1. Ordnung, indem 650.000 Einwohner organisatorisch zusammengefaßt wurden.
Bereits 1934 liefen die ersten Luftschutzmaßnahmen an, zu deren Durchführung und Leitung der Stadtverwaltung ein Luftschutzamt eingesetzt wurde.
Ebenfalls unterstanden Werkluftschutz und erweiteter Selbstschutz in städtischen Betrieben der Aufsicht und Ausbildung dieses Amtes.
Die Befehlsstelle des Luftschutzamtes befand sich in Barmen, Verwaltungshaus in der Wegnerstraße.

Nach den ersten britischen Luftangriffen wurde Ende September 1940 der Schwerpunkt auf den Bunkerbau gelegt. Alle verfügbaren Arbeitskräfte, dazu Kriegsgefangene und Wehmachtbaukompanien wurden herangezogen und der Bau der TIEFBUNKER NEUMARKT UND BRAUSENWERTH, der HOCHBUNKER MÜNZSTRAßE, SCHWELMER STRAßE und AM PFAFFENHAUS und der STOLLENANLAGE FRIEDRICH-EBERT-STRAßE begonnen.
Bald darauf wurden die Hochbunker GROßE HAKENSTRAßE, PLATZ DER REPUBLIK, SIEDLUNGSSTRAßE und am SCHUSTERPLATZ errichtet. Die zuletzt begonnenen Bauten ASCHEWEG in Ronsdorf und am FRIEDRICHSPLATZ sowie der OP-BUNKER DER STÄDTISCHEN KRANKENANSTALTEN BARMEN wurden nach den beiden Angriffen im Sommer 1943 nicht vollendet.Abgesehen vom Mangel an Baumaterial, Treibstoff und Arbeitskräften hatte sich der Bau von STOLLENANLAGEN als zweckmäßiger erwiesen.
Die außerdem errichteten WINKELTÜRME HEUBRUCH, HECKINGHAUSER STRAßE und BAUSTRAßE ( heute Else-Laker-Schüler-Straße ) waren hervorragend konstruiert und fanden das Lob aller Fachleute.
Deswegen finde ich es wichtig, den Winkelturm an der Else-Lasker-Schüler Straße unter Denkmalschutz zu stellen.
Bei den Angriffen blieben alle Bunker weitgehend unbeschädigt. Lediglich der Tiefbunker Brausenwerth erhielt am 25. Juni 1943 einen Volltreffer im Eingang B. Die Decke hielt stand. Obwohl durch den Luftdruck Schäden auftraten und Türen herausgerissen wurden, gab es keine Toten oder Verletzten.
Insgesamt boten die Bunker der Stadt planmäßig 6500 Personen Schutz, die über 80 Stollen rund 40.000 Personen.

Winkelturm ElberfeldWinkelturm Elberfeld

Es gab auch Luftschutzstollen, die für die Organisation Todt nach den Angriffen des Jahres 1943 gebaut wurden. So zum Beispiel an der LADESTRAßE in Wuppertal Vohwinkel, am Schwebebahnhof HAMMERSTEIN, an der NÜTZENBERGER STRAßE, AM RAUKAMP, AN DER HERMANNSTRAßE, AN DER GOSENBURG und am SPORTPLATZ LEIBUSCH. Alle Anlagen wurden zwar benutzt, wurden aber nie fertig gestellt. Seitens der Stadt Wuppertal wurde für den Luftschutz der Architekt Heinz Rasch mit der Leitung dieser OT Einsätze beauftragt.Als ziviler Luftschutzstollen wurde auch die östliche Röhre des Rauentaler Tunnels eingerichtet, die Spuren sah man noch lange nach dem Krieg.
HOCHBUNKER

* Platz der Republik, Elberfeld ( 2009 abgerissen)
* Am Pfaffenhaus, Katernberg (entfestigt, Umbau zum Wohnhaus, laut Unterlagen Pfaffenhaus, real aber Metzmachers Rath 24)
* Siedlungsstraße, Barmen (vorhanden, keine Nutzung)
* Schwelmer Straße , Langerfeld (wird in diesem Jahr zu Seniorenwohnungen umgebaut)
* Schustersplatz, Elberfeld (vorhanden, Privatbesitz)
* Große Hakenstraße, Barmen (vorhanden)
* Friedrichsplatz, Elberfeld (abgerissen, nicht fertiggestellt)
* Ascheweg, Ronsdorf (entfestigt?)
* Münzstraße, Barmen (vorhanden)
* Städtische Krankenanstalten Barmen (OP Bunker)

WINKELTÜRME

* Else-Lasker-Schüler-Straße Elberfeld (vorhanden,Stadt Wuppertal ist Besitzer, vermietet als Lager)
* Heubruch, Barmen (man nannte ihn „Zuckerhut“, abgerissen)
* Heckinghauser Straße, Heckinghausen ( abgerissen)

TIEFBUNKER

* Deckungsgraben Vohwinkel
* Posttunnel Vohwinkel
* Laurentiusplatz
* Döppersberg, Elberfeld (Zivilschutz, Atombunker)
* Neumarkt, Elberfeld (Lager, vorhanden)
* Rathaus, Elberfeld (vorhanden)
* Thalia Theater, Elberfeld (bot Platz für 2000 Menschen, heute steht die Sparkasse dort)
* Alter Markt, Barmen
* Landwehrplatz, Barmen
* Goetheplatz, Vohwinkel
* Johannes-Rau-Platz, Rathaus Barmen
uvm…

TiefbunkerTiefbunker

Es gibt noch eine Liste vom Amt für Zivilschutz Wuppertal, wo noch 131 Stollen aufgeführt sind, somit haben wir schon über 200 Stollen ausrecherchiert. Diese Liste werde ich aber nicht veröffentlichen, sie kommt irgendwann in meinen geplanten Buch vor 🙂
Das ist nur ein kleiner Teil. Denn es wurden ca. 400 Stollen angelegt. Da viele auf Privatgrundstücken liegen, ist es manchmal schwer, sie ausfindig zu machen. Hier werden die Stollen unterteilt in Städtische Luftschutzstollen, Werkluftschutzstollen, Reichsbahnstollen und OT-Stollen.Man darf auch die Höhlen und die ehemaligen Eiskeller von Brauereien nicht vergessen,die zu Luftschutzzwecken genutzt wurden. Auch die sind nicht so leicht auffindbar. Somit ist die Summe der fast 400 Stollen authentisch.

Bunker, Luftschutzstollen, unterirdische Produktionsstätten, Höhlen, Altbergbau, verschlossene Türen, die in einem Berg führen, Reichsbahntunnel in denen Menschen zur Zwangsarbeit gezwungen wurden, ein Konzentrationslager. Man darf nicht wegschauen und muß diese sichtbaren Zeitzeugen mit den unsichtbaren Geschichten für die Nachwelt erhalten.
Die Geschichte des zweiten Weltkrieges darf nicht in Vergessenheit geraten. Unsere Großeltern haben uns immer davon erzählt. Es war emotional , erschreckend und lehrreich.
Es gibt Bücher, Filme, Dokus und Zeitzeugengeschichten über den Krieg. Jeder hat ihn anders erlebt, aber alle haben gelitten.
Mein Wunsch und Ziel ist es, die Menschen zu erreichen, die darüber erzählen möchten und können, jüngere Generationen über das aufzuklären, was heute noch sichtbar ist.

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