21.03.2010n.eck
Meine Schule: Aufführung des Theaterstückes „Die Befristeten“ im Gymnasium Bayreutherstraße
Es ist Montag der 15. März. Heute Abend findet sie statt – die erste Aufführung des Stückes „Die Befristeten“ von Elias Canetti vom Kurs „Darstellen und Gestalten“ des Gymnasiums Bayreutherstraße. Kein einfacher Stoff, denn die futuristische Erzählung berichtet davon, dass der Todestag eines jeden Menschen in einer Kapsel festgehalten ist, die er bei seiner Geburt umgehängt bekommt. Eine Gesellschaft, in der jeder genau weiß, wie lange er zu leben hat. Der eigene Name zeigt es unumstößlich an: „Achtundachtzig“ oder „Fünfzig“ heißt man – oder auch nur „Zehn“. Jeder kann sich darauf einstellen. Wer alt wird, genießt Privilegien, wer jung sterben wird, bleibt niedrig gestellt. Als einer der Menschen gegen den Kapselanen, den Diktator, rebelliert, stürzt er schließlich das verlogene System.
Seit über einem halben Jahr arbeitet der betreuende Lehrer Joachim Fries mit seinem freiwilligen Kurs an dieser Aufführung. Wie funktioniert Bühnenbau, was ist Regieführung und wie fühlt sich Schauspielern an? Wie gestaltet man überhaupt musikalische Untermalung und wie wirkt es wie ich mich präsentiere auf andere? Die Schüler haben ihre eigenen Ideen zur Verwirklichung der Geschichte beigetragen, ihre Kostüme selbst entworfen und genäht, bis zum Umfallen geprobt, kurzum alles für den Abend bis in kleinste Details selbst gestaltet und vorbereitet. Und das obwohl der Kurs von der Schüler- und Lehrerschaft weitestgehend belächelt worden ist.
Weil das Bühnenstück sich in viele Einzelszenen aufgliedert, konnte jeder seine Rolle und einen Auftritt bekommen. Die Luft ist zum Zerreisen gespannt, als Herr Fries seine Ansprache an das Publikum beendet hat und die Schüler endlich anfangen dürfen, zu spielen.
Nach zweieinhalb Stunden ist die Aufführung beendet. Abgesehen von einigen Texthängern sind alle mit ihrer schauspielerischen Leistung zufrieden, denn bisher hat noch niemand von den Darstellern vor Publikum gespielt. Herr Fries hört kaum mehr auf, zu strahlen. Auch die Zuschauer, die größtenteils Eltern sind, zeigen sich zufrieden. Das eingenommene Eintrittsgeld reicht aus, um allen Beteiligten eine Pizza zu spendieren.
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