Nach Hochwasser: Viel Lob, aber auch Schwachstellen in der Analyse

Für ihre umfassende Information und Warnung der Bevölkerung haben Stadt und Wupperverband selbst überörtlich Lob erhalten. Die Analyse der Abläufe zeigt aber auch Schwachstellen, die jetzt aufgearbeitet werden, um aus dem Jahrtausend-Ereignis bestmöglich zu lernen.

Foto: C.Otte

Update Dienstag, 20. Juli, 20:50 Uhr: Weitere Hilfen für Beyenburg und Kohlfurth

In der Folge des Beyenburg-Besuchs von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, Krisenstabsleiter Johannes Slawig und Bezirksbürgermeister Andreas Bialas am Montag-Abend (19. Juli) wird aktuell logistische Unterstützung in den von der Wupperflut besonders betroffenen Orten Beyenburg und Kohlfurth aufgebaut.

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Koordiniert von der Feuerwehr wird ab Mittwoch früh (20. Juli) in Beyenburg eine Betreuungseinheit der Hilfsorganisationen den Bewohnerinnen und Bewohnern als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Außerdem wird das Jobcenter mit eigenem schweren, sonst für Qualifizierungsprojekte genutztem Gerät bei den Aufräumarbeiten helfen, denn die mit großem Einsatz ehrenamtlich dort tätigen Landwirte und Unternehmen müssen sich um ihre Ernten und Aufträge kümmern. Auch Material zur Bewältigung der massiven Schäden wurde nach Alt-Beyenburg gebracht.

Auch für den schwer getroffenen Bereich Kohlfurth bringt eine Einsatzleitung der Feuerwehr weitere Hilfe auf den Weg. Die Bundeswehr ist ebenfalls zur Unterstützung beider Stadtteile angefragt. Aktuell sind in Beyenburg neben vielen weiteren Helferinnen und Helfern junge Soldatinnen und Soldaten in ihrem Urlaub im Helfer-Einsatz.

Update Dienstag, 20. Juli, 18:40 Uhr: aus dem Jahrtausend-Ereignis lernen

Krisenstab und Feuerwehr der Stadt Wuppertal haben viel Lob für ihr Krisenmanagement während der Hochwasserflut bekommen. Zur Warnung der Bevölkerung wurden alle verfügbaren Instrumente eingesetzt: von ständig aktualisierten Medienmeldungen, Twitter und der NINA-WarnApp bis zu persönlichen Warnungen von sensiblen Einrichtungen und Obdachlosen. Als die Flutgefahr in der Nacht akut wurde, löste die Feuerwehr die Sirenen im Stadtgebiet aus. Polizei und Ordnungsamt fuhren mit Lautsprecherwagen durch die Bereiche entlang der Wupper.

In den Außenbereichen Alt-Beyenburg und Kohlfurth zeigt die Analyse der Abläufe allerdings Schwachstellen. Das Jahrtausend-Ereignis mit seiner katastrophalen Wucht war in dieser Größenordnung auch von den Experten nicht abzuschätzen. Fehlende Sirenen, fehlender Handyempfang und zeitweise ausgefallene Warn-Messpegel haben die ohnehin Hochwasser-gefährdete Situation direkt am Stausee noch zusätzlich verschärft. Hier muss jetzt engagiert nachgebessert werden.

Neue Mess-Stelle, effektivere Warnung

Es muss alles getan werden, um die Menschen bei künftigen Starkregen-Ereignissen früher und wirksamer vor einem Hochwasser warnen zu können. Das ist eine wichtige Erkenntnis nach einem Ortstermin von Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Stadtdirektor Dr. Johannes Slawig vor Ort in Beyenburg. Der Stadtteil war vom Starkregen und den daraus folgenden Überschwemmungen besonders stark betroffen. Bei dem Termin vor Ort hatten Anwohner den Wupperverband und das Krisenmanagement der Stadt kritisiert. Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Krisenstabsleiter Johannes Slawig hatten darauf eine gründliche Aufarbeitung aller vorausgehenden Abläufe und umfassende Unterstützung bei den laufenden Arbeiten zugesagt. Eine erste Analyse liegt heute, am Dienstag, 20. Juli, vor. Sie zeigt Verbesserungsnotwendigkeiten auf.

Die Beyenburger kritisierten besonders fehlende Vorwarnungen. In der Aufarbeitung der Ereignisse haben Stadt und Wupperverband eine Chronologie der Ereignisse erstellt. Demnach haben sich Prognosen des Deutschen Wetterdienstes vom 10. bis zum 14. Juli von Tag zu Tag in der Regenmengen-Vorhersage (pro 24 Stunden) weiterentwickelt, am 10. Juli bis zu 25 mm, bis zum 13. Juli mit bis zu 100 mm. Die tatsächlichen bis zu 160 mm am 14. Juli in zwölf Stunden waren nicht angekündigt.

Auf die Prognosen reagierte der Wupperverband zusätzlich mit entsprechenden Warnungen im Hochwasserportal und E-Mails an die entsprechenden Stellen (Berufsfeuerwehr, Leitstelle, verschiedene städt. Adressen u.a.) sowohl am 13. wie auch am 14. Juli.

Analyse und Konsequenzen

Die nachträgliche Prüfung aller Faktoren hat Schwachstellen aufgedeckt, die geprüft und behoben werden müssen. Zu diesem Schluss kommen Stadt und Wupperverband in ihrer Bewertung.

Eine Warn-Pegelmessstelle im Bereich Beyenburg gibt es bisher nicht. Die nächste Warn-Messstelle Kluserbrücke ist nach mehreren korrekt übermittelten Warnwerten aufgrund der zusammenbrechenden Telekommunikation zeitweilig nicht mehr abrufbar gewesen und ausgefallen. Im Bereich Beyenburg muss so schnell wie möglich, so Stadt und Wupperverband, eine zusätzliche Warn-Messstelle vorgesehen werden.

Unter Hochdruck muss eine Sirene aufgebaut werden

Weitere Erkenntnis: Bei ausgefallenen Kommunikationssystemen ist eine aktuelle Information über die Entwicklung und Warnungen an die Bewohner erschwert bis unmöglich. Die Wiedereinführung von Sirenen und weiteren Warnmöglichkeiten ist geplant und nun unbedingt mit Hochdruck voranzutreiben.

Zudem wurden die Warnmeldungen des Wupperverbandes bei den adressierten Dienststellen nicht als so schwerwiegend gelesen. Dies möglicherweise auch deshalb, weil es bei keinem der Wetterereignisse der letzten Jahrzehnte in Beyenburg annährend vergleichbare schreckliche Folgen gegeben hat. Hier muss umgehend durch eine Einführung unmissverständlicher Warnstufen die Kommunikation abgesichert werden.

Mit allen Mitteln versucht, zusätzliche Schäden zu reduzieren

Die im Geschehensverlauf eingesetzte freiwillige Feuerwehr kam zum akuten Einsatzzeitpunkt dann in Folge vieler zur Sicherheit umgeparkter Fahrzeuge zum Haus Bilstein nicht mehr durch.

Im gesamten Verlauf der Ereignisse wurde mit allen Mitteln versucht, durch Regulierungen im Wasserabfluss der Talsperren zusätzliche Schäden zu reduzieren. Die weiteren Analysen haben jedoch ergeben, dass zur weitgehenden Abwendung der Überflutung die Teilentleerung der Wupper-Talsperre bis zur Hälfte ihres Inhaltes erforderlich gewesen wäre, was in der nach Erkenntnis der Lage noch verbleibenden Zeit ohne massivste zusätzliche Schäden nicht mehr möglich war.

Weiteres Vorgehen und Fazit:

Es müssen weitere Analysen aus diesem Jahrtausendereignis folgen und alle Verbesserungsmöglichkeiten umfassend  und so schnell wie möglich umgesetzt werden. Vor allem müssen die Möglichkeiten der Wetterdatenauswertung weiter entwickelt und ausgebaut werden, um die Bevölkerung frühzeitig und konkret warnen zu können.

Allerdings muss auch festgestellt werden, dass ohne die regulative Wirkung der Talsperren die Schäden noch wesentlich größer ausgefallen wären.

Quelle: Stadt Wuppertal

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