21.10.2011Michael Okroy
„Nun ist es plötzlich anders gekommen, als wir immer gehofft hatten…“
Nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 verschärfte sich die Lage der noch in Deutschland lebenden Juden drastisch. Sie waren von der nichtjüdischen Bevölkerung isoliert und ab September 1941 zum Tragen des „Judensterns“ verpflichtet. Mit dem Verbot der Auswanderung am 23. Oktober 1941 gab es keine Chance mehr auf Rettung. Schon am 26. Oktober verließ der erste Deportationstransport mit 200 jüdischen Männern, Frauen und Kindern den Bahnhof Wuppertal-Steinbeck mit dem Ziel „Litzmannstadt“/Lodz.
Zu den Deportierten gehörten auch die Eheleute Beatrice und Max Inow aus der Brillerstraße 34 in Elberfeld. Ihre drei Kinder konnten 1938/39 Deutschland verlassen – in der Hoffnung, dass sich auch für ihre Eltern eine Auswanderungsmöglichkeit ergeben würde. So entstand ein reger Briefwechsel, der bis kurz vor der Deportation im Oktober 1941 aufrecht erhalten wurde. Im Frühjahr 1942 sind Beatrice und Max Inow ermordet worden.
Aus den Briefen spricht neben der ständigen Sorge und Angst umeinander auch eine tiefe Liebe und Zärtlichkeit. Zugleich sind sie ein Vermächtnis an die überlebenden Kinder, selbst in dunkelsten Zeiten nicht den Blick für die Schönheiten der Natur und für Literatur und Kunst zu verlieren. Die Schauspielerin An Kuohn (Wuppertaler Bühnen) und der Schauspieler Hanfried Schüttler (Theater Der Keller, Köln) lesen am Mittwoch, den 26. Oktober, 19.30 Uhr, in der Begegnungsstätte Alte Synagoge aus der bewegenden und anrührenden Inow-Korrespondenz. Als besonderer Gast reist die überlenbende Tochter Renate Inow aus London an.
Weiter mit:
Kommentare
Neuen Kommentar verfassen