12.01.2011wupperbild
ÖPNV-Reizthema: Kontrollierter Vordereinstieg
Seit dem 1. Januar 2011 gilt in Wuppertal der sogenannte „Kontrollierte Vordereinstieg“ bei Bussen. Fahrgäste dürfen nur noch an der vorderen Türe einsteigen und müssen dabei ihren Fahrschein vorzeigen. Wer mit einem VRR- oder VRS-Abonnement fährt und deshalb ein „e-Ticket“ hat, muss dieses an das dafür vorgesehene Lesegerät halten. Erst wenn dieses die räumliche und zeitliche Gültigkeit bestätigt hat, wird der Durchgang ins Wageninnere zugelassen.
Dieses Verfahren sorgt derzeit für viel Unmut unter den Fahrgästen. Die Ursachen hierfür dürften vielschichtig sein.
Natürlich war der Zeitpunkt der Einführung denkbar ungünstig. Wuppertal lag unter einer dicken Schneedecke und seit Anfang Dezember kam es zu erheblichen Einschränkungen im Busverkehr. Die Fahrgäste waren froh, wenn überhaupt ein Bus kam und dieser beinahe zufällig in Richtung ihres Ziels fuhr.
Außerdem waren es die Wuppertaler Fahrgäste über Jahre gewohnt, an jeder beliebigen Türe ein- und aussteigen zu können.
Wirklich überraschend war die Änderung nicht. Bereits im vergangen Jahr wurde mit der Einführung des kontrollierten Vordereinstiegs begonnen. Auf den Linien 612/622 wurde ein Versuch für den ganztägigen Vordereinstieg durchgeführt, außerdem galt die Regelung ab 20:00 Uhr auf allen Linien.
Sicherlich waren die Erfahrungen mit dem Ganztages-Versuch nicht gerade die besten. Schon hier wurde deutlich, welche zeitlichen Verzögerungen auftreten. Außerdem zeigte sich, dass die Lesezeit der Kontrollgeräte teilweise recht lang war.
Die Fahrkarte kann auch woanders aufbewahrt werden als in den Untiefen einer mit Einkäufen prall gefüllten Tasche. Die meisten Jacken haben heute genug Taschen, um einen sicheren Platz zu finden, der auch genug Schutz vor Taschendieben bietet.
Ein Blick über den Kanal zeigt, dass man sich auch an Bushaltestellen anders aufstellen kann als in einem wilden Pulk. Ganz so extrem muss es ja auch in Zukunft nicht an Wuppertaler Haltestellen aussehen, aber vielleicht hilft ein kleinwenig Umdenken, die Situation besser zu meistern.
Dass man im Bus nicht unmittelbar an der Türe bleibt, sondern sich im Fahrzeug verteilen soll, hätte ohnehin schon jedem klar sein müssen. Jetzt ist es eigentlich einfacher geworden. Man kann nur noch in eine Richtung durchgehen: nach hinten. Dabei hat man den Überblick über das gesamte Fahrzeug und kann recht schnell feststellen, wo noch freie Plätze zu finden sind und sich dort hin begeben.
Achso, nur um dem beliebten Argument der totalen Kontrolle entgegen zu treten: Was ist denn mit der Überwachung im Kino, im Stadion, auf der Messe …? Niemand würde doch erwarten dort ohne genaue Kontrolle eingelassen zu werden.
Text & Foto: Michael Schad – wupperbild.com
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Mag ja das Recht der WSW sein sich vor Schwarzfahren zu schützen, aber muss es auf diese Art sein? Warum nicht mehr Kontrolleure. Würde sich auch gut auf die Arbeitslosenstatistik aus wirken.
Die Kontrolle am Abend finde ich nicht schlecht. Tagsüber und gerade zu Rush Hour eine Katastrophe. Trotz verlängerter Wegzeiten, hat sich auch die Verspätungen an den Haltestellen vergrößert. War ich gewohnt 10 min auf den Bus zu warten, sind es jetzt 16 min im Regen.
Die Behinderung des Busverkehrs ist am Wall besonders extrem. Hier teilen sich viele Linien eine Haltestelle, so dass es immer wieder zu Rückstaus alleine bei der Anfahrt der Busse an die Haltestellen kommt. Durch die extrem verlängerten Zeiten an den Haltestellen blockieren sich die Busse gegenseitig. Kann der Bus vor Deichmann nicht an seine Haltestelle, so kommen auch alle Busse dahinter nicht weg.
Ältere Personen und Behinderte haben an solchen Haltesellen ein besonderes Problem. Bei Halte stellen mit Platz für min. 2 Bussen, stellten man sich in die Mitte der Haltestelle und hatte einen kurzen Weg zur nächsten Tür, egal ob man in den ersten oder zweiten Buss musste. Jetzt müssen sie mindestens eine halbe Wagenlänge laufen.
Wer Schwarzfahren will fährt schwarz. Viererticket vor gezeigt, etwas anderes in den Entwerter geschoben – denn die sind nicht im Sichtfeld des Fahres – ping, und man ist drin.
Eine Personengruppe wird sich bei der WSW bedanken. Taschendiebe. Wie schön. Leute im Gedrängel, die mit ihren Fahrkarten beschäftigt sind.
Danke WSW.
Danke dafür, dass ich jetzt früher aufstehen muss und später nach Hause komme. Danke für die Momente im Regen und Schnee an den Haltestellen. Danke für den Körperkontakt mit anderen Leuten beim Einstieg und Durchwurstel nach hinten. Danke im Vorhinein für die Grippe und die geklauten Geldbörse.
Und auch ein Danke an die Leute, die wieder aufs Auto umsteigen oder sich abholen lassen werden. Wir und die WSW sind dankbar für jeden, der nicht mehr mit uns fährt.
Danke WSW.
Klaus Vonderhöhe
* Na dann braucht der Bus ja bald nur noch 2 Türen, vorne rein und hinten raus – wird also billiger
* „Die meisten Jacken haben heute genug Taschen, um einen sicheren Platz zu finden, der auch genug Schutz vor Taschendieben bietet.“ Das sollte man mal zur Vorweihnachtszeit mit den polizisten diskutieren, die uns netterweise vor Taschendieben warnen.
* Wer genau beobachtet, zu welcher Farce die Kontrolle inzwischen geworden ist, kann nur noch den Kopf schütteln. Der Fahrer prüft weder das Ticket genau noch lauscht er, ob das Lesegerät das vorgehaltenen Portemonnaie zum Piepen bringt.
Lachnummer
Ich weiß gar nicht, warum sich manche Leute so aufregen? Ich habe mir sofort am 3. Januar einen Kinderwagen gekauft. Meine Tasche für’s Büro ist jetzt im Kinderwagen. Sobald der Busfahrer mich sieht, macht er die Mittel-Tür auf und ich finde sofort einen Platz. Die Tasche wird getarnt durch den Strampelsack und oben lugt jetzt das Gesicht eines schlafenden Babies heraus. Ich habe auch mein Ticket-2000 gekündigt, da seit dem Vordereinstieg die Wahrscheinlichkeit von Kontrolleuren erwischt zu werden, gen Null geht. Außerdem stehen jetzt immer häufiger Leute für mich auf, sogar Frauen finden mich süß und bieten mir einen Platz an.
Wenn mich jemand auf das Kind anspricht, flüstere ich „Psssssssssst, die Kleine schläft!“ Verständnisvolles Nicken ist die Folge. Ich hoffe nur, dass diesen Text kein WSW-Mitarbeiter liest; denn dann könnte es schon bald heißen:“ Kann ich mal bitte ihr Baby sehen?“