Polizistinnen und Polizisten in Corona-Zeiten – Was trage ich jetzt möglicherweise mit nach Hause?

Jens Iven, Pressesprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, hat ein Interview mit dem Wuppertaler Polizeirat Michael Madre zur Arbeit der Polizei in Corona-Zeiten geführt: Polizistinnen und Polizisten sind in der Corona-Krise mehrfach belastet: im Privatleben wie im Dienst. Was das bedeutet und wer sie stärkt, darüber spricht Polizeirat Michael Madre. Der 36-Jährige leitet derzeit die Polizeiinspektion Wuppertal und ist damit Chef von mehr als 300 Schutzpolizistinnen und -polizisten in Wuppertal.

Polizeirat Michael Madre leitet derzeit die Polizeiinspektion Wuppertal und ist damit Chef von mehr als 300 Schutzpolizistinnen und -polizisten in Wuppertal.

Herr Madre, was sind angesichts der Corona-Pandemie die aktuellen Herausforderungen für Polizistinnen und Polizisten?

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Michael Madre: Zunächst einmal gelten ja für Polizistinnen und Polizisten die gleichen Einschränkungen wie für alle anderen Menschen auch: Wir tun zwar Dienst auf der Straße, dürfen aber sonst auch keine sozialen Kontakte in dem Maße wahrnehmen, wie wir das sonst tun und wie wir es schön fänden. Auch wir werden im Alltag wie andere Menschen auch mit schwierigen Situationen im privaten Umfeld oder in puncto Kindererziehung und Pflege von Angehörigen konfrontiert. Dazu kommt dann durch den Beruf ein erhöhtes Infektionsrisiko durch die vielen Bürgerkontakte. Und da heißt dann die Sorge: Was trage ich jetzt möglicherweise mit nach Hause?
Schutzausstattung ist nicht so umfangreich vorhanden, dass diese in jedem Einsatz pauschal genutzt werden kann. Dies ist im Einzelfall zu prüfen, ein Risiko damit vielfach unvermeidbar. Innerhalb der Wachen und im Streifenwagen werden alle Flächen, die oft angefasst werden, regelmäßig in kurzen zeitabständen desinfiziert t. Dieser zusätzliche Aufwand wird aber gern betrieben.

Was ist derzeit besonders belastend?

Madre: Wir haben dienstliche Abläufe angepasst, um auch intern persönliche Kontakte zu reduzieren: Wir fahren jetzt Zwölf-Stunden-Schichten, um Überschneidungen zu vermeiden. Das ist viel belastender als die sonst üblichen acht oder neun Stunden Dienst – auch körperlich. Zudem werden beispielsweise feste Streifenteams gebildet und eigene Schreibplätze in der Wache genutzt. Man geht sich förmlich aus dem Weg – keine einfache Umstellung in einem Job, der so sehr von Teamarbeit geprägt ist.
Wenn wir bei der Überwachung der zurzeit geltenden Kontaktverbote auf Bürger treffen, die für die Maßnahmen kein Verständnis aufbringen, kann das auch ziemlich anstrengend sein. Aber zum Glück passiert uns das bislang nur sehr vereinzelt. Die meisten Menschen halten sich erfreulicherweise an die Regeln und finden es gut, wenn wir dann darauf achten, dass auch andere das tun.

Welche Hilfen können Beamtinnen und Beamte in Anspruch nehmen?

Madre: Wesentliche Stützen sind immer die unmittelbaren Vorgesetzten und natürlich auch die Dienstgruppe, in der die Polizistinnen und Polizisten arbeiten. Da wird schon sehr viel der täglichen Belastung abgefedert. Aber wir beanspruchen oft auch die Seelsorge durch die Polizeiseelsorge. Das hilft schon sehr, hier verlässliche Ansprechpartner zu haben. Da finden wir offene Ohren für das, was auch uns in diesen Zeiten bewegt und belastet – im Dienst wie im Privaten.

Quelle: Evangelische Kirche im Rheinland

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