24.08.2020Lebenshilfe Wuppertal
So einen Moment vergisst man nicht
Christel Schröer strahlt, wenn sie von dem bunten Nachmittag in der Evangelischen Gemeinde Langerfeld erzählt. „Ich freue mich immer darauf“, sagt die 72-Jährige, die in der Lebenshilfe-Wohnstätte am Mastweg wohnt. Sie berichtet von einer lustigen Karnevalsfeier, bei der sich ein Teilnehmer als „Bratpfanne mit Spiegelei“ verkleidet hatte, von Spielenachmittagen, Geburtstagsfeiern und herrlichen Ausflügen oder Freizeiten – zum Beispiel auf die Nordsee-Insel Spiekeroog. Einmal, bei einem Ausflug nach Wipperfürth, wurde sogar ein Rundflug über das Oberbergische Land für alle organisiert. „Wir sind sehr gut vernetzt“, sagt Lebenshilfe-Geschäftsführer Stefan Pauls. Damit unterstütze man die Menschen mit Behinderung in ihrer Freizeitgestaltung.
Insgesamt treffen sich rund 40 Frauen und Männer mit Behinderung einmal im Monat in der Evangelischen Gemeinde Langerfeld. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Einrichtungen, zum Beispiel der Lebenshilfe Wuppertal, der evangelischen Stiftung Hephata oder dem Verein Autismus e.V.: „Seit 1980 hat unsere Gemeinde begonnen, sich um die Menschen mit Behinderung zu kümmern“, berichtet Pfarrer Johannes Schimanowski. Der heute 64-Jährige veranstaltet den bunten Nachmittag seit mehr als 36 Jahren. „Ich hänge an jedem Einzelnen sehr, denn wir kennen uns schon lange“, erzählt der Pfarrer. Christel Schröer kann das bestätigen: „Ich bin gerne mit den anderen bei ihm!“
Die Gemeinde begann vor 40 Jahren, sich für Menschen mit Behinderung einzusetzen, da sich im Stadtteil kaum jemand um sie kümmerte. Schimanowski: „Damals war es für Menschen mit Behinderung nicht leicht.“ Vor allem habe er versucht, den Übergang zum Erwachsenwerden zu begleiten. Der Pfarrer stellte die Verbindung zur Lebenshilfe Wuppertal her, die sofort reagierte und zum Beispiel Christel Schröer, Hans-Jürgen Orzech und Richard Kunzweiler einen Platz in ihren Wohnstätten zur Verfügung stellte.
Seitdem geht es für alle, die Lust haben, einmal im Monat zurück nach Langerfeld zum bunten Nachmittag, bei dem sich 10 bis 15 Ehrenamtlicher zusammen mit Pfarrer Johannes Schimanowski für ein paar nette Stunden einsetzen. „Wir bekommen sehr viel von den Leuten zurück“, sagt Schimanowski. Er erzählt von einem langjährigen Besucher des bunten Nachmittags, der wegen einer Behinderung nicht sprechen konnte und später sehr krank wurde, sodass er nicht mehr nach Langerfeld kommen konnte: „Als ich ihn in der Heidestraße im der Lebenshilfe-Wohnstätte besuchte, umarmte er mich in seiner Spastik so herzlich, dass mir fast die Luft wegblieb. Bis ich merkte, es wird feucht. Die Tränen liefen vor Freude über sein Gesicht. So einen Moment vergisst man nicht.“
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