Spuren des NS-Terrors in Wuppertal

Mit einer Lesung und Ausstellung erinnern der Förderverein der früheren Konsumgenossenschaft und das Projekt Kemna am 4. Mai an die NS-Diktatur.


Ob Konsumgenossenschaft oder Kemna: In Wuppertal wurden während der NS-Diktatur Gebäude zu Gefängnissen für politische Gegner umgebaut. Daran wird am 4. Mai in der früheren „Konsumgenossenschaft Vorwärts“ mit einer Lesung und Führungen durch die Ausstellung erinnert.

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Deutschland und Europa wurden von der nationalsozialistischen Terrorherrschaft befreit, der Millionen Menschen zum Opfer gefallen waren. Der Förderverein der ehemaligen Konsumgenossenschaft Vorwärts nimmt dies zum Anlass, am 4. Mai 2025 ab 14 Uhr seine Ausstellung zur Geschichte der Konsumgenossenschaften zu öffnen und lädt um 17 Uhr gemeinsam mit der evangelischen Kirche in Wuppertal zu einer Lesung ein.

Mit knapp 50.000 Mitgliedern und 800 Beschäftigten gehörte die am 15. Mai 1899 von Gewerkschaftern in Barmen gegründete Genossenschaft zu den größten Konsumgenossenschaften in Deutschland. Sie sorgte für günstige Lebensmittel, Arbeitsplätze und Wohnungen und bot dem Kapitalismus die Stirn – denn hier erlangten die Mitglieder die Hoheit über die Produktionsmittel. Doch die Blütezeit der Konsumgenossenschaft endete abrupt mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933.

Erinnerungsort an die Verbrechen des Faschismus

„Der Gebäudekomplex in der Münzstraße ist nicht nur ein bedeutendes Denkmal für 125 Jahre Industrie- und Sozialgeschichte im Tal der Wupper. Er ist auch ein Erinnerungsort an die Verbrechen des Faschismus in unserer Stadt“, sagt Dr. Stefan Kühn, Vorsitzender des Fördervereins Konsumgenossenschaft Vorwärts.

Stefan Kühn in der Dauerausstellung der Konsumgenossenschaft

Aus dem Kontor und Fabrikhof mit unterirdischem Eisenbahnanschluss wurde eine SA-Kaserne und eine illegale Haftanstalt für die politischen Gegner der Nationalsozialisten. Gleichzeitig entstand im Juli 1933 das Bergische KZ Kemna auf dem Gelände einer ehemaligen Putzwollfabrik in Beyenburg. Ab 1935 diente der Gebäudekomplex in der Münzstraße als Wehrmachtskaserne. Nach der Befreiung vom Faschismus waren hier viele Jahrzehnte geflüchtete Menschen untergebracht.

Spannende Lesung zur Geschichte des KZ Kemna

Neben dem Besuch der Dauerausstellung „Mit uns zieht die neue Zeit – Konsumgenossenschaften im Rheinland“ finden auf Einladung des Fördervereins um 14 und 15.30 Uhr Führungen durch den Gebäudekomplex statt. Um 17 Uhr liest der Wuppertaler Autor Stefan Barz aus seinem Kemna-Buch „Die Schreie am Rande der Stadt“.

Stefan Barz liest aus seinem Roman „Die Schreie am Rande der Stadt“.

„Mit seinem Jugendroman findet Stefan Barz einen einzigartigen Weg, die erschütternde Geschichte der damaligen Zeit hier im Tal greifbar zu machen“, sagt Barbara Herfurth-Schlömer vom Projekt „Gedenk- und Lernort Kemna“ des evangelischen Kirchenkreises. „Das KZ Kemna war nicht irgendwo weit weg, sondern der Terror fand direkt vor der eigenen Haustür statt. So werden Leserinnen und Leser direkt mitgenommen und das alles im Rahmen einer spannenden Kriminalgeschichte.“

Die Veranstaltungen finden in der Münzstr. 51 – 53, Wuppertal-Barmen statt. Der Eintritt ist kostenlos und eine Anmeldung nicht erforderlich. Bitte beachten Sie, dass das Gebäude nicht komplett barrierefrei ist.

Text: Stefan Kühn/Sabine Damaschke
Fotos: Konsumgenossenschaft/Johannes Hahn

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