01.06.2014Wilma Schrader
StadtMacher Festival 14 – ein Frühlingsmärchen
Das haben sich die drei StadtMacher Daniel Wawersig, Johannes Schmidt und Birk Schöneich gewünscht. Es ist Samstag und schönstes Wetter. Nach einer Woche voller Regen und kaltem Wetter ist es warm und sonnig.
Die drei Changemaker, die seit zwei Monaten am StadtMacher Festival 14 gearbeitet haben sind müde, aber glücklich. Noch vor ein paar Wochen war die Idee, an einem Tag zu zeigen, welche Kraft das bürgerschaftliche Engagement in Wuppertal hat, noch ein schöner Traum. Heute stehen die Zelte dicht an dicht an der Nordbahntrasse vor Utopia Stadt, an der PA leuchten die Lichter und auf der Bühne findet der Soundcheck statt. Etwa 23 Initiativen zeigen, wofür sie sich in Wuppertal engagieren.
Dabei sind die großen wie die Junior Uni, oder die bekannten wie Greenpeace, aber auch ganz kleine wie Piolin, die sich für ein Kinderheim für Straßenkinder in Kolumbien einsetzen. Heute putzen die 3 Vereinsmitglieder Schuhe. Am Ende eines jeden Jahres schicken sie ihr gesammeltes Geld nach Bogota, in guten Jahren sind es bis zu 10.000 Euro in schlechteren ist die Spendensumme immerhin noch 5.000 Euro. „Das war und ist sehr wichtig für das Heim“, meint einer der Vereinsmitglieder selbst Kolumbianer, inzwischen seit Jahren in Wuppertal. „Ohne uns hätte das Heim nicht überleben können. Denn es muss komplett ohne staatliche Förderung auskommen.“ www.ninosporunnuevoplaneta.org
Langsam füllen sich die Wege zwischen den Zelten. Besonders die Velotaxis finden großes Interesse. Die beiden Initiatoren Mamaris Macit und Andreas Henkel haben alle „Pedale voll zu tun“, um Neugierigen den Wunsch nach einer Testfahrt zu erfüllen. Beim Publikum ist man sich nicht so sicher, ob Wuppertal das richtige Pflaster für Fahrradrikschas ist, aber njuuz wie auch Macit und Henkel glauben fest an den Erfolg der Unternehmung und – Achtung ein bisschen Eigenwerbung muss sein – kooperieren ab sofort. Die Velotal GmbH spendiert njuuz die Werbefläche auf einem Taxi, njuuz stellt Bannerflächen für die Velotaxis zur Verfügung. Weitere gemeinsame Aktivitäten sind geplant. www.wuppertal.velotaxi.de
Als Nachbarn zu den Velotaxis findet sich „blickfeld“ die Campus Zeitung der Wuppertaler Uni. Wie alle am Festival beteiligten finden Martin und Christina, dass Wuppertal sehr viel spannender, interessanter und schöner als sein Ruf ist und haben sich vorgenommen, der Uniwelt und darüber hinaus davon zu berichten. Mit „blickfeld“ informieren sie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen online und gedruckt regelmäßig über Kultur und Unileben in Wuppertal. Das alles tun sie selbstverständlich ehrenamtlich. „Eigentlich bin ich ein bisschen schüchtern. Aber „blickfeld“ bietet mir die Möglichkeit, mit vielen spannenden Menschen in Kontakt zu kommen. Und außerdem schreibe ich gerne,“ meint einer der beiden. Gutes zu tun und sich dabei persönlich weiter zu entwickeln, ist ein Erfolgsmodell. Blickfeld gibt es jetzt schon seit 2011. www.blickfeld-wuppertal.de
Sam Zeini ist Soziologe und vertritt opendatal – zuletzt aufgefallen durch den „Talomat“ zur Kommunalwahl. Angelehnt an den Wahl-O-Mat hat die Initiative ein Onlinetool programmiert, mit dem die Wuppertaler überprüfen konnten, mit welcher Partei sie die meisten Übereinstimmungen haben – ein hilfreiches Instrument, um die persönliche Wahlentscheidung zu treffen. Doch eine Partei scherte aus. Die CDU sah sich außerstande auf die 40 Fragen, die von der Initiative gestellt worden sind „allgemeingültige Antworten“ zu geben, so ist auf der Webseite von „opendatal“ zu lesen. Dieser Sachverhalt führte in den sozialen Netzwerken und auf njuuz zu einer aufgeregten Diskussion ob der Sinnhaftigkeit des „Talomats“. „Deshalb haben noch mehr Leute den Talomat ausprobiert“, lächelt Ralf Glörfeld von opendatal fein: „die Diskussion hat uns mehr genutzt als geschadet“. „Und wir haben inzwischen Kontakt zur „open knowledge foundation Deutschland“. Dort wird unsere Arbeit geschätzt. Das zeigt den Wert unserer Aktivitäten“, meint Sam Zeini und lehnt sich zufrieden zurück. www.opendatal.de
Während auf dem Stand von „opendatal“ nur Flyer zu sehen sind – präsentieren die beiden Frauen gegenüber einen Tisch voller Pflanzen. Die beiden Wichlinghauserinnen vertreten eine kleine „urban gardening Initiative“, die im Rahmen der „sozialen Stadt Oberbarmen“ gefördert wird. „Wir haben städtische Flächen mit Blühpflanzen verschönert. So sind wir uns mehr auf der Straße begegnet und haben uns im Viertel besser kennen gelernt. Jetzt veranstalten wir gemeinsam ein Straßenfest“, freuen sich die beiden Initiatorinnen. Am Sonntag den 15. Juni findet in Wichlinghausen „Die Straße liest“ statt. Treffpunkt ist Ecke Nornen/Jungstraße. Um 15.00 Uhr bieten sie die Leseexpedition für Jugendliche, um 18.00 Uhr eine für die Erwachsenenwelt.
Auf dem Tisch von „Freifunk Wuppertal“ findet sich jede Menge technisches Gerät. Dank der Initiative verbreitet sich der freie Internetzugang immer weiter in Wuppertal. Nebenan bauen Kinder ihr Wunschwuppertal aus blauer Folie, Sand, Papier, Steinen und Holz. Eine Blechdose unter dem Tisch gibt die U-Bahn für Wuppertal, auf einer Postkarte verbindet eine düsengetriebene Schwebebahn die Stadtteile in Turbogeschwindigkeit. „Aufbruch am Arrenberg“ wirbt mit einem Fahrrad und einem Dynamo der einen Schriftzug zum Leuchten bringt für ihr Projekt „Grünes Licht Moritzbrücke“. Das „Zentrum für gute Taten“ zeigt wie Ehrenamtswillige zu den Initiativen kommen, die zu ihnen passen und die alte Feuerwache präsentiert ihre erfolgreiche Arbeit mit stress- und depressionsbelasteten Kindern aus der Nordstadt. In auffällig leuchtenden, gelben T-Shirts sind Aktivisten und Aktivistinnen von Amnesty International im Publikum unterwegs.
Unterdessen hat auch das Musikprogramm begonnen: auf der Bühne tritt Ölberg auf. Es sammeln sich immer mehr Menschen, hören zu, sitzen auf Kissen und blinzeln in der Sonne. Als in den Abendstunden Jan Röttger auftritt, ist es voll auf dem Platz vor Utopiastadt. Die Zelte sind inzwischen verschwunden und die Party startet mit Uncle Ho richtig durch. „Was für ein Hammertag! Wir sind so richtig sprachlos. Gerechnet haben wir mit 300 bis 500 Menschen. Geworden sind es 1000 bis 1500. Damit muss ich jetzt erst mal klar kommen,“ lächelt Daniel Wawersig glücklich und müde. Er verabschiedet sich zum Aufräumen. Für ihn ist der Tag sicher noch lange nicht zu Ende. Wahrscheinlich könnte er jetzt endlos weiter so schweben, auf seiner Glückswolke.
weitere Infos:
http://www.stadtmacher-wuppertal.de/
_____________________________
Fotos: Wilma Schrader
Weiter mit:
Auch wir als Eltern sind völlig überwältigt von der großen Resonanz. Wir haben die Vorbereitungen teilweise miterlebt und uns so manche Verzweiflung angehört. An was die Jungs alles gedacht haben und mussten doch das ein oder andere Stunden vorher anders organisieren. Da lagen die Nerven oft blank! Das das Festival in den frühen Morgenstunden ohne Krawall und Regen zuende ging, war sicher der schönste Lohn für unsere Stadtmacher! Die schweben bestimmt noch länger auf ihrer „Glückswolke“!