30.01.2025evangelisch wuppertal
Trauer ist keine Krankheit!
Zum fünften Mal laden Katharina Ruth und Susanne Fudickar vom Hospizdienst Pusteblume zu den Wuppertaler Thementagen ein. Diesmal geht es um Trauer.
Zum fünften Mal laden Katharina Ruth und Susanne Fudickar vom Hospizdienst Pusteblume zu den Wuppertaler Thementagen ein. Diesmal geht es um den Umgang mit Trauer.
Nachbarn, die die Straßenseite wechseln, wenn sie ihr entgegenkommen, Kollegen, die die Bürotür schließen, Freunde, die sich nicht mehr melden: Susanne Fudickar kennt all die kleinen, verletzenden Unsicherheiten im Umgang mit Trauernden. Sie hat sie selbst erlebt, nachdem ihr Sohn Matthias im Alter von 20 Jahren gestorben war. „Viele Menschen haben Angst in einem Trauerfall das Falsche zu machen und tun deshalb lieber gar nichts“, sagt sie. „Sie denken, sie würden die Trauernden damit entlasten, aber das Gegenteil ist der Fall: Die Betroffenen fühlen sich alleine gelassen.“
Um der Hilflosigkeit im Umgang mit Trauernden etwas entgegenzusetzen, hat die pensionierte Richterin eine Broschüre mit vielen Tipps veröffentlicht, Vorträge gehalten und die Idee zu den Wuppertaler Thementagen gestiftet. Unter dem Titel „Unser Leben mit dem Tod“ findet die Veranstaltungsreihe, die sich an eine größere Öffentlichkeit richtet, bereits zum fünften Mal statt.
Wuppertaler Thementage
Unser Leben mit dem Tod: Trauer
Freitag (07.02.), 19 bis 21.15 Uhr
Samstag (08.02.), 9.30 bis 17 Uhr
Die Teilnahme ist nur noch online auf der Webseite des Hospizdienstes möglich.
In diesem Jahr steht das gleiche Thema im Mittelpunkt, das auch bei der ersten Veranstaltung im Fokus war: Trauer.
Hilflosigkeit überwinden
Mit gutem Grund, meint Susanne Fudickar, die sich als Trauerbegleiterin beim Hospizdienst „Die Pusteblume“ engagiert. „Auch wenn es heute viel mehr Angebote für Trauernde als nach dem Tod meines Sohnes vor 16 Jahren gibt, hat sich an der Hilflosigkeit gegenüber Betroffenen nicht viel geändert. Was auch daran liegen mag, dass sich Verwandte, Bekannte und Kollegen damit beruhigen, professionelle Trauerbegleiter seien eher als sie selbst geeignet, Menschen in Trauer beizustehen.“
Ihre Überlegungen und Erfahrungen zum Umgang mit Trauer hat Susanne Fudickar in einer Broschüre zusammengefasst.
Die diesjährige Veranstaltung ist daher auch der Appell an eine breitere Öffentlichkeit, sich mit dem Thema Trauer auseinanderzusetzen. „Unser Leben ist bestimmt von Abschieden und Trauer gehört dazu“, betont die Leiterin des Hospizdienstes „Die Pusteblume“, Katharina Ruth. Und damit gehört sie auch in die Kitas, Schulen und Betriebe.
Trauer: Not your Business?
Vor allem in Unternehmen sei im Hinblick auf den Umgang mit Trauernden noch viel zu tun, beobachtet die Hospizdienstleiterin. „Da wird oft nur kurz kondoliert und dann zum täglichen Geschäft übergangen. Die Betroffenen sollen möglichst schnell wieder funktionieren. Nicht selten sind Krankschreibungen die Folge.“
An den Thementagen wird es daher unter dem Titel „Not your Business? Warum Trauer auch Unternehmen betrifft“ einen Vortrag geben mit konkreten Tipps für Kondolenzkarten und – bücher sowie empathische Verhaltensweisen der Kolleg:innen. Dabei gehe es auch um den „Wert der kleinen Geste“, sagt Katharina Ruth.
Hospizdienstleiterin Katharina Ruth freut sich auf die Thementage.
Doch auch die Frage, ob Männer anders trauern als Frauen, wie Trauer- und Trostlieder, Tattoos und ätherische Öle bei der Trauerbewältigung helfen, spielen eine Rolle.
Trauerarbeit – ein kritischer Begriff
Katharina Ruth nimmt in einem Impulsvortrag den Begriff der „Trauerarbeit“ unter die Lupe, den sie problematisch findet. „Er impliziert, dass wir es mit einem Prozess zu tun haben, den wir bis zum Ende durchlaufen, um dann endlich ein Leben ohne die Trauer führen zu können. Aber Trauer ist keine Krankheit!“
Trauer sei so vielfältig wie das Leben, meint die Hospizdienstleiterin. Jeder Mensch erlebe sie anders und keinesfalls in bestimmten aufeinanderfolgenden Phasen, wie frühere Studien glauben machen wollten. „Trauer ist nicht das Problem, sondern die Lösung, so hat es die Autorin Chris Paul einmal formuliert. Es ist ein Ausdruck von Beziehung und Liebe, die uns milder, verständnisvoller und aufmerksamer für uns selbst und andere Menschen machen kann.“
Die Wuppertaler Thementage
m Februar 2020 fanden die Wuppertaler Thementage zum ersten Mal statt. Sie beginnen freitags mit einem kulturellen Zugang zum jeweiligen Schwerpunktthema, also einer Lesung, Theaterstück oder Musikaufführung. Samstags werden verschiedene Vorträge angeboten. Die Thementage haben sich schon mit Aspekten rund um den eigenen Tod, dem selbstbestimmten Tod, Sterben von Kindern und Jugendlichen sowie dem Thema Suizid beschäftigt. Sie werden an beiden Tagen von jeweils rund 100 Gästen in Präsenz besucht, darunter Mitarbeitende von Hospizdiensten, aber auch viele interessierte Wuppertaler Bürger:innen.
Text und Fotos: Sabine Damaschke
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