Unterricht in der Metalldose- Ein Schuljahr im Container im Gymnasium Bayreutherstraße
Fünf weiße, völlig identische Baucontainer, in denen seit mittlerweile einem Jahr der Unterricht für die zehnten Klassen und eine neunte Klasse stattfindet.
Eigentlich ist die zehnte Stufe im sogenannten Erweiterungstrakt untergebracht. Dieser wird jedoch aufgrund massiver Baufälligkeiten vom Gebäudemanagement saniert.
Somit wurden wir umgesiedelt, verbannt, aus dem wohl klimatisierten, zweckmäßigen und instandgehaltenen Klassentrakt in die weißen Metalldosen. Im Sommer ist die Luft darin stickig und warm, die Konzentration schwindet gleichzeitig mit dem Sauerstoffanteil in der Luft. Das Lernen fällt sehr viel schwerer, als in einem Gebäude, zumal die Container unangenehm riechen. Im Winter kühlen die übergroßen Metallkisten über Nacht so sehr aus, dass wir in den ersten Stunden auch bei voll aufgedrehter Heizung frieren. Hinzukommt, dass wir weder einen Wasseranschluss haben, noch eine Möglichkeit, einen Laptop für Referate und Präsentationen zu benutzen. Unter der Schneelast drohte im Winter der Einsturz der Dächer, während der langen Kälte fiel die Heizung völlig aus, so dass wir zu guter Letzt in mitgebrachten Decken im Unterricht saßen. Auch die Akustik stellt ein Problem dar. Die Schülerinnen und Schüler in den hinteren Reihen verstehen weniger und entziehen sich so zunehmend dem Unterrichtsgeschehen.
Tatsächlich leiden auch unsere Leistungen unter der ungewohnten Situation. Denn während wir mal in stickiger, warmer Luft, dann wieder in eiskalter Luft sitzen, unsere Tafel selten geputzt ist, da man den ganzen Schulhof überqueren muss, um an einen Eimer Wasser zu kommen und sich mittlerweile einer der Rollläden im fünften Container nicht mehr hochziehen und sich die Tür nicht mehr schließen lässt, wird immer noch das gleiche Arbeitsverhalten und die gleiche Konzentration von uns verlangt. Wo früher ein Fußballfeld war, reihen sich heute die kreativ betitelten Container C1-5 aneinander und stören die jüngeren Schüler an ihrer liebsten Pausenbeschäftigung und die dort beheimateten Schülerinnen und Schüler am Lernen.
Das Versprechen, das sanierte Gebäude sei nach den Osterferien fertig, wurde nicht eingehalten und noch immer plagen wir uns jeden Morgen erneut mit der erschwerten Situation herum. Auf Nachfrage erklärte das Gebäudemanagement, die Verzögerung der Fertigstellung liege an der vergangenen langen Frostperiode und der Insolvenz zweier Firmen während der Sanierung. Aber gab es tatsächlich keine andere Lösung?
Wie kann es sein, dass eine Schule ihren Bildungsauftrag in dieser Weise vernachlässigt und etwa 100 Schülern ein ganzes Jahr zumutet, unter solchen Bedingungen zu lernen?
Wir haben wertvolle Lernzeit verloren! Obwohl sich sowohl Schüler als auch Lehrer beschwerten, wurde sich um keine andere Lösung bemüht.
Mittlerweile wird das Gerüst am fertiggestellten Gebäude abgebaut, die Arbeiten sind offenbar beendet. Für mich endet nun endlich ein Schuljahr in einem Baucontainer. Nach den Sommerferien werden sie verschwunden sein.
Weiter mit:
Was sind das denn für Zustände? Ein reiches Land ist 2010 nicht in der Lage seinen Schülern ein Umfeld zu bieten, in dem vernünftig gelernt werden kann? Wieso sind Eltern und Schüler nicht richtig auf die Barrikaden gegangen? Gleichzeitig wird in den Medien breit und ausführlich berichtet, dass die deutschen Eleven weniger wissen als die unserer europäischen Nachbarn. Kein Wunder bei solchen Zuständen!