Vier von zehn Haushalten in Wuppertal tragen eine prekär hohe Miet-Belastung

In Wohnungsfragen geben sich Oberbürgermeister und zuständiger Dezernent für gewöhnlich entspannt. Mit Verweis auf den immer noch hohen Leerstand glaubt man, dass die Mieten niedrig seien und bleiben.

Doch auch die Einkommen der Wuppertaler und Wuppertalerinnen sind, gerade bei Rentnerinnen, Teilzeitbeschäftigten usw. bedauerlich niedrig. Entsprechend ächzen viele unter einer steigenden Mietbelastung. 

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38 Prozent der Haushalte in Wuppertal müssen mehr als 30 Prozent ihres Nettoeinkommens ausgeben, um ihre Miete (bruttokalt) zu bezahlen.  

Bei Sozialwissenschaftlern wie bei Immobilienexperten gilt eine Mietbelastungsquote oberhalb von 30 Prozent des Haushaltseinkommens als problematisch, weil dann nur noch relativ wenig Geld zur sonstigen Lebensführung zur Verfügung bleibt, insbesondere bei Menschen mit kleineren Einkommen. Auch viele Vermieter ziehen hier eine Grenze, weil sie zweifeln, dass Mieter sich ihre Wohnung dauerhaft leisten können. 

Die Hans-Böckler-Stiftung hat die Mieten und Einkommen in 77 Städten untersuchen lassen, darunter auch Wuppertal.  

Rund ein Fünftel aller Wuppertaler (18 %)  ächzen sogar unter einer Mietbelastung von 40 Prozent und mehr. Je niedriger das Einkommen, desto höher wird das Haushaltseinkommen durch die Miete belastet. Wer in Wuppertal nach der offiziellen Definition arm ist, also weniger als 60% des durchschnittlichen Einkommens hat, zahlt 42 Prozent dieses Einkommens als Miete. Wer 140% des Medianeinkommens bezieht, trägt nur eine Mietbelastung von 15,7%. Das Median-Einkommen trennt die obere von der unteren Hälfte der Einkommensbezieher.  

Bei der Brutto-Warmmiete einschl. Nebenkosten sind die Belastungen für die armen Haushalte mit 52,8% für die Miete noch viel brutaler. Die der Berechnung zugrundeliegenden Median-Einkommen, wo sich die untere von der oberen Hälfte trennt, liegen in Wuppertal bei 1374 Euro netto im Monat. Das Armutseinkommen (60% des Medians) liegt bei 824 Euro im Monat (bundesweit etwas höher). 

Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Die Wissenschaftler um den HU-Stadtsoziologen Dr. Henrik Lebuhn haben dafür Daten des Mikrozensus ausgewertet. „Die Wohnbedingungen sind damit nicht nur ein Spiegel bestehender Ungleichheit, sondern tragen auch selbst durch die hohe Mietkostenbelastung zu einer wachsenden Ungleichheit bei.“ schreiben Lebuhn und seine Forscherkollegen. 

Viele Großstadt-Haushalte haben nach Abzug der Mietzahlung nur noch ein Resteinkommen, das unterhalb der Hartz-IV-Regelsätze liegt. Die mittlere Mietbelastung (Medianwert) liegt in Wuppertal ungefähr im Bundesdurchschnitt. „Das kann aber kein Trost sein und daher fordert Die Linke in Wuppertal eine Abkehr von der einseitigen Ausrichtung auf den Bau von Wohneigentum“ sagt Bernhard Sander, der für Die Linke im Stadtentwicklungsausschuss spricht.  

Vor allem in Großstädten mit zunehmender Einwohnerzahl – und dazu gehört Wuppertal bekanntlich – konstatieren die Wissenschaftler einen großen Mangel an bezahlbaren – insbesondere kleineren – Wohnungen. Die Mikrozensus-Daten zeigen, dass Menschen mit geringeren Einkommen generell in schlechter ausgestatteten Wohnungen leben. Trotzdem tragen sie im Mittel eine weitaus höhere Mietbelastungsquote als wohlhabendere Haushalte, weil oftmals auch für Wohnungen mit geringerem Standard relativ hohe Mieten zu zahlen sind.  

Quelle: https://www.boeckler.de/pdf_fof/100892.pdf 

Bericht: Bernhard Sander

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