17.12.2009CtEvD
Was kosten uns Arbeit und Informationsflut?
Wir gehören einer neuen Generation an, ständig sind wir erreichbar, täglich sehen wir uns einer Flut von Information durch E-Mails konfrontiert. Welche Auswirkungen dies auf die Datenspeicherung unseres Hirns hat, ist leider noch nicht hinlänglich untersucht worden.
Doch dass die Auswirkungen verheerend sind, zeigt die verzweifelte Lage, in der sich die Redakteurin CtE aus W seit letzter Woche Freitag befindet. Noch ahnungslos bereitete sie sich auf einen Termin vor, öffnete selbstverständlich ihren Schrank, um den grauen Mantel zu entnehmen und überzuziehen, doch er befand sich nicht an der zuletzt gespeicherten Stelle. Noch des Ausmaßes einer sich anbahnenden Katastrophe nicht bewusst, wurden in Folge weitere Schränke (die sich verteilt auf mehreren Etagen des Heimes befinden) geöffnet und ergebnislos geschlossen. Die aufkeimende Panik noch unterdrückend wurde aus Zeitmangel ein Alternativkleidungsstück aus Schrank I gezerrt, übergezogen und der Termin erfolgreich vollbracht.
Nachdem die Redakteurin erfolgreich immerhin den Weg ins Heim zurückgefunden hatte, begann die Suche nach dem begehrten – und zu dieser Jahreszeit zweifelsohne praktischen – Kleiderstücks erneut. Ergebnislos!
Jetzt begannen die Hirnwindungen langsam zu rotieren, unbestätigte Zeugenaussagen berichteten sogar von Rauchentwicklung: Alles drehte sich um die Frage, wann wurde der Mantel zuletzt getragen?! Wo könnte er sich jetzt befinden? Würde man ihn jemals wieder glücklich an sich drücken und in die wärmenden Stoffbahnen eintauchen können? Wie kann man überhaupt einen Mantel vergessen, wenn man bis dato auch von jeder noch so langen Brachialtour vollständig angekleidet und mit Schlüssel und Portemonnaie ausgestattet wieder heimgekehrt war?!
Verwandte wurden befragt, sämtliche Terminkalender auf das Genaueste geprüft, eine detektivische Arbeit begann. Am 11. November – so kann man sich derzeit sicher sein – wurde das Kleidungsstück getragen und auf jeden Fall auch wieder mit nach Hause gebracht. Ab da verliert sich jede Spur.
Dass die Verzweiflung über die Nicht-Erinnerung ungleich größer ist als der tatsächliche Verlust des Mantels an sich, ist sicherlich nachvollziehbar. Zumal die Mutter der armen, erinnerungslosen Redakteurin mit Vorschlägen kommt, wie dem Abfotografieren vor Verlassen des Hauses, der Einlieferung ins Altenheim („Du kannst mir ja einen Platz freihalten“) und ähnlichen, wenig ermutigenden Lösungsvorschlägen.
Nach knapp einer Woche vergeblichem Nachforschens und Grübeln hat die Redakteurin die Suche achselzuckend aufgegeben und sich dem Gedächtnisverlust mit einer gewissen Gleichgültigkeit hingegeben. Ist das ein weiteres Alarmzeichen?
Sollten Sie, geneigter Leser, diese bedauernswerte Person treffen, prägen Sie sich bitte ein, was sie an hat. Fragen Sie sie am besten gleich auch, wo sie herkommt und wo sie hinmöchte. Dies kann bei zukünftigen Nachforschungen hilfreich sein. Sollte sie diese Fragen nicht mehr benatworten können und auch ihren Namen nicht mehr wissen, bringen Sie sie einfach auf den Dönberg, dort weiß man auf alle Fälle, wo sie hingehört….
Weiter mit:
ich bin unbedingt der Ansicht dass überlebenswichtige Dinge/Menschen mit einem nicht zu entfernenden Gerät ausgestattet werden sollten, welches durch Satellit zu orten ist und mit dem Handy angerufen werden kann. Es gäbe dann ein Klingelzeichen ab, bzw. wäre dann mit spezieller Software zu orten. In einer zunehmend alternden Gesellschaft und der Aussicht häufig auf herumirrende, verwirrte Mitmenschen zu treffen, könnte das Gerät nicht nur helfenden Funktion haben, sondern auch eine lukrative Erfindung sein. Ich spreche aus Erfahrung.
Das kann schonmal nicht passieren, Anton ist selbstverständlich gechippt! Vielleicht sollte ich mich auch chippen lassen?! Aber wessen Handynummer soll/kann/darf ich angeben?
Du solltest Anton darauf abrichten, Deine Kleidungsstücke aufzustöbern. Vorausgesetzt natürlich, Du hast ihn beim Gassigehen nicht irgendwo vergessen.