29.03.2012Wilma Schrader
„Wir werden Geschichte schreiben“ – Arbeitsgruppen präsentieren erstes Konzept für das „neue Barmen“
Nach 21 Vorstandssitzungen, 26 Arbeitstreffen, 3 Workshops und 70 Gesprächen mit Immobilieneigentümern präsentierten die Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themen ein rund wirkendes Gesamtkonzept.
Barmen wirkt
B: wirkt, Barmen wirkt – die von City Managerin Anna Wittmer entwickelte Bildmarke brachte das neue Selbstbewusstsein der Barmer auf den Punkt. Das im Logo beinhaltete „wirkt“ verweist einerseits auf den erfolgreichsten Exportschlager Barmens – die „Barmer Artikel“, denn Bänder und Litzen von Barmer Bandwirkereien wurden im 19. Jhrh. in die ganze Welt geliefert und es beinhaltet die Zuversicht, dass mit den geplanten Aktivitäten ein neues Barmen mit Strahl- und Anziehungskraft entstehen wird, dass besonders auf Familien mit Kindern wirken soll.
Werth – Profil
Barmen braucht ein neues Profil. Thomas Helbig, Inhaber der Bücherei Köndgen präsentierte, was die Arbeitsgruppe darunter versteht. Barmen soll Geborgenheit vermitteln, gepflegt und aufgeräumt wirken. Die einfache Anreise, der unkomplizierte Service, eine große Angebotsvielfalt auf kurzen Wegen mit gutem Preis-Leistungsverhältnis soll besonders junge Familien mit Kindern aus Städten wie Velbert, Schwelm oder Gevelsberg anziehen. Die vier schönen Plätze Barmens verwandeln sich in Erlebnisräume, auf denen Blickfänge durch temporäre Gestaltungen geschaffen werden. Themengeber sind Kunst, Kultur und Stadtgeschichte, das Barmer Band ist die Leitidee.
Werth-Service
„In Barmen ist der grüne Daumen nicht zu Hause“. Das war einer der Sätze, der im Beitrag von Kjell Arne Zähler, Anwaltskanzlei Klauke, Leonhardt & Zähler, zum Thema SOS hängen blieb. Was zunächst nach einem Hilferuf klingt, bedeutet im Stadtentwicklungsjargon, dass es um die Themen Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit geht. Und tatsächlich meinte Zähler, dass Barmen schnell ein Handlungsprogramm für eine Grundreinigung braucht. Erste Maßnahmen könnten die Stromkästengestaltung, Anti-Aufkleber-Anstriche und die Beseitigung von „abgängigem Altmobiliar“ sein. „Das alles ist für wenig Geld zu haben und würde schon viel bringen“, erläuterte er. Außerdem präsentierte er die Idee eines „Kümmerers“ für den Werth, einer Art Hausmeister, der dafür sorgt, dass Verstöße nachverfolgt werden, Ansprechpartner bei Fragen ist und kleinere Probleme sofort behebt.
Werth-Gestaltung
Eine Reihe von außergewöhnlichen Vorschlägen, die den Werth im wahrsten Sinne des Wortes in ein neues Licht setzen, beinhaltete der Vortrag von Anna Wittmer. Sie präsentierte ein spannendes Lichtkonzept des Architekturbüros insa4. Architektin Isabella Blokisch stellt sich ein Lichtband vor, das den gesamten Werth durchzieht, Tag und Nacht leuchtet, als Fassadenillumination dienen kann und in der Weihnachtszeit zur Weihnachtsbeleuchtung umgestaltet werden kann. Als Spiegelung des Bandes und weil man sich keine neue Pflasterung leisten könne, präsentierte Anna Wittmer zur Aufwertung des Bodenbelags ein Textband mit Gedichten von Else Lasker-Schüler.
Auch die Sitzmöbel des Architekturbüros insa4 folgen in ihrer Gestaltung der Leitidee des Bandes. Sie sind faszinierende Alleskönner, die modular aufgebaut sind. Im Entwurf nehmen sie Pflanzkästen oder Wasserspiele auf. Es können Module hinzugefügt werden, die leise, klassische Musik spielen, um Stadtstreicher fern zu halten. Hauslücken erhalten Projektionen, die Geschichten erzählen oder auch Barmer Persönlichkeiten zeigen.
Werth-Angebot
Jochen Stiebel von der Wirtschaftsförderung stellte fest, dass Barmen eine aktive Informationspolitik für die Vermarkter und ein aktives Flächenmanagement brauche. Denn für Wuppertal sei nur noch Elberfeld in den Veröffentlichungen der Immobilienvermarkter vertreten, weil der negative Trend Barmen unattraktiv erscheinen ließe. Dadurch bewege sich der Mietspiegel in Barmen immer weiter nach unten, in Elberfeld dagegen nach oben. Auch ein Leestandmanagement sei notwendig – Zwischennutzung heiße hier das Zauberwort. Er warb für die Idee der Popup Stores, die sich nur monatsweise einmieten und dann wieder verschwinden würden, dafür aber Dinge anbieten würden, die sonst nirgendwo zu haben seien.
Werth-Inszenierung
Der Vorsitzende der IG Barmen, Matthias Wewer, schließlich präsentierte Ideen für die Inszenierung der Innenstadt. Für ihn sind die Barmer Plätze das Pfund, mit dem zu wuchern sei. Er schlug kleine, feine Spezialmärkt wie „die Schokotage“, einen französischen Markt und verkaufsoffene Abende vor. Zielgruppenveranstaltungen wie Kinder- und Familienfeste soll es geben, die schon vielfach gewünschte Eisbahn als Ergänzung zum Weihnachtsmarkt soll kommen, aber auch spektakuläre Großevents als Frequenzbringer seien notwendig. Als Beispiel führte er die Dinosaurier Schau an, die in Gießen und anderen Städten zu großen Besucherzahlen geführt habe.
Werth-Werbung
Georg Sander, geschäftsführender Gesellschafter der WD&P Marketing GmbH, präsentierte das Marketingkonzept. Es enthielt alle Bestandteile von der klassischen Anzeige, über eine Angebots-App bis zur Sozial Media Kampagne. Schön frech ist der Entwurf für eine Schwebebahn deren Claim lautet: bin unterwegs nach Barmen. Die Marketing-AG, der Sander angehört, entwickelte auch einen Slogan, der den erfolgreichen Neuanfang zum Ausdruck bring: „B: Das neue Barmen“.
Für die Umsetzung aller Maßnahmen veranschlagten die Arbeitsgruppen für fünf Jahre ein Gesamtbudget von 1.000 000 Euro. Das bedeutet umgerechnet für den einzelnen Immobilieninhaber bei 300 qm Gewerbefläche monatliche Kosten von ca. 0,56 € pro Quadratmeter.
Die Entscheidung, ob es zu einer Immobilienstandortgemeinschaft kommen wird, wird im Herbst fallen. Schon in den nächsten Tagen wird ein erstes Stimmungsbarometer vorliegen. Denn die Teilnehmenden waren aufgefordert, die einzelnen Vorschläge des Konzeptes zu bewerten und als notwendig oder überflüssig zu klassifizieren.
Sprechen sich nicht mehr als 25% der Immobilienbesitzer gegen die ISG aus, wird die Standortgemeinschaft kommen. Wie auch die letzten Veranstaltungen, hinterließ der Abend den Eindruck, dass der Neuanfang für Barmen gelingen wird: „Wir haben heute schöne Dinge gehört. Wann sollten wir starten, wenn nicht jetzt. In zwei Jahren kommt Ikea, das Outlet in Remscheid wird kommen, der Döppersberg scharrt mit den Hufen. Wir haben keine andere Wahl,“ oder „wir werden Geschichte schreiben!“ lauteten zwei der abschliessenden Kommentare aus dem Publikum. Man darf also gespannt sein, auf das „neue Barmen“.
Weiter mit:
„Das bedeutet umgerechnet für den einzelnen Immobilieninhaber bei 300 qm Gewerbefläche monatliche Kosten von ca. 0,56 € pro Quadratmeter.“
Das sind dann 168,-€ im Monat. Ergo 2016,-€ im Jahr. Ob sich das lohnt?
Wenn es 100% funktioniert, profitieren auch die, die nicht mitmachen.
Irgendwie vertrackt.
Wenn die ISG kommt, heißt wenn sich weniger als 25% der Immobilieneigentümer gegen die Immobilienstandortgemeinschaft aussprechen, verpflichtet das neue ISG-Gesetz alle, sich an den Kosten zu beteiligen.