„Wünsche erfüllen – Spuren hinterlassen“

Ein Projekt der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal gGmbH

Die Diakonische Altenhilfe Wuppertal gGmbH ist Träger von insgesamt acht stationären Einrichtungen, Tagespflegen, Servicewohnen, einer mobilen Pflege, dem Fort- und Weiterbildungsinstitut Diakonie Akademie und schließlich auch dem Hospizdienst „Die Pusteblume e.V.“. In allen Schaffensbereichen steht die Förderung innovativer Ideen und Gedanken der Mitarbeitenden für die Diakonische Altenhilfe Wuppertal im Vordergrund, zusammen mit der steten Zufriedenheit und Lebensqualität der Bewohner der stationären und teilstationären Einrichtungen. „Wir setzen auf die Kraft und Innovation unserer Mitarbeiter.
Wie bei dem Projekt „Wünsche erfüllen – Spuren hinterlassen“ – Natürlich gibt es das überall: Alte Menschen werden spazieren gefahren, zur Kaffeetafel gebracht, erleben etwas. Aber hier ist der dahinter stehende Gedanke ein anderer und das wird widergespiegelt in der Durchführung und letztlich im Erleben aller Menschen, die beteiligt sind.“ So Andreas Polack, Geschäftsführer der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal  über das Projekt „Wünsche erfüllen – Spuren hinterlassen“.

Die Idee zu dem Projekt hatten Pflegedienstleiterin Daniela Lohrmann und stv. Pflegedienstleiter Lucian Stein im Sommer letzten Jahres. Sie berichten: „Wenn es im Leben zu entscheidenden Einschnitten kommt, gravierende Änderungen und Umstände zusammen kommen, wie bei unseren Bewohnern der Umzug in ein Altenzentrum, tauchen wie aus dem Nichts Fragen auf wie:  Was wünsche ich mir jetzt noch? Oder:  Was möchte ich eigentlich erledigen? Fragen, vor denen jeder Mensch, egal ob alt oder jung, krank oder gesund, stehen kann. Und beinahe jeder versucht sie für sich zu beantworten.
Bewohner von Altenheimen befinden sich häufig in einer sehr emotionalen Lebensphase, in der sich viele Gedanken um Sehnsüchte und Wünsche drehen, die sie sich selbst vermutlich nicht erfüllen könnten oder sich dies nicht zutrauen und die daher oft verborgen bleiben und nicht geäußert werden. Über eine einfache Abfrage haben wir bei unseren Bewohnern eine wahre Lawine ausgelöst. Die Frage „Was wünschen Sie sich?“ wurde schriftlich auf einer Karte beantwortet. Jeder konnte für sich seinen ganz persönlichen Wunsch äußern. Inzwischen wird mit über 90 Karten eine komplette Wand im Altenzentrum mit den Antworten gefüllt – eine Galerie der Wünsche.“
Es ist inzwischen schon die Regel, dass neue Bewohner die Karte ausfüllen – wenn sie es möchten.

Wer ein solches Projekt startet, sollte auch Antworten geben und Hilfe leisten bei der Erfüllung dieser Wünsche, sofern dies irgendwie machbar ist. Die meisten Wünsche sind durchaus realisierbar: der Spaziergang im Herbstwald, der Besuch des Kölner Doms (mit Kölsch), die rege Diskussion über zeitgenössische Kunst, die gerade aktuell im hiesigen Museum gezeigt wird – alles Wünsche, die durchführbar sind. Wo ist das Außergewöhnliche? Das Außergewöhnliche liegt bereits in der Beantwortung der Frage, in dem „sich trauen“, Wünsche und Gedanken zu äußern und auch die Hoffnung zu haben, dass sie sich erfüllen. Daniela Lohrmann und Lucian Stein sehen darin einen Auftrag. Für sich, für die Mitarbeitenden des Altenzentrums und die Angehörigen. Alle werden mit eingebunden. „Als wir die ersten Antworten auswerteten, fanden wir es erstaunlich, dass die meisten Wünsche einem gesunden, jungen Menschen als etwas völlig Normales, Selbstverständliches erscheinen: der Spaziergang im Wald, seinem Hobby, der Malerei frönen. Natürlich gab und gibt es auch „komplizierte“ Wünsche: der Streit mit den Kindern sollte geschlichtet werden oder der Besuch von Orten weit außerhalb der deutschen Landesgrenzen – in manchen Kategorien können die Mitarbeitenden der Altenzentren vielleicht nicht helfen, aber versucht wird alles.

Lucian Stein dazu: „Selbstverständlich versuchen wir alle Wünsche zu verwirklichen. Doch gerade bei Wünschen wie zum Beispiel das klärende Gespräch mit zerstrittenen und teilweise „verschollenen“  Angehörigen bedeutet nicht nur intensive Gefühlsarbeit, sondern auch eine zeitintensive Recherche. Oder: den Wunschort im Ausland aufzusuchen scheint für alle und gerade dem Bewohner selbst, eine Illusion zu sein.  Aber warum darf ein Heimbewohner, der dement oder aber palliativ ist, sich nicht in ein Flugzeug setzen und seinen Wunschort aufsuchen!?“ Doch solche Vorhaben müssen finanziert werden, das Geld spielt auch hierbei eine bedeutende Rolle. Denn mit „mal eben hinfliegen“ ist es nicht getan. Pflegepersonal wird benötigt, die Reise muss finanziert werden, gibt es für den Bewohner adäquate Bedingungen vor Ort etc. All dies (und noch viel mehr) sind Dinge, die im Vorfeld geplant und organisiert werden müssen.
Nur mit Unterstützung, z.B. durch projektbezogene Spenden, sind derlei Wünsche eventuell doch machbar.

Dazu Bedarf es einer Öffentlichkeit, die von diesem Projekt erfährt. Der Gedanke „Spuren hinterlassen“ hat dadurch allmählich Kontur gewonnen und das Projekt vervollständigt. Durch die schriftliche „Abfrage“ von Sehnsüchten und Wünschen wird Klarheit und Struktur geschaffen – die Ebene, die es ermöglicht den Waldspaziergang, den Besuch der Kunstszene zu organisieren. Nichts wird vergessen – im Gegenteil: im 2. Schritt des Projektes hinterlassen die Bewohner am Ziel ihres Wunsches ihren Fingerabdruck. Eine Spur des Lebens, die an Eindeutigkeit keinen Zweifel lässt. „So machen wir die Öffentlichkeit aufmerksam, fördern den  Dialog.“ erzählt Daniela Lohrmann. „Wir sind auf die Mithilfe von allen Menschen angewiesen, die Lust und Freude daran haben unseren Heimbewohnern die Möglichkeit zu bieten, ihren Fingerabdruck überall auf der Welt zu hinterlassen.“

Zwei schöne Beispiele: Erdmännchen-Patenschaft
Eigentlich ist er für ein Altenzentrum viel zu jung. Mit 58 ist Herr Kugeler einer der jüngsten Bewohner des Altenzentrums Kasinostraße. Er ist vor einigen Jahren sehr plötzlich erkrankt. Herr Kugeler  ist ein begeisterter Fan von Erdmännchen. Sein Zimmer ist mit Erdmännchen dekoriert, sogar auf der Bettwäsche finden sich Erdmännchen-Motive. „Ich würde gerne die kleinen Kerle in Aktion sehen.“

WDR begleitet Aktion „Wünsche erfüllen – Spuren hinterlassen“ ©Diakonische Altenhilfe Wuppertal

Lucian Stein: „Unsere Idee war, dass Herr Kugeler eine Patenschaft in der „Fauna“ (Tierpark in Solingen, Anm. d. Red.) übernimmt und auch dort seinen Fingerabdruck hinterlässt.“ Und es gab noch mehr interessante Aufregung, denn: „Der WDR ist von dem Projekt „Wünsche erfüllen – Spuren hinterlassen“ scheinbar begeistert und fragte an, ob das Projekt (und insbesondere dieser Wunsch) mit einem Filmteam begleitet werden kann. Das Filmteam interviewte Herrn Kugeler erst in seinem Zimmer und begleitete das gesamte Team dann zu den Erdmännchen.
In der Fauna erfüllte sich der langersehnte Wunsch: Herr Kugeler fütterte die Erdmännchen und bekam feierlich die Patenurkunde von einer Faunamitarbeiterin überreicht. Im Gegenzug gab es den Fingerabdruck auf einem speziell präparierten Papier, der nun im Eingangsbereich der „Fauna“ zu sehen ist.
Ein sehr emotionaler Moment!

Besuch des Von-der-Heydt Museums
Die bildende Künstlerin Sabina Biallas, Bewohnerin des Altenzentrums Kasinostraße, hatte den Wunsch: Ich möchte gerne nochmal ins Von der Heydt-Museum gehen. Ich will hier meine Spuren hinterlassen!

Sabina Biallas war selbst viele Jahre in der alternativen Wuppertaler Künstlerszene aktiv. Sie wollte es sich nicht nehmen lassen über die Moderne, die aktuell im Von der Heydt-Museum gezeigt wurde, mitzureden. Noch einmal ins Von der Heydt-Museum zu gehen, genießen, was für sie selbst einmal Lebensmittepunkt war – die Kunst in Bild und Skulptur.
Sabina Biallas als bildende Künstlerin, Malerin, lebte und gestaltete im Luisenviertel (Quartier in Wuppertal, Anm. d. Red.), dem Lebensmittelpunkt vieler ihrer Jahre. Und so hinterließ sie Spuren in mancherlei Hinsicht: ganz Sichtbar durch ihre Fingerabdrücke, aber auch in ihren Betrachtungsweisen, ihrem Umgang mit Kunst, ihrer Diskussionsfreudigkeit.

Auch Passanten wurden neugierig und fragten, was es mit den Fingerabdrücken auf sich hätte. Daniela Lohrmann: „Menschen haben uns beobachtet und tatsächlich auch angesprochen…Sie fanden es toll und berührend – fragten, welche Geschichte hinter diesem Fingerabdruck steckt. Wer konnte diese Frage besser beantworten als Frau Biallas selbst – und sie führte uns in die Kunst ihres Lebens…“

Träume haben auch in Altenzentren eine gute  Chance.

Kontakt:
Daniela Lohrmann und Lucian Stein
Altenzentrum Kasinostraße
Kasinostraße 1
42103 Wuppertal
Tel. 0202 49 33 0
email: dlohrmann@diakonie-wuppertal.de, Lstein@diakonie-wuppertal.de

Informationen zur Diakonischen Altenhilfe Wuppertal gGmbH
Träger von 8 stationären und teilstationären Einrichtungen in Wuppertal:
Altenzentrum Cronenberg
Altenzentrum Wichlinghausen
Altenzentrum Am Nordpark
Altenzentrum Gemarker Gemeindestift (inkl. solitärer Kurzzeitpflege)
Altenzentrum Johann-Burchard-Bartels Haus
Altenzentrum Kasinostraße
Pflegezentrum Haus Hardt
Altenzentrum  Reformiertes Gemeindestift Elberfeld

3 Tagespflegen:
Tagespflege Wichlinghausen
Tagespflege Cronenberg „Dorper Schlösschen“
Tagespflege Kasinostraße

Mobile Pflege Diakonie Wuppertal
Diakonie Akademie  – Fort- und Weiterbildung
Hospizdienst „Die Pusteblume e.V.“

www.altenhilfe-wuppertal.de

 

Anmelden

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert