Wuppertaler Kirchen und ihre Orgeln

Kirchen, für die Musik und Ewigkeit gebaut: Ein neuer Kalender der evangelischen Kirche in Wuppertal stellt besondere "evangelische Klangräume" vor.

Kreiskantor Jens-Peter Enk mit dem Kalender in der CityKirche

Kirchen, für die Musik und Ewigkeit gebaut: Ein neuer Kalender der evangelischen Kirche in Wuppertal stellt besondere „evangelische Klangräume“ der Stadt vor.

In jedem Stadtteil ein hoher Kirchturm, imposante Orgeln, die über dem Kirchraum schweben und Bürger, die Spendenaktionen starten, um Platz für neue Sakralbauten zu schaffen: In nur wenigen deutschen Städten wurden so viele evangelische Kirchen gebaut wie in Wuppertal. Auf dieses reichhaltige und interessante Erbe der Stadt möchte das Büro für Kirche, Kultur und Musik der evangelischen Kirche in Wuppertal jetzt mit einem Fotokalender aufmerksam machen.

Unter dem Titel „Evangelische Klangräume“ zeigt der immerwährende Kalender aktuelle Fotos von 24 Kirchen sowie historische Aufnahmen der Gebäude und ihrer Orgeln aus 14 Wuppertaler Gemeinden. Pro Monat stehen jeweils zwei Kalenderblätter zur Auswahl. Die Geschichten zu den Fotos der jeweiligen Kirchen und ihres musikalischen Lebens werden 2024 passend zum jeweiligen Monat auf der Webseite www.kirchenmusik-wuppertal.de in kurzen Texten präsentiert.

Reiche Stadt, viele Kirchen

Der Kalender startet mit Bildern der Lutherkirche Heidt. Mit ihrem 46 Meter hohen Turm ist sie nicht nur eines der markantesten Gebäude im Stadtteil Heckinghausen. Sie stehe bis heute für ganz viel bürgerliches Engagement, betont Archivarin Anke Westermann. „Wuppertal war früher eine der reichsten Städte Deutschlands und das spiegelt sich auch in den Kirchen wider, die den Bürger:innen sehr wichtig waren und für die sie viel Geld spendeten.“

Anke Westermann hat viel im Kirchenkreisarchiv recherchiert.

Das galt auch für die Orgeln, die meist gezielt für den Klangraum der Kirche gebaut wurden und einen prominenten Platz erhielten. Die Orgel in der Lutherkirche scheint sogar über dem Kirchraum zu schweben. „Auch die Instrumente in der Friedhofskirche, der Reformierten Kirche Ronsdorf und der Sonnborner Hauptkirche sind Beispiele dafür, dass Orgeln als ein Gesamtkunstwerk verstanden wurden, das perfekt in den Kirchraum passen musste“, erklärt Kirchenmusikdirektor Jens-Peter Enk. „Die Fotos in unserem Kalender geben davon Zeugnis.“

Zerstörung und Wiederaufbau

In einer der berühmtesten Kirchen Wuppertals, der Gemarker Kirche, spielt sie dagegen nur noch eine kleine Rolle. „Nach der kompletten Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg entschied man sich beim Neubau in den fünfziger Jahren, dem Chor mehr Raum zu geben“, erklärt Enk. „Die Orgel wurde jetzt eher als Partnerin der Kirchenmusik begriffen.“

Viele Wuppertaler Kirchen sind während des Krieges zerstört oder stark beschädigt worden, auch davon erzählt der Kalender. Doch fast alle waren bis Ende der 1950er Jahre wiederaufgebaut. Hinzu kamen noch die sogenannten „Notkirchen“ wie die Johanneskirche, die schlicht und schnell erbaut wurden und möglichst vielen Menschen Platz bieten sollten.

Größte Gemeinden Deutschlands

In der Nachkriegszeit war das Bedürfnis nach Trost im Glauben und Gemeinschaft hoch. Vor allem in Elberfeld platzten die Gottesdienststätten aus allen Nähten. Kein Wunder: Bis zu ihrer Aufteilung durch ein Kirchengesetz im Jahr 1964 galten die reformierte und lutherische Gemeinde als größte Gemeinden ihrer jeweiligen Konfession im deutschen Sprachraum.

Heute befindet sich von den etwa 60 evangelischen Kirchen der Nachkriegszeit nur noch knapp die Hälfte im Besitz der Kirchengemeinden. Ihre Zahl wird weiter abnehmen. Für Jens-Peter Enk ist auch das ein guter Grund, die interessante Geschichte der Kirchen und ihrer Orgeln in einem schönen Kalender zu dokumentieren. „Sie gehören zu dieser Stadt wie die Schwebebahn“, betont er.

Anmelden

Kommentare

Neuen Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert