Naturerlebnis-Tipp „Brunnenlebermoos“
Moose gibt es seit etwa 320 Millionen Jahren; sie sind mit vielen Arten weltweit verbreitet. Eine der bekanntesten ist das Brunnenlebermoos, Marchantia polymorpha, aus der Familie der Marchantiaceae, einer von vielen Familien der Lebermoose.
Stefanie Barzen, Biologin an der Natur-Schule Grund: „Das Pflänzchen mag es gerne feucht und schattig und trägt seinen Namen nach einem seiner beliebten Standorte, dem Brunnenschacht. Sonst findet man es auch in Quellnähe, an Bachläufen und auf feuchten Wiesen, aber auch im Blumenkasten oder in Pflasterritzen.“
Brunnenlebermoos wächst „bandförmig“ mit einer Größe von etwa zwei mal zehn Zentimetern. Es besteht aus rundlichen, fleischigen „Blättern“, die bis dreieinhalb Zentimeter groß werden können und in ihrer Form an Leberlappen erinnern. Es gibt keinen Blattstiel und keinen Stamm, die Pflanze wächst flach an den Boden geschmiegt. Versucht man unter ein Blatt zu schauen, erkennt man weiße, feine Fädchen. Es sind einzellige „Rhizoide“, also nur „wurzelähnliche“ Gebilde, die der Pflanze etwas Halt geben und das Moos durch Kapillarkräfte mit ein wenig Wasser versorgen.
Die mangelnde Verankerung durch „Wurzeln“ verhindert ein großes Höhenwachstum der Moose genauso wie fehlendes Festigungsgewebe. Da Brunnenlebermoos nicht, wie höhere Pflanzen, in einen Spross mit Blättern und Wurzel gegliedert ist, bezeichnet man es als „Thalluspflanze“.
Die Pflanze verfügt nicht über ein ausgeprägtes Wasserleitsystem und ist auf Wasseraufnahme aus dem Regen und aus der Umgebungsluft angewiesen. Sie kann Wasser speichern und schützt die von ihr bedeckte Erde vor dem Austrocknen.
Auf der Blattoberfläche verteilt finden sich Atemöffnungen, die in kurzen Röhren enden und so Luft ins Blattinnere gelangen lassen. Ihr Aufbau ist einfach, sie können nicht verschlossen werden und sind daher nicht mit den Spaltöffnungen höherer Pflanzen zu vergleichen.
Die gesamte Moospflanze besteht aus nur wenigen spezialisierten Zellarten.
In den Blättchen gibt es von Membranen umschlossene Ölkörper, die Terpene enthalten.
Auf den Mooskörpern finden sich häufig becherförmige Gebilde, die Brutbecher. Sie dienen der vegetativen Vermehrung. In ihnen bilden sich kleine Brutkörper, die mit Regenwasser ausgespült werden und zu neuen Moospflänzchen, die mit der Mutterpflanze genetisch identisch sind, heranwachsen.
Stefanie Barzen: „Komplizierter gestaltet sich die sexuelle Fortpflanzung. Brunnenlebermoos ist zweihäusig, d.h., eine Pflanze bildet die weiblichen Archegonien, deren Aussehen an eine kleine Palme erinnert, oder die männlichen Antheridien, die scheibchenförmig erscheinen. Die in den Antheridien gebildeten männlichen Keimzellen sind auf Wasser angewiesen, da sie die weibliche „Palme“ schwimmend erreichen müssen. Nach erfolgter Befruchtung wächst die Zygote (die befruchtete Eizelle) zu einem nur für kurze Zeit lebenden Sporophyten heran. Er bildet einen Stiel mit der Mooskapsel, die die Sporen entlässt, aus denen wieder neue Moospflanzen wachsen können. Es gibt also zwei aufeinander folgende Generationen von unterschiedlichem Aussehen.“
Lebermoos hat seinen Namen aus der mittelalterlichen Signaturenlehre, nach der etwas gegen Beschwerden eines Organes hilft, dem es im Aussehen ähnelt, Brunnenlebermoos also bei Leberbeschwerden (für die Lateiner: „Similia similibus curentur“). Verordnet wurde Lebermoosextrakt in Wein. Der wissenschaftliche Nachweis über die Wirksamkeit ist nicht erbracht.
Weitere Naturerlebnis-Tipps für alle Jahreszeiten gibt es auf www.natur-schule-grund.de.
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