„Ich Tasche“ im Kleinen Schauspielhaus mit anschließender Diskussion

Das war die bisher bestbesuchte Veranstaltung der Reihe "FDP Kultur on Tour": an die 30 FDP–Mitglieder trafen sich am 25.02.2010 im Schauspielhaus an der Bundesallee und sahen auf der kleinen Interimsbühne für 3 Jahre das Stück „Ich Tasche“ von Felicia Zeller, das laut Ankündigung „das Resultat ihrer peniblen Recherche innerhalb des kaffkaesken Geflechts namens Deutsche Bahn“ ist.

Vier Schauspieler brannten innerhalb einer guten Stunde ein Feuerwerk ab mit großer Sprachgewalt und Intensität zu den alltäglich zu beobachtenden Situationen wie Sitzplatzverteilungskämpfen, Handyterror in der im Großraumwagen vorgegaukelten Anonymität u.a.m. Das Chaos ihrer Stimmen hat die Autorin zu einem grandiosen Bahn-Konzert verdichtet und zugleich eine gesellschaftliche Momentaufnahme über den alltäglichen Wahnsinn geschaffen, in dem Kommunikation nur noch in egozentrischen Schleifen stattzufinden scheint und selbst im Moment der Katastrophe nicht zum Miteinander findet.“

Das war zunächst einmal viel Unterhaltung, vor allem die Vielfahrer unter uns fanden viel zu lachen. Manche machte es nachdenklich, andere ratlos. Brauchen wir dafür Theater, ist das nicht viel zu flach? Aber: So reden die Menschen, was den einen stört, spricht andere erst an.

Thema des anschließenden Publikumsgesprächs, an dem außer uns FDPlern noch einige weitere interessierte Zuschauer teilnahmen, waren dann auch gleich die Fragen „Brauchen wir das? Was ist der Anspruch von Theater? Wieviel Theater wollen wir?“ Dem stellten sich der Chef der Schauspielsparte Christian von Treskow, die vier Schauspieler, der Regisseur und der Dramaturg. Es war von vornherein klar, dass an solch einem Abend all diese Themen nur angerissen werden konnten, Meinungen und Sichtweisen ausgetauscht werden, noch keine verwertbaren Ergebnisse mitgenommen werden konnten. Wir stehen am Anfang der Diskussion und haben doch das Damoklesschwert, kurzfristig und weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen über die Zukunft unseres Theaters.

Ich musste zuhause an eine Lieblingsformulierung von Holk Freytag denken, der sein Theater gerne als „seine Firma“ bezeichnet. Diskutiert man in den Kategorien von Angebot und Nachfrage, wird klar, dass Zielgruppendenken (z.B. wie erreiche ich junges Publikum?) nichts mit Gefälligkeitstheater zu tun hat, dass für die Öffentlichkeitsarbeit viel von der Wirtschaft zu lernen ist – manche Institute haben das ja schon erfolgreich praktiziert, Stichwort Monet – Ausstellung. Im Bereich Theater ist die Distanz zwischen Angebots- und Nachfrageseite noch sehr, sehr groß. Es ist zu wünschen, dass es gelingt, diesen Markt zu einer Erfolgsgeschichte auf Dauer werden zu lassen. Das schulden wir unseren Kindern und dem Bildungsauftrag ihnen gegenüber. Aber auch für uns Erwachsene aller Jahrgänge gilt: Theater macht reich!

Dieser Abend war bestimmt keiner, den man nach dem ersten Schluck Wein am Ende zu den Akten legt nach dem Motto: nett war’s. Nein, der wirkt nach und deshalb möchte ich jeden, der seine Eindrücke, Wertungen zum Abend und Meinung zum Thema „Theater in Wuppertal“ loswerden möchte, aufmuntern, per mail für unsere homepage oder für die Gelben Seiten seine Gedanken uns allen mitzuteilen.

von Ingrid Pfeiffer

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