16. April 2024 – 79. Befreiungstag von Wuppertal

Unser Geschichtsverein lädt dieses Jahr zu einer antifaschistischen Stadtrundfahrt auf den Spuren des NS-Terrors und der Zwangsarbeit ein.

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Wir haben Angehörige von Wuppertaler Widerstandskämpfer:innen, Adriano Paßquali, Sohn des KZ-Häftlings Karl Paßquali, den Freundeskreis der belgischen Widerstandsgruppe de Zwarte Hand und Angehörige der nach Wuppertal verschleppten Zwangsarbeiter aus Roermond eingeladen. Begleiten werden uns Jugendliche aus der Jugendwerkstatt Alpha e. V. , die seit Jahren Geschichtsprojekte gegen das Vergessen organisiert.

 

„Wir wurden am 16. April in der Fabrik erobert, wie wir uns über die Befreiung gefreut haben, das können Sie sich nicht vorstellen. Alle Franzosen, Italiener, Russen, Ukrainer, alle küssten sich, umarmten sich, weil wir frei waren. Dann brachten uns die Amerikaner in allgemeine Kasernen, sie begannen uns aufzupäppeln, sie verteilten uns auf Dörfer, um uns leichter abzufüttern, dann schickten sie uns in die Heimat.”

Am 15/16. April 1945 befreiten Soldaten der 78. und 8. Infantry-Division der US-Army Wuppertal. Kurz nach der Befreiung strömten sowjetische und französische Kriegsgefangene und ZwangsarbeiterInnen aller Nationen aus den Fabriken und Lagern in die Innenstädte, feierten ihre Befreiung und eigneten sich in Lebensmittelgeschäften und Kaufhäusern Waren an. Höhepunkt der Feiern war sicher die Besetzung des Wuppertaler Polizeipräsidiums durch Zwangsarbeiter:innen. Spontan besetzten sie die Büros der Gestapo und warfen Akten aus den Fenstern. Das Präsidium war für ZwangsarbeiterInnen und politische GegnerInnen des Nationalsozialismus ein Ort des Schreckens. Im Polizeipräsidium wurden zahllose Menschen festgehalten, gedemütigt, gefoltert und totgeschlagen. Aus dem Polizeipräsidium wurden noch kurz vor Kriegsende Zwangsarbeiter:innen und politische Gefangene zu Hinrichtungsorten der Wuppertaler Gestapo geführt.

 

 

 

 

Zu unseren Gästen:

Eine kurze Geschichte der belgischen Widerstandsgruppe De Zwarte Hand

Liebe Freunde,

Vielen Dank für die Einladung und für die kurze Schilderung der Geschichte der Widerstandsgruppe De Zwarte Hand“in Ihrem Flyer. Jedes der 109 nach Deutschland deportierten Mitglieder der Schwarzen Hand war mehr als ein Jahr lang in Wuppertal-Bendahl gefangen. Die ersten fünf Monate mussten sie in Einzelhaft verbringen. Das bedeutete für die jungen Männer, die schon Verhöre und Folter in Breendonk und in anderen belgischen Gefängnissen erdulden mussten, erneut eine sehr ernste Zerreißprobe.

Als sogenannte Nacht und Nebel Gefangene wurden sie gezielt weit weg von ihren Familien ins Deutsche Reich verschleppt. Die Familien der Gefangenen wurden in quälender Unwissenheit gehalten. Bis zur Befreiung erhielten sie keine Nachricht über Leben oder Tod. Die Deportierten der Schwarzen Hand waren 109 der insgesamt 7.000 Nacht und Nebel-Gefangenen aus den besetzten Gebieten, das ist für eine Widerstandsgruppe eine außergewöhnlich hoher Anteil.

Die Widerstandsaktivitäten der Schwarzen Hand begannen Mitte 1940. Die Gruppe, die maximal 147 Mitglieder hatte, verbreitete illegale Zeitungen, sammelte Informationen über die Wehrmacht und die belgischen Kollaborateure, organisierte Fluchtwege für abgeschossene alliierte Piloten und war in Radio-Kontakt mit England. Auch sorgten die Widerstandskämpfer dafür, dass die belgische Nationalhymne im lokalen Radio zu hören war.

Am Ende des Jahres 1941 wollten die deutschen Besatzer ein Exempel statuieren und zerschlugen die Widerstandsgruppe De Zwarte Hand vollständig. In dieser jungen Widerstandsbewegung sind sicherlich Fehler durch Unerfahrenheit gemacht worden. So hatten die Deutschen im Oktober 1941 leichtes Spiel, 111 Mitglieder, darunter die Führung der Organisation, zu verhaften, weil sie eine Mitgliederliste unter dem Altar der Kirche in Tisselt fanden.

Die Schwarze Hand arbeitete in Zellen von vier Personen, die keinen Kontakt zu anderen Zellen hatten. Wuppertal war das erste Gefängnis, wo sie in einem langfristigen Aufenthalt alle zusammen waren, und oft zum ersten Mal einander kennen lernten. Nach Haft, Verhören und Folter in mehreren belgischen Gefängnissen in Antwerpen (108), Mechelen (31), Breendonk (79) und Vorst-Sint-Gillis wurden 109 “Schwarze Hand”-Mitglieder nach Wuppertal verschubt. In Wuppertal starb Joseph Albert Peeters, noch 73 andere starben während des Krieges durch Hunger, Krankheit, Schläge, Unterernährung und Bombardierungen in Lagern und Gefängnissen. Nur 37 der 109 Schwarze Hand-Mitglieder, die in Bendahl Wuppertal inhaftiert waren überlebten den deutschen Terror, nur wenige andere Widerstandsgruppen in Europa haben (relativ gesehen) so viele Menschen verloren.

Nicht nur das Leiden und den Tod der Deportierten, sondern auch die Unsicherheit der Familie, der Frau, der Kinder, Eltern und Freunde dauerte drei Jahre, bis zur Befreiung von Belgien im September 1944, und dann noch weitere neun Monate bis zum Ende des Krieges. Besonders tragisch war es natürlich für die 74 Familien, die vergeblich auf die Rückkehr ihrer Liebsten warteten.

Es gab nach der Befreiung viel Leid und Schmerz und viele Auseinandersetzungen darüber, wer mit dem Feind zusammengearbeitet, wer jemand verraten hatte, wer die Folter nicht mehr ertragen konnte, warum hatten einige überlebt und andere nicht. Nach dem Krieg gab es eine große Unsicherheit, wie man die Normalität des Lebens wiedergewinnen kann. Und die Diskussionen gingen immer noch weiter in diesen 15 ländlichen Gemeinden um die Schelde, in denen vor dem Krieg insgesamt 110.000 Menschen lebten. (und jetzt 140.000.) Erst im Mai 1945 kehrten die ersten überlebenden politische Häftlinge nach Belgien, das bereits in vollem Wiederaufbau war, zurück. Sie waren geschwächte Menschen, für die, außer ihre Angehörigen, niemand viel Interesse zeigte.

So haben die Überlebenden – meist sehr spät erst – über ihre Erlebnisse in deutschen Gefängnissen und Lagern, also auch über ihre Erfahrungen im Gefängnis Wuppertal-Bendahl erzählt.

Von den 37 Überlebenden hat nur einer, Staf Vivijs, direkt kurz nach den Krieg im Jahr 1945, seine Erfahrungen in einem Buch von 96 Seiten, „Onder Duitse knoet“, offenbart. Im Jahr 1985 überarbeitete er es in einem Buch von 245 Seiten, das jetzt auch im Internet veröffentlicht ist. : Onder Duitse knoet. Er beschreibt seine Erfahrung in Wuppertal (1) und sagt unter anderem:

„Plötzlich stoppte den celwagen und man öffnete die Türen. Wir befanden uns in den Hof des Straf- und Untersuchungsanstalt, Wuppertal-Bendahl. Dieses alte Gefängnis mit seinen dunklen, kleinen und stillen Zellen stimmte uns nicht optimistisch, zumal die Wärter ihren Hass auf uns Widerstandskämpfer nicht verbargen. Nachrichten aus der Heimat haben wir von diesen Wächtern natürlich nicht bekommen. Sie fuhren fort, uns gehässig zu behandeln und waren bereit, bei dem geringsten Vergehen uns mit Schlägen zu traktieren.
Später erfuhren wir aus Zeitungsartikeln vom deutschen Debakel bei Stalingrad und dem Blitz-Rückzug von Rommel aus Nordafrika … Wir wurden wieder optimistischer, manche träumten schon vom Ende des Krieges und von unserer triumphalen Befreiung …

Es ist schwer zu sagen, was mich in Wuppertal am schlimmsten gequält hat. Die Einsamkeit, die Sehnsucht, der Hunger, die Taubheit, die Demütigungen der Schließer, ihre Betrügereien, die Bestrafung von tatsächlichen oder vermeintlichen Vergehen oder der Hass in den Augen dieser Uebermenschen! Oder war es das manchmal eintönige Knarren der Schwebebahn oder der hängenden Straßenbahn, die die kilometerlange Stadt Wuppertal verband? Dieses schreckliche Geräusch hat mich jeden Morgen aus dem Schlaf gerissen. Ich habe keine Antwort.“

Ein weiterer Bericht ist von Louis Vivijs, Bruder von Staf Vivijs, er verstarb 2012.

Die Mitglieder der Schwarzen Hand wurden sehr schlecht behandelt: der Widerstand wurde wirklich von den Deutschen gehasst. In Wuppertal musste man als Gefangener arbeiten. Die Arbeiten wurden aber von uns sabotiert. Daß die Deutschen das nicht entdeckt haben ist ein großes Glück gewesen, weil Sabotage sofort bestraft wurde. Eines Tages wurde das Gefängnis bombardiert und alle Fenster zerbarsten. Auch beim zweiten Bombenangriff wurde das Gefängnis getroffen. Dieses Mal war die Küche bombardiert worden und es gab eine Zeit lang kein Essen mehr.

Ich habe versucht, optimistisch zu bleiben und mich aufrecht zu halten, auch mit Humor.

So konnte ich manchmal die Zelle verlassen und habe mir z.B. einmal aus dem leeren Schließer-Büro eine Kappe „geliehen“. Mit diesem Käppi auf dem Kopf, ging ich zu den anderen Gefangenen nach unten, um sie zu amüsieren. Ich wollte dann auch Suppe stehlen, aber meine Zellengenossen hielten mich zurück. Sie sagten, dass ich es lassen sollte, weil ich auf jeden Fall entdeckt werden würde. Nach ich dem Käppi wieder an ihren Platz gesetzt hatte, bin ich vorsichtig in meine Zelle zurück gegangen. Die Deutschen haben es nie entdeckt …

Es gab keine medizinische Versorgung, auch nicht in Wuppertal. Eines Tages hatte ich schwere Zahnschmerzen. Mit einem Sardinen-Schlüssel, den ich irgendwo gefunden hatte, habe ich mir den Zahn gezogen. Als er aus war, verschwanden die Schmerzen sofort. Ich war sehr glücklich, dass sich die Wunde nicht entzündet hat. Nach 367 Tagen in Wuppertal, wurden wir am 6. Juni 1943 per LKW nach Esterwegen transportiert.“

Und schließlich hat Jos Corbeel noch 2015 seine ganze Geschichte in einer Videoaufzeichnung erzählt. Sein Bericht über Wuppertal beginnt er wie folgt:

Wuppertal, Elberfeld, dort fuhr ein Zug, eine hängende Straßenbahn, die machte eine Menge Lärm. Das war eine Kuriosität

Auch Corbeel berichtet, dass die Gefangenen häufig von den Schließern geschlagen wurden.

Dann mussten wir Gamaschen herstellen. Wenn die Arbeit in Ordnung war, durften die Gefangene eine halbe Stunde in den Gefängnishof zum Hofgang, um rund um den Hof zu marschieren! Man musste aber drei Meter Abstand zum anderen Gefangenen halten und es herrschte ein strenges Sprechverbot. Ich habe es einmal trotzdem versucht. Ich fiel auf und die Schließer nahmen mich beiseite und schlugen mich mit ihren Schlagstöcken zusammen, so dass ich drei Tage nicht sitzen konnte.“

Von den 25 Schwarze Hand-Mitgliedern, die vor den VGH-Senat in Wuppertal kamen, wurden 12 in Lingen hingerichtet. Von den 13 anderen Angeklagten wurden 9 nach Hameln transportiert. Alle 13 sahen sich wieder im Zuchthaus von Sonnenburg, 5 Schwarze Hand-Mitglieder sind in Sonnenburg gestorben, Camille Bastaens hatte ein besonderes tragisches Schicksal. Während seine sieben Mitgefangenen der Schwarzen Hand von Sonnenburg nach Sachsenhausen transportiert wurden, blieb er in Sonnenburg. Am 30/31. Januar 1945 wurde er mit 818 Gefangenen aus Sonnenburg, in Gruppen von 10, hingerichtet, zwei Tage bevor die Russen das Lager befreiten.

Die Mehrheit der Schwarze Hand Gefangenen wurden nach einem Jahr Haft bedingt durch die Bombenschäden am Gefängnisgebäude in andere Gefängnisse und Konzentrationslager verlegt:

Sie kamen nach:

– Esterwegen (96, wo zwei getötet wurden).
– 12 bis Lingen, um hingerichtet zu werden,
– Börgermoor (11), wo im Jahre 1933 das Lied Die Moorsoldaten entstanden ist
– Groß-Strehlitz (80), ein Gefängnis in Polen, wo Louis Pelgrims und Leopold Van Hoeymissen getötet sein,
– Hameln (10) Sonnnenburg (15,davon sind 5 gestorben)
– Sachsenhausen (12, darunter 3 verstorben)
– Wolfenbüttel (12, von denen zwei starben, darunter Frans Van Beneden)
– Bayreuth (6), Blechhammer (10),
– Laband (16),
– Gross Rosen (37, von ihnen starben 12)
– Flossenbürg (7, darunter 3 verstorben)
– Dora-Mittelbau (13, 4 die gestorben sind)
– Nordhausen (15, davon 6 verstorben)
– Elrich (2),
– Dachau (7, von denen drei verstorben sind)
– Nürnberg (5)
– Buchenwald (19, darunter 2 Todesfälle)
– Ratibor (1),
– Neisse (1)
– Mauthausen (1), Staff Vivijs ist dort von den Russen befreit,
– Bergen Belsen (8, darunter 3 verstorben), Frans Maes ist dort befreit von den Briten,
– Brandenburg (9),
– Magdeburg (4 mit 1 Tode)
– Theresienstadt (12, von denen 4 verstorben) nach einem schrecklichen Zugfahrt,
– Neuengamme (1) und
– Sandbostel (1 verstorben).

Hinzuzufügen ist, das nicht alle Todesorte der Widerstandskämpfer der Zwarte Hand bekannt geworden sind.

Es ist unmöglich, an alle Gefangenen zu erinnern, die in Wuppertal gefangen gehalten wurden. Aber eine ausführliche Dokumentation über alle Opfer kann übersetzt und bei Interesse bald in Wuppertal ausgestellt werden.

Auch möchte ich Sie auf die Gedenkveranstaltung im Oktober 2016 in der Gedenkstätte Breendonk hinweisen. Auf dieser Gedenkfeier werden wir an den Beginn der Verhaftungsaktion vor 75 Jahren erinnern. Die Anwesenheit einer Delegation aus Wuppertal wäre sehr willkommen.

Ein letztes Wort über Joseph Albert Peeters, der hier auch auf ihrer Gedenktafel geehrt wird. Er starb, so der Bericht des Gefängnisarztes, angeblich an Tuberkulose. In Wahrheit starb dieser gesunde junge Mann an den schrecklichen Haftbedingungen im Bendahler Gefängnis. Er war der erste Tote der insgesamt 109 in deutscher Haft zu Tode gekommenen Widerstandskämpfer. Und es gab noch viele, die ihre Heimat nicht mehr sehen würden. Diese Menschen fehlten, nicht nur ihren Familien, sondern auch der ganzen Gesellschaft. Sie hinterlassen bis heute eine Leere in unseren Gemeinschaften und sie sind eine beständige Herausforderung, sie nicht zu vergessen und die Leere zu füllen.

Deshalb liegt es in der Verantwortung jedes Bürgers in Deutschland und anderswo permanent das historische Bewusstsein über die Ursachen des Nazismus wachzuhalten und der Erinnerung eine dauerhafte Form zu geben. Gedenkfeiern wie diese hier in Wuppertal sind daher besonders wichtig.

Wuppertal erinnert heute an die über 3.000 NS-Opfer und feiert heute den 71. Jahrestag seiner Befreiung vom NS-Regimes und wir feiern mit! .

Wer nicht feiert hat verloren!

Jan Hertogen, www.getuigen.be und Freundeskreis Sonnenburg,
gelesen durch Paul Vivijs, Freundeskreis Schwarze Hand und Jan Hertogen 2016

 

 

Die belgische Widerstandsgruppe De Zwarte Hand

De Zwarte Hand (niederländisch „Die Schwarze Hand“) war eine Widerstandsgruppe im von der deutschen Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs besetzten Belgien. Die Gruppe war vorrangig in der Provinz Antwerpen aktiv. Im Herbst 1941 wurde die größtenteils aus sehr jungen Männern bestehende Gruppe entdeckt, und 1943 wurden zwölf ihrer Mitglieder hingerichtet. Die übrigen Angehörigen der Gruppe wurden in verschiedene Konzentrationslager verschleppt; von 109 Männern erlebten nur 37 das Kriegsende.

Die Bewegung De Zwarte Hand wurde im August 1940 von Marcel De Mol, dem Küster der Sint-Jan-Baptistkerk in Tisselt, und neun weiteren Mitstreitern gegründet. Sie war in den Regionen Klein-Brabant und Rupelstreek aktiv. In den folgenden Monaten schlossen sich rund 100 Männer, vornehmlich sehr junge, der Gruppe an, die in 16 Zellen unterteilt war. Sie war mutmaßlich eine der ersten Widerstandsgruppen in Belgien und nannte sich De Zwarte Hand, nach der serbischen Geheimgesellschaft Schwarze Hand, die 1914 das Attentat von Sarajewo auf den Thronfolger Österreich-Ungarns Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie verübt hatte.

 

Zunächst nahm die Gruppe Kontakt zu Mitgliedern des Widerstands in Brüssel auf, um dort erstellte Untergrundzeitungen abzuholen und zu verteilen. Sie druckte dann selbst Flugblätter, die auf einer Remington-Schreibmaschine getippt wurden, was wegen deren typischen Schriftbilds verräterisch war. Die ersten waren gegen den Stadtrat gerichtet, der aus Mitgliedern des rechts-nationalistischen Vlaamsch Nationaal Verbond bestand und mit den Besatzern kollaborierte. Ein weiteres Flugblatt trug den Text: „Wij zijn Belgen, van welken godsdienst, van welke gedachte ook, wij allen wij zijn Belgen, wij kennen maar één vijand. Dat is het Nazi-Duitsland.“ („Wir sind Belgier, von welcher Religion oder welcher Einstellung auch immer, wir alle, wir sind Belgier, wir kennen nur einen Feind. Das ist Nazi-Deutschland.“)

Um ihre Mitbürger zu ermutigen, schrieben Angehörige der Gruppe mit Kreide den Buchstaben „V“ (für victory = Sieg) an die Fassaden von Häusern.

Der einzige Sabotage-Akt der Gruppe bestand darin, einen Tank mit Kerosin am Flugfeld in Hingene zu entleeren. Am 21. Juli 1941, dem belgischen Nationalfeiertag, sendete sie die belgische Nationalhymne über ihren Radiosender – mit Klavierbegleitung von Küster De Mol – und forderte die Bevölkerung auf, Widerstand zu leisten. Die Gruppe verfügte über Waffen, die jedoch nicht zum Einsatz kamen. Sie druckte antideutsche Flugblätter, legte Schwarze Listen über Kollaborateure an und versuchte – erfolglos –, per Funk Kontakt nach Großbritannien herzustellen.

Im September 1941 wurden die ersten Mitglieder der Zwarte Hand verhaftet. Im Oktober 1941 nahmen die Deutschen weitere Mitglieder der Gruppe fest und fanden die vollständige Mitgliederliste im Turm der Sint-Jan-Baptistkerk in Tisselt, einschließlich eines Fotos mit Mitgliedern der De Zwarte Hand in der Kirche, so dass sie alle am 27. Oktober verhaften konnten.

Nur zwei Mitglieder der Gruppe konnten entkommen.Vermutet wird, dass die zum Teil sehr jungen Mitglieder der Gruppe – einige waren zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung erst 16 Jahre alt – in jugendlichem Leichtsinn nicht die notwendige Vorsicht walten ließen. Ihre Aktivitäten wurden von deutschenfreundlichen Belgiern bemerkt und die Gruppe denunziert, zumal die Männer auch öffentlich ihre Abneigung gegen die deutschen Besatzer nicht verheimlichten.

 

109 Männer von De Zwarte Hand wurden im Gefängnis von Mechelen inhaftiert, von wo aus sie nacheinander zum Fort Breendonk gebracht wurden, um dort verhört und auch gefoltert zu werden. Nach einigen Tagen wurden die meisten von ihnen in das Gefängnis von Antwerpen transportiert. Dort wurden sie von der Gestapo unter der Leitung des Deutschen August Schneiders und des Flamen Eugeen Dirckx weiter verhört. Am 15. März 1942 wurden sie in das Brüsseler Wehrmachtsgefängnis Saint-Gilles gebracht, wo für sie ein ganzer Flügel geräumt wurde. Am 29. Juni 1942 wurden sie mit dem Zug nach Wuppertal transportiert, wo sie anschließend im Gefängnis Bendahl für rund ein Jahr in Einzelhaft einsaßen; nach anderen Angaben mussten die Belgier in der Rüstungsproduktion arbeiten. Einer der belgischen Gefangenen starb dort, angeblich an Tuberkulose.

Staf Vivijs, damals 20 Jahre alt und ein Überlebender der Zwarte Hand, schrieb 1985 in seinen Erinnerungen:

„Es ist schwer zu sagen, was mich in Wuppertal am schlimmsten gequält hat. Die Einsamkeit, die Sehnsucht, der Hunger, die Abstumpfung, die Demütigungen der Schließer, ihre Betrügereien, die Bestrafung von tatsächlichen oder vermeintlichen Vergehen oder der Hass in den Augen dieser Übermenschen!“

Am 14. Januar 1943 wurden 25 Mitglieder von De Zwarte Hand in Wuppertal vor den Volksgerichtshof unter Roland Freisler gestellt, der 16 von ihnen zum Tode verurteilte; die übrigen Angeklagten erhielten Haftstrafen zwischen fünf und zehn Jahren. Nach Gnadengesuchen wurden später vier Todesurteile in Zuchthausstrafen umgewandelt. Rund ein halbes Jahr danach brach nach einem schweren Luftangriff auf Wuppertal im Gefängnis Feuer aus. Daraufhin wurden die Mitglieder der Zwarte Hand in das Lager Esterwegen transportiert. Dort kamen sie in das streng abgeteilte „Lager Süd“ für Widerstandskämpfer aus verschiedenen westeuropäischen Ländern, sogenannte „Nacht- und Nebel-Gefangene“. Diese Gefangenen waren völlig isoliert und durften keinerlei Kontakt zur Außenwelt haben.

 

Am Morgen des 7. August 1943 wurden die zwölf zum Tode verurteilten belgischen Männer, darunter Marcel De Mol und sein Bruder Remy, auf dem Wehrmachtsschießplatz in Schepsdorf hingerichtet; das jüngste Opfer war 20 Jahre alt. Der lokale Wehrmachtskommandeur hatte diese Hinrichtungen durch seine Untergebenen zunächst abgelehnt, bekam aber von seinen Vorgesetzten schließlich den ausdrücklichen Befehl, diese durchzuführen. Die Toten wurden auf dem Lagerfriedhof Bockhorst-Esterwegen vergraben. Die Hinrichtungen blieben geheim, und die Angehörigen wurden nicht informiert. In einem zweiten Prozess wurde gegen weitere Widerstandskämpfer der Zwarten Hand im Januar 1944 Anklage erhoben. Die Verhandlung in der Haftanstalt Groß-Strehlitz endete im Juni 1944 mit Jugend- und Zuchthausstrafen. Im September 1944 wurde die Verlegung aller „Nacht-und-Nebel-Gefangenen“ in andere Konzentrationslager angeordnet. Von den 109 nach Deutschland verschleppten Mitgliedern der Zwarte Hand erlebten nur 37 das Kriegsende.

 

(zusammengefasst aus Wikipedia)

 

Karl Paßquali

Karl Paßquali wurde am 12. November 1922 in Bakerde (Kreis Meppen) im Emsland als Sohn der Zirkusbesitzer Anna und Josef Paßquali geboren. Karl Paßquali wuchs mit seinen zwei Schwestern Maria und Veronika und seinen Brüdern Johannes, Josef, Heinrich und Martin auf. In den 1930er Jahren arbeitete er als Zirkusartist bzw. Stepptänzer. Ab 1940 lebte die Familie in Wuppertal, zuerst in der Wittensteinstraße und später in der Oberbergischen Straße.

Zusammen mit seinen Brüdern Johannes, Josef und Martin wurde Karl Paßquali am 10. Februar 1940 verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Essen gebracht. Am 13. März 1940
wurden die vier Brüder zusammen mit drei ihrer Cousins, die ebenfalls verhaftet worden waren, in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Die Eltern, ein Onkel und die beiden
Schwestern wurden am 3. März 1943 von Wuppertal aus nach Auschwitz deportiert. Anna, Josef und Hugo Paßquali wurden in Auschwitz ermordet, Maria und Veronika überlebten und kehrten
zurück. Johannes starb im KZ Sachsenhausen, Josef im KZ Neuengamme. Karl Paßquali überlebte fünf Jahre KZ-Haft in Sachsenhausen, Buchenwald, im KZ Außenlager Königshöher
Weg in Wuppertal und in Dachau.

In Dachau quälten ihn die SS-Ärzte mit Unterkühlungsversuchen, die im Auftrag der Luftwaffe durchgeführt wurden. Da viele deutsche Piloten über dem offenen Meer abgeschossen wurden,
wollte man herausfinden, welche Körperorgane am frühesten durch Kälte gelähmt werden, und unter welchen Bedingungen der Tod in kaltem Wasser eintritt. Die Häftlinge mussten sich
Fliegeruniformen und Schwimmwesten anziehen und wurden an Messgeräte angeschlossen. Danach wurden sie in eine Blechwanne mit Eiswasser getaucht. Etwa 90 Häftlinge starben bei den Versuchen. Karl Paßquali überlebte nur knapp. Im April 1945 wurde Karl Paßquali auf einem Todesmarsch in das KZ Flossenbürg von US amerikanischen Truppen befreit.

Bei seiner Befreiung war er so krank und geschwächt, dass er zunächst ein halbes Jahr in einer Lungenheilanstalt verbringen musste. Dort erholte er sich und kam wieder zu Kräften.
Anschließend begab er sich nach Oldenburg in Norddeutschland, wo er erfahren musste, dass von seinen Geschwistern nur sein Bruder Martin und seine beide Schwestern Veronika und Maria
die Verfolgungen durch die Nationalsozialisten überlebt hatten.

Der Marsch der 3.000 – Von Roermond ins Wuppertaler Lager Giebel

Es ist nur wenig bekannt, dass die Wehrmacht Ende 1944 Zehntausende von Niederländern kidnappte und vorzugsweise über das Durchgangslager am Giebel in Wuppertal-Elberfeld nach Deutschland zur Zwangsarbeit verschleppte.

In Roermond hatten Fallschirmjäger vor Weihnachten 1944 zunächst erfolglos die männliche Bevölkerung mit Plakaten aufgerufen, sich für die Zwangsarbeit registrieren zu lassen. Viele versteckten sich daraufhin bei Verwandten oder tauchten unter. Als ein Versteck von 13 Untergetauchten an die Deutschen verraten wurde, statuierte die Wehrmacht ein Exempel zu Weihnachten. Ein Standgericht verurteilte die Männer zum Tode und ließ sie an den folgenden Tagen exekutieren. Gleichzeitig wurden unter der Androhung der Todesstrafe alle Roermonder
zwischen 16 und 60 Jahren aufgerufen, sich am 30.12.1944 vor der Ortskommandantur zu sammeln.
Als „Marsch der 3.000“ („De tocht van de 3.000“) ist die Nacht zum 31.12.1944 in die Erinnerung der Roermonder Bevölkerung eingegangen. Etwa 3.000 Jungen und Männer wurden gezwungen, in dieser Nacht unter Bewachung nach Dülken zu marschieren. Als künftige Zwangsarbeiter mussten sie in der unüberdachten Radrennbahn bei Bodenfrost und Schnee ausharren, bis sie am nächsten Tag mit dem Zug ins Lager am Giebel nach Wuppertal gebracht wurden.

Die Lebensverhältnisse am Giebel waren menschenverachtend, wie zahlreiche Berichte von ehemaligen Zwangsarbeiter:innen belegen. In dem als Durchgangslager gedachten Lager starben mindestens 109 Menschen, davon waren allein 40 Kinder. Bereits bei der Ankunft wurden die Deportierten drangsaliert, mit Hunden bedroht und z.T. geschlagen.

Dann gerieten die verschleppten Niederländer am 31.12.1944 in den Vohwinkeler Bombenangriff. Sie wurden direkt am folgenden Tag zu Aufräumarbeiten am Rangierbahnhof eingesetzt und sie erlebten sogleich die Erschießung eines polnischen Zwangsarbeiters, der sich Nahrung aus einem Trümmergrundstück „angeeignet“ hatte. Nach nur wenigen Tagen am Giebel wurden die Roermonder schließlich in andere Städte zur Zwangsarbeit verteilt. Die meisten hatten nur ein Ziel: So schnell wie möglich stiften zu gehen und einen oft gefährlichen Weg zurück in die
nahe Heimat zu finden. In der Regel wurden die Arbeiter:innen am Giebel nach einigen Tagen wie auf einem Sklavenmarkt an örtliche Unternehmer, Geschäftsleute und Bauern „verkauft“ oder in andere Städte des Gauarbeitsamtsbezirks Düsseldorf, aber auch bis nach Köln und Bonn „verteilt“. Ein Großteil der Niederländer, die erst Ende 1944 von der Wehrmacht bei den großen Razzien in Rotterdam, Limburg und Roermond ergriffen und nach Wuppertal deportiert worden waren, kamen zum „Arbeitseinsatz“ weit weg von der niederländischen Grenze im Raum Salzgitter und Lehrte zum Einsatz, wohl um Fluchten zu erschweren.

 

 

 

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