500 Meter „Aue“ für vier Millionen Euro

Die Stadt Wuppertal plant, nach der Fernwärme-Baustelle der WSW die Aue zwischen Robert-Daum-Platz und Kasinostraße für vier Millionen Euro im Namen des „klimagerechten Umbaus“ neu zu „gestalten“ (VO/1182/23).

Dabei sollen die aktuell vorhandenen rund 90 Parkplätze entlang dieses Abschnitts entfallen und der Parkplatz im östlichen Bereich als Bewohnerparkplatz ausgewiesen werden. Dabei soll zwischen Bundesallee (B 7) und Aue ein breiterer Grünstreifen entstehen und die Fahrbahn auf durchgängig 4 m Breite eingeengt werden.

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Sachlich betrachtet ist eine Investition von vier Millionen Euro (Eigenanteil der Stadt Wuppertal: 800.000 Euro) für 500 Meter Straße, um eine Baugrube (Fernwärme) zuzuschütten und neu zu asphaltieren, fernab jeder Verhältnismäßigkeit. Es stellt sich die Frage, nach welchen Maßstäben in der Stadtverwaltung entschieden wird, wenn an allen Ecken und Enden einfache verkehrliche Maßnahmen an wenigen tausend Euro scheitern: kein Geld, kein Personal, wir kennen die Ausflüchte.

Wirtschaftlich betrachtet dürfte die Umgestaltung der Straße allein bestenfalls ein zehntel (400.000 Euro) kosten, was 200 Euro pro Quadratmeter entspricht.

Verwaltung hat sich in der Vergangenheit gegen jede Veränderung gesperrt

In der Vergangenheit hat sich dieselbe Verwaltung mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, auch nur einen Parkplatz entfallen zu lassen, vgl. VO/0969/21, oder den städtischen Parkplatz südlich Myska für den Kitchen Klub für Außengastronomie u. dgl. zu nutzen, VO/0556/20. Angeblich könne man „Belange wie z.B. wirtschaftsfördernde Maßnahmen oder die Entwicklung des Quartiers können aus straßenverkehrlicher Sicht“ nicht berücksichtigen.

Die „Steigerung der Aufenthaltsqualität“ hätte die Stadt mit obengenannten Vorschlägen völlig kostenlos haben können – und will dies nun in einem Hauruck-Verfahren mit „nur“ vier Millionen Euro erreichen. Einmal wird mit der Verkürzung auf die „straßenverkehrsrechtliche Sicht“ eine alternative Nutzung abgelehnt, nun sieht man das ganze plötzlich aus städtebaulicher Sicht, wenn das in der Verwaltung gewünscht ist.

Viel drängender als ein paar neue Bäume entlang der Aue/B 7 ist der Kreuzungsbereich Aue/Kasinostraße/Mäuerchen. Denn Radfahrer, die die Aue auch zukünftig in beiden Richtungen befahren können dürfen, gelangen bestenfalls als Gehweg- und Geisterradler von der Aue ins Mäuerchen. Die Aue ist auch eine bessere Alternative als „echte“ Fahrradstraße im Vergleich zur Pseudo-Fahrradstraße Luisenstraße, die als solche wegen der vorhandenen Fußgängerströme gar nicht nutzbar und am westlichen Ende zur Briller Straße ohne eigene Ampelschaltung lebensgefährlich ist.

Links
VO/1182/23, https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=30958
VO/0969/21, https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=25718
VO/0556/20, https://ris.wuppertal.de/vo0050.asp?__kvonr=24163

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Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Zitat aus der Beschlussvorlage:
    „Da im Quartier auf privaten Flächen große Stellplatzkapazitäten bestehen, soll das öffentlich bewirtschaftete Parkraumangebot entfallen. Aus Sicht der Fachverwaltung ist es zukünftig nicht angemessen, begrenzte öffentliche Flächen in diesem Bereich für Parkraum vorzuhalten, wenn es gleichzeitig Reserven auf privaten Flächen gibt.“

    Wie erklärt sich denn, dass der öffentlich bewirtschaftete Parkraum meist gut ausgelastet ist und der private nicht? Für mich sieht es aus, als würde ein erfolgreiches Parkkonzept zugunsten eines konkurrierenden erfolglosen abgeschafft.

    Schade für das Zweistein, den Autoteileshop, das Jalousiengeschäft, den Spanier, den Computerladen, das Braut- und Kostümstudio, den Myska, den Kitchen Klub, den Kleiderladen, die Tanzschule und die ganzen angrenzenden Praxen, Kanzleien, Steuerberater, … , an denen man künftig nur noch vorbeifahren kann.

    Wuppertal investiert 4 Mill. € in die Unattraktivität ihrer Standorte (und in ausbleibende Parkgebühren) und kann es sich leisten, denn 3,2 Mill. € kommen ja vom Land NRW, wo es noch Städte gibt, die mit Parkraum und Gewerbebetrieben behutsamer umgehen.

    (Prognose am Rande: Kein Mensch, der ein Ziel im Umkreis von mehr als 50 m hat, wird sein Fahrrad auf dem Parkplatz Aue abstellen und von dort zu Fuß gehen – egal wie breit der Gehweg ist…)

    1. N. Bernhardt sagt:

      Solange 4 Millionen Ocken kein Thema waren, hat man für doe Verweigerung besserer Übersichtlichkeit und damit Entfall von vier Stellflächen noch mit dem Argument des „hohen Parkdrucks“ abgelehnt, vgl. die zitierten VO aus ’20/21.

      Das ist jetzt plötzlich überhaupt kein Thema mehr.

      Nebenbei: Natürlich hat man die Laden- und Kneipenbesitzer bisher weder kontaktiert noch um Stellungnahme gebeten, zumindest der Zweistein-Betreiber hat von der geplanten Baustelle vor seinem Haus von seiner Kundschaft erfahren. So chaotisch wie hier die Baustellen in bezug auf Ausführung und Absicherung laufen, können wir uns an der 8-Wochen-Baustelle Islandufer orientieren, die hat letztliich 80 Wochen gedauert. Und so barrierefrei wie Autos und LKW dort die Gehwege mitbenutzt haben, würde ich aktuell gerne mal durch die Innenstadt kommen – weil Vollprofis wahllos zig Kabelschächte quer über die Straße verlegt haben. Lt. Verwaltung sind Kabelbrücken in >3 m Höhe ja absolut unzumutbar.

  2. Trottel sagt:

    Seit Jahren sind mehrere Haupt- und Nebenstrassen in chaotischem Zustand. Stellvertretend sei hier ein Abschnitt der NützenbergerStrasse genannt, Ursache: Frostschäden (#Klimawende #Verkehrtplanung)

    Ach, hätte Wuppertal doch mehr Radfahrer:innen statt Mainstream Trittbrettfahrer:innen. Das Tal an der Wupper wäre auf der Talachse vielleicht anspruchsvoller und ansrechender.

  3. Stefan Meier sagt:

    Diesen Artikel lese ich mit besonderer Bitterkeit, da ich selbst gerade erst zwei Jahre auf eine Baugenehmigung für ein Einfamilienhaus gewartet habe. Mein wirtschaftlicher Schaden aufgrund dieser langen Wartezeit übersteigt bei weitem das Gehalt eines (nicht eingestellten) weiteren Mitarbeiters im Bauamt.

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