13.01.2020

Albert Norden heute

In der Tradition von Friedrich Engels – linke Klassiker aus dem Wuppertal

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Albert Norden heute

18. Januar 2020

19 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge, Genügsamkeitstraße, Wuppertal-Elberfeld

Vortrag und Lesung mit Sebastian Schröder (Diplom-Soziologe) – VVN-BdA Wuppertal

im Anschluss Diskussion

Eintritt frei

Die VVN-BdA Wuppertal erinnert an die journalistisch-historische Arbeit Albert Nordens (4. Dezember 1904 – 30. Mai 1982), des unbedingten Antifaschisten und unermüdlichen Aufklärers aus Elberfeld.

Seit seiner Jugend war er in der kämpferischen Arbeiter*innenbewegung aktiv. Als linker Journalist in der Weimarer Republik, als Verfolgter ab 1933 im Exil, als Politiker und populärer Autor in der DDR hat er über fünf Jahrzehnte den antifaschistischen Kampf mit Worten und Taten geführt, in zahlreichen Artikeln und Büchern die Zusammenhänge zwischen Reaktion und Krieg, zwischen Macht und Ungleichheit, zwischen Herrschaft und Rassismus sichtbar gemacht.

Albert Norden schildert geschichtliche und zeitgenössische Ereignisse eindringlich und stilistisch brillant. Er widmet sich der Epoche des großen Bauernkriegs 1525 am Beispiel der Fugger („Wer waren die ersten Zinswucherer?“ 1936; “Herrscher ohne Krone“ 1973) und den Befreiungskriegen gegen Napoleon („Das Banner von 1813“ 1952). Seine Kenntnisse über das Deutschland unter Wilhelm II, über die Weimarer Republik und über die Machtübertragung und Etablierung des Faschismus („Lehren deutscher Geschichte“ 1947) sind profund und die von ihm präsentierten Tatsachen sind für die Leser*innen oft unerwartet und erschreckend. Daneben analysiert er in großen Artikeln etwa die Bedeutung der „Alldeutschen“ und die deutsche Kolonialpolitik, die Rolle der Sudetendeutschen und weitere zentrale Aspekte der Nazi-Außenpolitik, den vielfältigen Terror gegen die Vertreter*innen der Arbeiterklasse und andere Oppositionelle oder die rücksichtslose Instrumentalisierung der Jugend im Faschismus. Die unzureichende Entnazifizierung der Eliten nach dem 8. Mai 1945, den Einfluss der Nazi-Netzwerke auf die Politik der BRD, auf alle Bereiche der bundesrepublikanischen Gesellschaft und die Kooperation mit Reaktionären im westlichen Ausland („So werden Kriege gemacht“ 1950; „Das spanische Drama“ 1961) deckt Norden auf.

Seit 1955 hat er die systematische Suche nach Kriegsverbrechern vorangetrieben und die Ergebnisse fortlaufend bekannt gemacht – im Juli 1965 erschien das „Braunbuch – Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin“ (3. Auflage 1968, stark erweitert).

[Zu Entstehung, Inhalt und Diskussion des Braunbuches findet 2020 eine eigene Veranstaltung statt.]

Der 18. Januar 2020 ist der 149. Jahrestag der Gründung des autoritären „Deutschen Reiches“.

Die neuen Deutschnationalen der AfD – zum 18. Januar 1871 werden sie jetzt wieder die alte Geschichte vom „starken Deutschland“ erzählen. Die Geschichte, die in das Verderben der Weltkriege und des Faschismus geführt hat.

Albert Norden hilft uns heute, die Lehren deutscher Geschichte zu ziehen: „Die Bauernerhebung 1525, der Freiheitskrieg 1813 bis 1815 und die Revolution 1848 enden mit vollständigen Niederlagen des Volkes und mit dem unbestrittenen Sieg aller der nationalen demokratischen Einheit feindlichen Kräfte. Gewiß kommt die Einheit schließlich zustande, nämlich als sie für die herrschenden Schichten selbst notwendig wird. Aber als sie proklamiert wird, trägt sie bereits alle Keime der nationalistischen Vergiftung in sich. (…) der nationale Einheitsstaat Deutschland entsteht am Ende eines Krieges, der sich in einen reaktionären Annexionskrieg verwandelt hatte, und ausgerechnet der Fürst, der eigenhändig die Revolution 1848/1849 niedergeschlagen hatte, deren Ziel die Errichtung der deutschen Einheit von unten war, läßt sich nun von seinen fürstlichen Kollegen zum Kaiser proklamieren. Es geschieht dazu noch in der alten französischen Königsresidenz, ein Affront sondersgleichen gegen Frankreich (…) Der deutsche Nationalstaat tritt gleichzeitig mit der Annexion Elsaß-Lothringens und der schmachvollen Unterdrückung von Millionen Polen in den östlichen Provinzen Preußens ins Leben.

Hier sind wir bei den Wurzeln des unechten und pervertierten Nationalbewußtseins breiter deutscher Volksmassen bis hinein sogar in die Reihen der Arbeiterklasse. Statt eines echten Nationalstolzes, der seine Legitimation von den großen schöpferischen Leistungen deutscher Künstler, Philosophen, Wissenschaftler und den Volksbewegungen der Vergangenheit herleitet, entstand jener widerwärtige Hurra-Patriotismus, dem die militärischen Erfolge der letzten Jahre zu Kopf gestiegen waren und der bei jeder Gelegenheit den Säbelknauf packte.“

(Um die Nation. Beiträge zu Deutschlands Lebensfrage, Berlin, 1953, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Seite 58 f.)

Diese Vergangenheit darf sich nicht wiederholen!

 

wuppertal.vvn-bda.de

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