Bergischer Haussegen hängt weiterhin schief

Obwohl die Städte Wuppertal, Solingen und Remscheid seit rund einem Jahrzehnt Strukturen für die gemeinsame Arbeit unterhalten, kann von einem harmonischen Miteinander nicht die Rede sein. Aktuelle Streitpunkte: Wirtschaftsförderung und Ressourceneffizienz-Agentur.

Kamen aus dem Wuppertaler Rathaus “reflexartige und schädliche Äußerungen” (Solingens Alt-OB Haug) gegen die bergische Kooperation?Kamen aus dem Wuppertaler Rathaus “reflexartige und schädliche Äußerungen” (Solingens Alt-OB Haug) gegen die bergische Kooperation?

1998 hatten sich die bergischen Schwesterstädte gemeinsam um die Ausrichtung der Regionale 2006 beworben. Im Jahr 2000 wurde die Regionale-Agentur gegründet Nimmt man dies als Stunde Null der institutionalisierten Zusammenarbeit, hat die Idee des Bergischen Städtedreiecks in diesem Jahr also den 11. Geburtstag begangen. In der Tradition der Regionale steht heute faktisch die Bergische Entwicklungsagentur (BEA).

Von einer funktionierenden Zusammenarbeit – oder wenigstens von einem halbwegs professionellen und respektvollen Umgang miteinander – sind die drei Städte aber auch nach mehr als einem Jahrzehnt noch weit entfernt, wie zwei aktuelle Beispiele zeigen.

Streitpunkt 1: Agentur für Ressourceneffizienz

Im Lenkungsausschuss der Bergischen Entwicklungsagentur wurden Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung und Stadtdirektor Johannes Slawig aus den Nachbarstädten unlängst heftig kritisiert, wie aus Teilnehmerkreisen zu hören ist. Grund war eine Wuppertaler Vorlage für die Eigentümerstruktur der geplanten Agentur für Ressourceneffizienz, in der Wuppertaler Anteilseigner deutlich überrepräsentiert wären. So sollen die WSW mit mehr als 28% beteiligt sein, während die Stadtwerke aus Solingen und Remscheid überhaupt nicht vorgesehen sind. Der Anteil der Wirtschaftsförderung Wuppertal soll mit 12,5%  genauso hoch sein wie der vergleichbarer Organisationen aus den beiden Schwesterstädten zusammen.

Streitpunkt 2: Holding für Wirtschaftsförderung

Das Solinger Tageblatt berichtet von heftigen Meinungsverschiedenheiten über ein Maßnahmenpapier, das eine Zukunftskommission unter Vorsitz des ehemaligen Solinger Oberbürgermeisters Franz Haug erarbeitet hatte. In dem Arbeitskreis wurden Vorschläge zur Verbesserung der Zusammenarbeit im Städtedreieck entwickelt. Unter anderem sollen die Wirtschaftsförderungen in einer gemeinsamen Holding zusammen geschlossen werden. Wuppertals Stadtdirektor Johannes Slawig hatte dies abgelehnt ohne, wie Haug kritisiert, die Idee geprüft zu haben. Der Solinger Alt-OB wirft Slawig öffentlich „reflexartige und schädliche Äußerungen“ vor und ätzt: „Den bergischen Zusammenhalt und die Zugehörigkeit zur Metropolregion Rheinland zeigt man nicht durch eine gemeinsame Schiffsfahrt.“

Kernproblem: die unterschiedliche Größe der drei Schwesterstädte

Die ständigen Streitigkeiten der drei Rathäuser haben ihren Ursprung in der Unterschiedlichkeit der Städte. Wuppertal ist mit rund 350.000 Einwohnern mehr als doppelt so groß wie Solingen (160.000) und Remscheid (110.000) zusammen. Die Strukturen im Städtedreieck sind aber auf Stimmengleichheit und gleichberechtigte Präsenz  ausgelegt. So werden etwa auf der gemeinsamen Tourismusplattform „Die bergischen Drei“ die Städte in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt – Remscheid, Solingen, Wuppertal -, obwohl Remscheid Städtereisenden außer dem sehenswerten Röntgenmuseum nicht viel zu bieten hat und sich auch das touristische Angebot Solingens an einem guten halben Tag besichtigen lässt. Wuppertal beteiligt sich daher an gemeinsamen touristischen Aktivitäten nur halbherzig und besteht auf einem eigenständigen Tourismusmarketing unter Federführung der Wuppertal Marketing GmbH.

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Foto: Georg Sander

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Kommentare

  1. H. Mayer sagt:

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    1. In der EU sind die Lösungschancen größer.

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