03.01.2023

Brief an Landesverkehrsminister Oliver Krischer

Kein Ausbau der L419

Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten.“

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Diese Erkenntnis ist bereits Jahrzehnte alt, dennoch hält die aktuelle Verkehrspolitik auch dieser Landesregierung an einem weiteren Aus- und Neubau von Straßen fest. Somit sind Verkehrsprognosen wie die für die L419 auch als selbsterfüllende Prophezeiungen zu sehen.

Schon jetzt ächzen die Quartiere unserer Stadt unter einem Übergebrauch fahrender und stehender Kraftfahrzeuge, die jeglichen Raum für eine Entwicklung einer nachhaltigen Mobilität blockieren. Auch angesichts der sich zuspitzenden Klimakrise sehen wir es als absolut kontraproduktiv an, am Ausbau der L419 festzuhalten. Dies konterkariert sämtliche Maßnahmen, die wir als Stadt- und Zivilgesellschaft versuchen voran zu treiben. Für den dringend notwendigen Ausbau des ÖPNV steht kein Geld zur Verfügung. Im Gegenteil wird das Angebot sukzessive ausgedünnt. Auch für die Umsetzung einfachster Maßnahmen wie Ausweisung und Bau von Radwegen fehlen in der Stadt praktisch jegliche Investitionsmittel.

Gleichzeitig soll für über 100 Millionen Euro eine knapp 3 km lange Autobahn durch den grünen Gürtel unserer Stadt getrieben werden. Bereits seit geraumer Zeit fordern Initiativen auf dieser in der Tat hochbelasteten Verkehrsachse eine brauchbare ÖPNV-Verbindung, um eine alternative zum privaten PKW zu schaffen. Aber auch hierfür stand und steht kein Geld zur Verfügung. Dabei geht es gerade mal um Kosten von 500.000 bis 800.000 € im Jahr. Über mehr als 100 Jahre könnte man diese Verbindung betreiben, wenn man dies mit den geplanten Baukosten aufrechnete. Ganz zu schweigen von den Emissionen.
Um eine gerechte und klimaneutrale Mobilität zu ermöglichen wird die Zahl privater PKW deutlich sinken müssen. Auch durch die Digitalisierung und das autonome Fahren sollte sich in Zukunft die Notwendigkeit zum privaten Autobesitz und damit auch die Zahl der Fahrzeuge drastisch reduzieren. Dies macht den Bau solcher Großprojekte obsolet.

Bereits mit dem Bau des Sonnborner Kreuzes hat man dieser Stadt eine schwere Wunde zugefügt, von der sich der Stadtteil Sonnborn bis heute nicht erholt hat.

Mit Unverständnis und Entsetzen sehen wir daher, daß die Fehler der Vergangenheit hier wiederholt und die Abhängigkeit vom Auto auf weitere Jahrzehnte zementiert werden soll.
Wir fordern Sie daher auf, den Ausbau der L419 nicht weiter zu verfolgen. Wir benötigen ein Straßenbau-Moratorium und eine deutliche Stärkung öffentlicher Verkehre und aktiver Mobilität.

Als zivilgesellschaftliche Mobilitäts- , Quartiers- und Verkehrsinitiativen erwarten wir von einer Landesregierung mit grüner Beteiligung den Stopp solcher klima- und gemeinwohlschädlicher Großbauprojekte und eine Abkehr von der Ideologie der autogerechten Stadt.

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Kommentare

  1. Susanne Zweig sagt:

    Beim Ausbau der L419 geht es darum, mit dem Schluss des Autobahnrings L418 – L419 – A1 – A46 ein großräumiges Verkehrskonzept umzusetzen, das den Durchgangsverkehr aus Wuppertal heraushält. Mittlerweile hat jedes Dorf seine Umgehungsstraße, nur in Wuppertal liegen die Planungen für das letzte Ring-Teilstück über 50 Jahre lang in der Schublade, obwohl sonnenklar ist, dass so zwischen Lichtscheid und A1 zwangsläufig ein Flaschenhals entstehen muss.

    Entsprechend kenne ich die Parkstraße seit 30 Jahren werktags nachmittags nur im Stauzustand. Das Konzept, durch weniger Straßenausbau den Autoverkehr langfristig zu verringern, kann man also – in diesem konkreten Fall – entspannt als gescheitert betrachten.

    Der Vergleich mit dem Sonnborner Kreuz ist anmaßend bis unverschämt. In Sonnborn wurde auf einer Breite von 200 Metern ein Ortskern samt Kirche planiert und so ein gewachsener Stadtteil in zwei Hälften geschnitten. Davon ist Ronsdorf sehr, sehr weit entfernt.

  2. Michael sagt:

    wo ist denn dieses Foto entstanden?

    1. Susanne Zweig sagt:

      Sieht nach der Südstraße zwischen Steinbeck und Kleeblatt aus.

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