05.07.2024N. Bernhardt
Busverkehr bricht zusammen, aber: „Die müssen liefern“
Morgens 10.00 Uhr in der Friedrichstraße. Ein einsamer WSW-Mitarbeiter sucht verzweifelt den Fahrer eines einsamen Gliederzuges, der auf dem Seitenstreifen vor der Feuerwehrzufahrt parkt und dabei 60 cm auf die Fahrbahn ragt. Genau dort sollen sich rechtswidrig Busse und Radfahrer (Breite eben jene 60 bis 70 cm) entgegenkommen, wo gewisse Busfahrer immer so tun, als wären die Radfahrer gar nicht da und dann volle Fahrt auf den Radfahrer zufahren.
Und jetzt steht da ein Laster, und der Bus kommt nicht vorbei⁈ Daß der blaue Bus ebenso wie manche Nachfolger so dämlich in der Kreuzung Neumarkt stehen, daß dahinter alles steht – drauf g’schissen. Daß der LKW die Feuerwehrzufahrt zuparkt – ebenso.
Nach mehreren Minuten outet sich ein junger Spund in Badelatschen als Lasterfahrer. Mit etwas Überzeugungskraft bringt er den vormals einsamen Busfahrer dazu, sein Fahrzeug im Zentimeterabstand und ganz vorsichtig links am LKW, rechts an den Pollern vorbeilotsen zu lassen.
Schön, daß solch großzügige Rücksichtnahme einem Stück Lack und Blech zuteil wird. Dieselbe Rücksicht gegenüber lebendigen, entgegenkommenden Radfahrern gegenüber wäre unheimlich nett. Gerade weil die Straßenverkehrs-Ordnung oft hinter dem unbedingt einzuhaltenden Fahrplan zurückstehen muß.
Derweil steht ein weiterer LKW seit Ewigkeiten die Zufahrt zum Willy-Brandt-Platz zu. Ah, da ist ja der Dezernent für Sicherheit und Ordnung. Was sagt der denn zu der Verkehrsbehinderung? „Die müssen liefern.“ Da(s) sei eine Baustelle. Im öffentlichen Verkehrsraum ist die aber nicht, von wegen Sonderrechte nach § 35 StVO.
Wäre in diesem Kaff ein Mensch in der Verwaltung an der Flüssigkeit des Verkehrs im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung interessiert, hieße das: der „Bauherr“ beantragt ganz offiziell eine Genehmigung für die Anlieferung mit Sattel- und Glieferzügen auf öffentlicher Verkehrsfläche. Falls sachdienlich, bekommt er dazu ein Halteverbot eingerichtet und seine Laster eine Erlaubnis, dort zu entladen. Wer dort unberechtigt parkt, wird abgeschleppt.
Derselbe Murks mit „die müssen laden“ besteht seit Jahr und Tag bei Müller am Wall. Offiziell wird behauptet, die müßten halt mit Siebeneinhalbtonner da laden. Natürlich ist ganz offiziell bekannt, daß seit Bestehen dort mehrfach die Woche 40-Tonner anliefern – entweder auf dem Radweg, oder der Laster macht die Fußgängerzone dicht. Komischerweise ging es zu Kaufhof-Sport-Zeiten auch ohne. Und auch hier interessiert es bzw. kümmert sich kein Schwein darum, das Problem ordentlich zu lösen.
Weiter mit:
Ich denke, bei der Bundeswehr wäre der dümmste Logistiker zum obersten Beschaffer befördert worden. Siehe Drohnenprojekte wie EuroHawk/Pegasus, in die ergebnislos bis zu einer Milliarde Euro reingebuttert wurde.
Paketdienste sind heute dank vernetzter Computer und Mobilfunk in der Lage, Pakete bis 11 Uhr in der Fußgängerzone zuzustellen. Dank der Inkompetenz der Konzernleitungen sieht man dann die Zusesteller von DHL&Co. bis 14 oder 15 Uhr in der Fußgängerzone, die am unteren Ende der Lohnskala die Knöllchen bezahlen, oder alternativ den Hut nehmen dürfen.
Hinrich Heyken war einst Stadtplaner und hat ein sehr erhellendes Werk „Fußgängerparadiese“ – Wuppertaler Stadtgeschichte verfaßt.
http://stadtgeschichte-wuppertal.de/hheyken_bilder/heyken_fussgaengerzone%20wuppertal.pdf
Damals hat man dafür gesorgt, daß die Parkhäuser außerhalb der Fußgängerzone errichtet wurde. In der Ära Meyer baut die Parkhäuser wieder mitten in die Fußgängerzone (z.B. Calvinstraße/Holiday Inn Express).
Was früher einwandfrei funktioniert hat: die Belieferung der Geschäfte weit vor Ladenöffnung und auch im Laden selbst die Regalbestückung vor Eintreffen der Kunden, interessiert heute kein Mensch mehr.
„Logistik“ ist für die sog. „Fachkräfte“ nicht nur verbal ein Fremdwort, auch dessen Bedeutung scheint in der kaufm. Berufsschule und im Ausbildungsbetrieb tatsächlich ein unverstandenes Fremdwort zu sein. Deshalb mal Logistik in einfacher Sprache: „die richtige Ware in der richtigen Menge, Qualität und Preis zur richtigen Zeit am richtigen Ort“.
Hätte ich früher als Logistiker bei der Bundeswehr so gearbeitet, wäre ich vermutlich standrechtlich erschossen worden.